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Mehr Kunst aus der Dose

Graffiti-Künstler beklagen, dass es in Görlitz zu wenig Entfaltungsmöglichkeiten für ihre Kunst gebe. Doch die Stadt plant einige Projekte.

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© nikolaischmidt.de

Von Tobias Boccarius

Görlitz. Für Marian Vetter ist der Zaun ein Witz. Jahrelang konnten er und andere Sprayer auf dem Gelände des alten Schlachthofes in Görlitz ihre Kunstwerke anfertigen, doch damit ist jetzt Schluss. Denn der Klub Nostromo lässt das Gelände auf der Cottbuser Straße mit einem hohen Zaun und Kameras ausstatten. In letzter Zeit war es häufiger zu Vorfällen gekommen, bei denen auf dem Gelände randaliert wurde. Der alte Schlachthof ist zwar kein offizieller Ort zum sprayen, jedoch wurden Graffiti-Künstler hier oft geduldet. „Es muss doch irgendwo einen Ort geben, wo man regelmäßig hingehen und sprayen kann“, sagt Marian Vetter.

Cornelius Hütter, der früher aktiv in der Szene war, sieht das Problem ebenso. „Die Situation für Graffiti in Görlitz ist wirklich nicht die Beste, das Angebot an legalen Flächen in Görlitz ist gleich Null. Möchte man in der Stadt Graffiti malen, setzt man sich entweder mit einer Anmeldung, und die dauert ewig, auseinander, oder man geht eben illegal malen. „Ich selbst bin nicht mehr wirklich aktiv, aber gäbe es freie Wände, würde ich diese mit Sicherheit nutzen.

Einige gibt es: Am Klub Basta auf der Hotherstraße ist eine Wand, die regelmäßig besprüht werden darf. Allerdings nur mit Anmeldung. Auch auf dem Gelände des ASB Jugendhauses Effi auf der Konsulstraße wird eine Graffiti-Fläche für Jugendliche zur Verfügung gestellt. Beim Fokus-Festival soll dieses Jahr ebenfalls eine Wand für Sprayer auf dem Gelände der Rabryka bereitstehen. „Diese soll bestenfalls nachher weiterhin öffentlich auf dem Gelände benutzbar sein“, informiert der Vorstandsvorsitzende, Christian Thomas.

Doch was bringen diese angebotenen Flächen? „Der Reiz für viele Sprayer ist ja gerade der, urbane Räume zu gestalten. Eine legale Fläche kann also niemals die gleiche Anziehungskraft entfalten wie die Leinwand, die sich der Künstler selbst aussucht“, erklärt Stadtsozialplaner Sebastian Kubasch. Es sei wichtig, Street-art-Projekte anzubieten oder mit den Künstlern zusammenzuarbeiten. Dies war in den letzten Jahren besonders bei der Gestaltung von öffentlichem Raum, zum Beispiel an der Mauer hinter dem Gesundheitsamt oder an Containern und Baracken auf Sportplätzen der Fall. Auch zukünftig sind weitere Kooperationen mit Vereinen und Künstlern geplant. „Aktuell denken wir über eine Containergestaltung im neu gebauten Stadion der Freundschaft nach“, so Kubasch. Graffiti-Künstlern wie Marian Vetter bieten sich also einige Projekte für ihre Kunst.