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Mehr junge Flüchtlinge in Hirschfelde

Der Internationale Bund darf jetzt 22 minderjährige Asylbewerber betreuen. Geplant waren sogar noch mehr.

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Von Jan Lange

Für die vier jungen Afghanen Lalgul, Ali, Ewaz und Ali haben sich die Mühen ausgezahlt, die deutsche Sprache zu lernen. Die minderjährigen Flüchtlinge, die vom Internationalen Bund (IB) in Hirschfelde betreut werden, haben eine Lehrausbildung begonnen. Das ist auch für Wolfgang Dreßler ein positives Beispiel. Dreßler ist in der Landkreisverwaltung für die unbegleiteten minderjährigen Asylbewerber zuständig. Davon gibt es im Landkreis derzeit gut 130. 19 dieser jungen Flüchtlinge leben unter dem Dach des IB in Hirschfelde.

Und es können noch mehr werden. Denn Sachsen muss viel mehr jugendliche Asylbewerber betreuen. „Der Freistaat belegt einen der letzten drei Plätze aller Bundesländer bei der Aufnahme von minderjährigen Flüchtlingen“, erklärt Dreßler. Länder wie Bayern und Hessen haben dagegen deutlich mehr aufgenommen, als sie nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel eigentlich müssten. Innerhalb Sachsens wiederum sei der Landkreis Görlitz einer der Kreise, die bisher zu wenige minderjährige Asylbewerber betreuen, so Dreßler weiter. Mehr als 160 müssten es demnach eigentlich sein. Da die Umverteilung künftig strikter vollzogen wird, rechnet der Landkreismitarbeiter mit zusätzlichen jungen Flüchtlingen. Und für die müssen auch Plätze vorhanden sein.

In Hirschfelde hat allein die Ankündigung, dass weitere junge Flüchtlinge kommen sollen, für jede Menge Gerüchte gesorgt. Von bis zu 40 Asylbewerbern war die Rede. Wolfgang Dreßler beruhigt. Die Zahl der Plätze sei zwar erhöht worden, doch die von einigen Hirschfeldern befürchtete Anzahl stimme nicht. Beim Landesjugendamt wurde laut Dreßler eine Erhöhung der Betreuungsplätze um vier auf insgesamt 24 beantragt. Genehmigt wurden nach seinen Worten aber nur zwei zusätzliche Plätze. Und die auch nur bis zum 31. Januar 2017.

Einrichtungen mit 50 bis 60 jungen Flüchtlingen wie in Bautzen wolle der Landkreis vermeiden, betont Dreßler. Die größte Einrichtung in Görlitz betreue derzeit 25 minderjährige Asylsuchende. Die vorhandenen Plätze müssen ausgeschöpft werden. Es könne bei Bedarf zu Überbelegungen kommen, erklärt der Landkreismitarbeiter. Bis zu 20 Prozent sind möglich. In einigen Einrichtungen im Kreis werde dieser Wert auch erreicht.

Mit einer Entspannung rechnet Dreßler frühestens im nächsten Frühjahr. In den ersten Monaten des neuen Jahres werden einige der minderjährigen Flüchtlinge 18. Sie müssen dann die Einrichtungen verlassen und in eine Gemeinschaftsunterkunft umziehen. Auch beim IB in Hirschfelde betrifft das den einen oder anderen jungen Asylbewerber. Deshalb seien die zusätzlichen Betreuungsplätze vorerst nur bis Ende Januar genehmigt worden, sagt Dreßler. Eine weitere Reduzierung der Plätze werde es in Hirschfelde aber voraussichtlich nicht geben. Wenn die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge im kommenden Jahr sinken sollte, werde der Landkreis zuerst die Betreuungsplätze in anderen Einrichtungen verringern. Denn andere Häuser seien von der Lage ungünstiger und zum Teil seien sie momentan nur geduldet. Zuallererst werde der Landkreis aber die Überbelegungen abbauen. Wie sich die Zahl der minderjährigen Flüchtlinge entwickelt, wisse keiner, so Dreßler. Deshalb könne es auch keine langfristige Planung geben.

Bedenken wegen der Erhöhung der Betreuungsplätze für junge Flüchtlinge in Hirschfelde hat Dreßler keine. Beim Tag der offenen Tür im April hätten nach seinen Worten alle Seiten das Gefühl gehabt, dass der IB die Betreuung sehr gut beherrsche. Die Verwaltung treffe sich regelmäßig mit der Polizei, um über mögliche schwierige Entwicklungen zu beraten. Über Hirschfelde habe Dreßler seit längerer Zeit nichts Negatives gehört. Den letzten Vorfall gab es im Dezember, als Feuerwerkskörper – wahrscheinlich von polnischer Seite – auf das Gelände des IB abgefeuert wurden. Zuvor wurde das Auto einer Mitarbeiterin beschädigt. Auch über Beleidigungen gegenüber den jungen Flüchtlingen habe er in den vergangenen Monaten nichts gehört, sagt Dreßler. Er hält die Mitarbeiter an, alle Vorfälle anzuzeigen.

Es sei nicht wichtig, wie viele minderjährige Asylbewerber da sind, sondern wie man sich um sie kümmere, findet der Landkreismitarbeiter. In Hirschfelde sorgt man sich gut um die Flüchtlinge, wie das Beispiel mit den Lehrstellen zeigt. Doch bei allen Problemen können die Hirschfelder Betreuer auch nicht helfen. So wurden die ausbildungsbegleitenden Beihilfen von der Arbeitsagentur endgültig abgelehnt. Dabei handelt es sich um eine schulische Förderung, die neben der theoretischen und praktischen Lehrausbildung erfolgt.