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Mehr Inhalt, weniger Nachfrage

85 Zuzügler nutzten voriges Jahr in Görlitz das Begrüßungspaket von Kommwohnen und Partnern. So wenige waren es noch nie.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Und wieder ist das Paket voller. Nachdem erst im vorigen Sommer das Familienbüro am Demianiplatz mit dem Gutschein für ein Görlitz-Malbuch hinzu gekommen war, beteiligen sich seit Beginn des neuen Jahres zwei weitere Partner am Begrüßungspaket für zugezogene Neugörlitzer. Das FitInn-Studio steuert Fitness-Gutscheine bei und erlässt einen Monatsmitgliedsbeitrag sowie die Aufnahmegebühr, der Löbauer Baustoffhändler Raab Karcher gibt in den ersten drei Monaten nach dem Einzug 20 Prozent Sonderrabatt.

Folglich könnte Arne Myckert sich zufrieden zurücklehnen. Der Geschäftsführer des städtischen Tochterunternehmens Kommwohnen hatte das Begrüßungspaket Ende 2012 ins Leben gerufen – zusammen mit den Stadtwerken und der Verkehrsgesellschaft. Die drei Partner begrüßen Menschen, die von außerhalb nach Görlitz ziehen, mit besonderen Vergünstigungen.

Kommwohnen erlässt die Kaltmiete in den ersten zwei Monaten und gibt in der Umzugsphase zwei freie Übernachtungen für zwei Personen in der Alten Herberge „Villa Ephraim“ dazu. Die Stadtwerke spendieren eine Gutschrift über einen durchschnittlichen Monatsverbrauch für Strom sowie ein Energiesparpaket. Die Verkehrsbetriebe ermöglichen drei Monate freie Nutzung von Bus und Bahn. Nach und nach kamen weitere Partner mit eigenen Rabatten hinzu: Die Conti’sche Haus- und Grundbesitzverwaltung, die Volksbank Raiffeisenbank, die Landskron Brauerei, das Senckenberg-Museum für Naturkunde, der Naturschutz-Tierpark, das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau, Otto-Immobilien, der Oberlausitzer Kreissportbund und die Volkshochschule Görlitz. Mit den Inhalten stieg auch die Zahl der Nutzer des Paketes. Ende 2012 wurden die ersten drei Pakete ausgereicht, 2013 schon 114, 2014 dann 89 und 2015 schließlich 102.

Nun aber kommt der Einbruch: Im Jahr 2016 nutzten nur 85 Neugörlitzer das Paket – so wenige wie noch nie seit Beginn der Aktion. Zumindest eine Erklärung hat Myckert dafür: „2016 zogen weniger Leute von außerhalb bei uns ein, weil wir bestimmte Wohnungen in Rauschwalde und Weinhübel mit einem Vermietungsstopp versehen haben.“ Es sind die Wohnungen, bei denen Investitionen nötig wären, und bei denen Kommwohnen glaubt, dass sich die Investitionen langfristig nicht rechnen. „Deshalb haben wir insgesamt deutlich weniger freie Wohnungen zu vermieten“, sagt der Kommwohnen-Geschäftsführer.

Allerdings erklärt das den Rückgang nicht vollständig. Es gibt nämlich noch andere Zahlen. Laut Myckert verzeichnete Kommwohnen im Jahr 2012 exakt 109 Zuzüge von außerhalb, 2013 bereits 149, 2014 dann 192, 2015 sogar 214 und 2016 schließlich 191. Anders gesagt: Der Rückgang beim Begrüßungspaket ist größer als der bei den Neuvermietungen an Auswärtige. 2015 nutzten 47,7 Prozent von ihnen das Begrüßungspaket, 2016 nur 44,5 Prozent. Das kann sich Myckert auch nicht so recht erklären: „Das Begrüßungspaket ist ja nicht unattraktiver geworden, ganz im Gegenteil.“ Der Hauptgrund, warum es nicht alle Zuzügler annehmen: Nur wer einen Mietvertrag mit einer Mindestlaufzeit von 18 Monaten abschließt und Stromkunde bei den Stadtwerken wird, erhält es. Nicht jeder will sich aber auf 18 Monate binden. Das war allerdings auch schon 2015 so.

Myckert und seine Partner hoffen nun, dass die Nutzerzahlen in diesem Jahr wieder steigen. Dazu könnten auch die neuen Inhalte beitragen. Nach derzeitigem Stand läuft das – bisher immer wieder zeitlich befristete – Begrüßungspaket Ende dieses Jahres aus. Dass es dazu wirklich kommt, glaubt Myckert aber nicht: „Ich gehe davon aus, dass wir es erneut verlängern werden.“