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Mehr Freizeit für Glashütte

Sarah Turner mag die Uhrenstadt, allerdings fehlt ihr hier einiges. Wie sie das ändern will.

Von Maik Brückner
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Sarah Turner interessierte sich, was sich in der Glashütter Innenstadt tut. Die junge Frau will aber nicht nur zuschauen, sondern mitgestalten. Deshalb hat sie den Vorsitz im neu gegründeten Glashütter Freizeit- und Kulturverein übernommen. Der Verein
Sarah Turner interessierte sich, was sich in der Glashütter Innenstadt tut. Die junge Frau will aber nicht nur zuschauen, sondern mitgestalten. Deshalb hat sie den Vorsitz im neu gegründeten Glashütter Freizeit- und Kulturverein übernommen. Der Verein © Karl-Ludwig Oberthür

Glashütte. Von ihrem Balkon hat Sarah Turner einen guten Ausblick auf die Glashütter Innenstadt. Sie weiß, dass sie viele darum beneiden. Im Städtchen hatte es sich schnell herumgesprochen, dass sie den Zuschlag für diese Wohnung bekommen hat. „Ach, Sie sind das!“, hörte sie, als sie mit Glashüttern ins Gespräch und auf ihre Wohnung zu sprechen kam, und lächelt. „Wir haben die einzige Wohnung mit einem Außenbalkon auf der Hauptstraße, sie scheint sehr begehrt zu sein.“

Seit Ende August lebt die 30-Jährige mit ihrer Familie in der Uhrenstadt. „Wir haben uns gut eingelebt“, sagt die junge Frau, die zurzeit in Elternzeit ist und sich hauptsächlich um ihren 13 Monate alten Sohn kümmert. Mit dem ist sie viel in der Stadt unterwegs. Dabei entdeckte sie auch den Spielplatz an der Vogelwiese. Der wurde auf Initiative von Eltern um einige Geräte erweitert, auf denen Kleinkinder wie ihr Sohnemann spielen können. Doch so richtig praktisch sei der Spielplatz nicht, befand die gebürtige Dresdnerin nach ihrem ersten Besuch.

An heißen Tagen wollte sie ihren Knirps dort nicht spielen lassen, weil es kein Sonnensegel gibt, das Schatten spenden könnte. Zudem heizen sich die Gummimatten, die als Fallschutz ausgelegt wurden, bei starker Sonneneinstrahlung auf. Und auch eine Absicherung zum nahen Prießnitzbach vermisst sie. Weil das andere Mütter auch so sehen und der Spielplatz offenbar deshalb nur selten genutzt wird, wandte sich Sarah Turner an den Glashütter Ortschaftsrat. Dort brachte sie ihre Kritik und ihre Vorschläge vor.

Familie plant Zukunft in Glashütte

Der konnte nicht direkt helfen, da der Spielplatz von der Stadt errichtet wurde, sagt sie. Allerdings hatte der Ortsvorsteher nach dem Gespräch wohl den Eindruck, dass diese junge Frau gut in den noch zu gründenden Glashütter Freizeit- und Kulturverein passen könnte. Zumindest lud er Sarah Turner zur Gründungsveranstaltung ein. Sie zeigte sich interessiert. „Ich habe mich schon in meiner Jugend engagiert“, sagt sie. Im Gymnasium war sie Klassensprecherin und arbeitete in der Schülerzeitung mit und wurde dort Chefredakteurin.

Nach ihrem Abitur hat sie sich zur Assistentin der Tourismuswirtschaft ausbilden lassen, hat mehrere Monate in Tunesien gearbeitet, längere Reisen unternommen und später kurzzeitig in einem Start-up-Unternehmen als Geschäftsführerin gearbeitet. An diesen Erfahrungen ist sie gereift. Nun sei es an der Zeit, sesshaft zu werden. Sie ging zur Gründungsveranstaltung und erklärte sich bereit, für den Vorsitz zu kandidieren. Und das nicht nur, weil sich kein anderer bereit erklärte. Sie will etwas verändern.

Die Zeit dafür hat sie. Ihr Psychologiestudium möchte sie als Fernstudium fortsetzen. „Danach würde ich gern in einer der Uhrenfirmen in der Personalabteilung arbeiten“, sagt sie. Auch ihr Mann, der gebürtiger Amerikaner ist, plant offenbar eine Karriere in Glashütte. Als sie noch in Dresden lebten, hat er eine Uhrmacherausbildung angefangen. Damit er mehr Zeit für sein Kind hat, suchte sich die Familie eine Wohnung in Glashütte und fand sie. Den Umzug aufs Land haben die Turners indes nicht bereut. „Wir brauchen den Trubel einer Großstadt nicht.“ Stattdessen genießen sie die Ruhe der Kleinstadt.

Neues ausprobieren

Die Turners wollen länger bleiben. Deshalb ist es auch Sarah Turners Herzensangelegenheit, das Leben in Glashütte zu bereichern. Ein paar Ideen hat sie mit anderen Glashüttern schon zusammengetragen. So soll es am 23. Januar erstmals ein Weihnachtsbaumverbrennen geben. Auf weitere Veranstaltungen möchte sie sich am 29. Februar mit ihren Mitgliedern verständigen. Sie kann sich vorstellen, dass es wieder ein Kinderfest geben wird. Auch ein kleines Stadtfest zum 510-jährigen Bestehen der Stadt Glashütte sei vorstellbar. Und auch die eine oder andere Tanzveranstaltung soll es geben. „Wir wollen mit anderen Vereinen und mit der Bibliothek zusammenarbeiten“, kündigt sie an.

Und auch Neues möchte sie gern ausprobieren, zum Beispiel ein Repair-Café, bei dem man sich ungezwungen trifft, um nebenbei Spielzeug oder Fahrräder zu reparieren. „In Dresden gibt es solche Treffen, warum soll das nicht hier funktionieren?“ Probieren möchte sie es – vorausgesetzt, ihr Verein sieht das auch so.

Demnächst möchte sie auch den Bürgermeister besuchen. Das Treffen möchte sie nicht nur nutzen, um sich vorzustellen, sondern um auch über das noch zu schaffende Vereinshaus reden. Bisher ist der Umbau des Schützenhauses zu einem kombinierten Schützen- und Vereinshaus im Gespräch. Sarah Turner hat noch andere Ideen. Auch darüber möchte sie reden, nicht nur mit dem Bürgermeister, sondern auch mit ihren Vereinsmitgliedern, die sie dafür gewinnen möchte. Vielleicht, so sagt sie, könnten die Glashütter viel schneller als gedacht zu einem Vereinshaus kommen. Mehr möchte sie nicht verraten.