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Mehr als Sekt und Schnittchen

Neujahrsempfänge sind in Mode gekommen. Kontakte werden geknüpft und Bürger geehrt. Manche Gemeinden in Löbau-Zittau wollen sich das aber nicht mehr leisten.

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© Matthias Weber

Von Romy Kühr

Löbau-Zittau. In der Gemeinde Kottmar wird das neue Jahr nicht gefeiert. Jedenfalls nicht offiziell. In der Gemeinde gibt es dieses Jahr keinen Neujahrsempfang. Das hat finanzielle Gründe, sagt Kottmar-Bürgermeister Michael Görke (parteilos). „Das ist ein großer Aufwand, organisatorisch und auch finanziell“, sagt der Bürgermeister – ohne eine genaue Summe zu nennen, mit welchen Kosten so ein Empfang zu Buche schlägt.

Michael Görke schließt aber nicht aus, dass es wieder einen Neujahrsempfang in der Gemeinde Kottmar geben wird. „Wir werden das sicher wieder mal machen. Das ist eine schöne Möglichkeit, verdiente Bürger auszuzeichnen“, so Görke. In früheren Jahren hatte es Neujahrsempfänge – zumindest in der ehemaligen Gemeinde Eibau – regelmäßig gegeben. Momentan sieht Görke aber, dass es der Haushalt der Gemeinde nicht hergibt, so ein Fest zu stemmen. Er will das Geld der Gemeinde derzeit lieber in die Infrastruktur investieren. „Der Bedarf ist groß.“ Etliche Straßenbauvorhaben sind zum Beispiel geplant. Hochwasserschäden müssen beseitigt werden. Dafür gibt es zwar Fördermittel. Aber die Gelder werden oft spät ausgezahlt, die Gemeinden müssen in Vorkasse gehen.

Die Stadt Ebersbach-Neugersdorf hat hingegen eine Möglichkeit gefunden, sich den Aufwand für einen Neujahrsempfang – finanziell wie organisatorisch – zu teilen. In der Oberlandstadt wird der Neujahrsempfang gemeinsam mit einem Wirtschaftsunternehmen aus der Stadt veranstaltet. Die Firma stellt ihre Räume zur Verfügung, beteiligt sich an Verpflegung und Kulturprogramm und lädt eigene Gäste ein. Diese Tradition startete Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos) im vorigen Jahr. Da gab es den ersten Neujahrsempfang in Ebersbach-Neugersdorf überhaupt. Die Volksbank machte voriges Jahr den Anfang, vergangene Woche fand der Neujahrsempfang bei der Firma EAB Elektroanlagenbau statt – und für nächstes Jahr hat sich MBN schon bereiterklärt.

Kooperationen zwischen Wirtschaft und Politik, das sieht man auch im Zittauer Rathaus als ein wichtiges Argument für den Neujahrsempfang. In Zittau hat er ebenfalls in der vergangenen Woche stattgefunden – und zwar im ganz großen Rahmen mit 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Zittauer Theater. So ein Abend sei ein hervorragender Kommunikations- und Vernetzungspunkt, erklärt Kai Grebasch, Pressesprecher der Stadt, warum der Neujahrsempfang für die Stadt wichtig ist. Außerdem biete der Abend Gelegenheit, einzelnen Akteuren des städtischen Lebens Danke zu sagen, zum Beispiel sei es mit der Einladung zum Empfang oder sogar mit einer Auszeichnung bei der Festveranstaltung. So wurden auch dieses Jahr wieder mehrere Engagierte ausgezeichnet. Finanziert wird das Ganze aus dem Budget des Oberbürgermeisters, wie hoch genau die Kosten sind, verrät auch Zittau nicht. Unterstützung gibt es außerdem durch Sponsoring, so würden zum Beispiel Raummieten erlassen. In diesem Jahr trat auch die Zittauer Wohnungsbaugesellschaft als Sponsor auf.

Groß und bunt – ähnlich wie Zittau – hat auch die Stadt Löbau bisher ihre Neujahrsempfänge gefeiert. Dieses Jahr verzichtet Oberbürgermeister Dietmar Buchholz jedoch auf die Veranstaltung. Der Grund: Löbau steht in diesem Jahr ein großes Fest bevor, der Tag der Sachsen findet Anfang September in der Stadt am Berge statt. „Damit sind wir schon jetzt sehr beschäftigt“, so Stadtsprecherin Eva Mentele. Für den Tag der Sachsen engagieren sich bereits jetzt viele und es werden weitere Helfer dazu kommen, so Frau Mentele. Deshalb will die Stadt dieses Jahr lieber nach dem Tag der Sachsen eine Dankeschönveranstaltung organisieren. Eventuell will sie dafür aber auch einen Neujahrsempfang in größerem Rahmen im nächsten Jahr nutzen, das steht noch nicht fest.