Merken

Mehr als nur Weidezäune

Werner und Clemens Tietze aus Hohenlauft sind dem Zaunteam beigetreten. Von Ackerbau und Viehzucht allein können sie inzwischen weniger gut leben.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Braun

Von Heike Heisig

Roßwein. Seit die Asylbewerber im späten Frühjahr nach Roßwein gekommen sind, wird das parkähnliche Freigelände an der Döbelner Straße viel stärker als vorher genutzt. Die Bewohner spielen Fußball und anderes. Bei ein paar Dutzend Leuten, die diesen Freizeitbeschäftigungen nachgehen, bleibt es nicht aus, dass der Ball über den Gartenzaun fliegt. Weil sich das häufte und der Maschendrahtzaun indes ziemlich gelitten hat, gab’s Ärger. Der sollte nun zumindest wegen verirrter Bälle verraucht sein.

Werner Tietze und sein Sohn Clemens aus Hohenlauft haben am Donnerstag einen mehrere Meter hohen Ballfangzaun an der Grenze zwischen dem Garten des Asylbewerberheimes und der Nachbarvilla aufgebaut. Die beiden Männer sind seit einiger Zeit als Zaunteam Mittelsachsen unterwegs. Der Landwirtschaft abgeschworen hat Werner Tietze deshalb aber nicht.

Seine Berufung war und ist die Landwirtschaft. Sie hat ihn 1999 in die damals neuen Bundesländer und ein Jahr später nach Hohenlauft geführt. Bis dahin war er in Franken zuhause. Trotzdem hat sich der Wahlsachse jetzt dafür entschieden, nur noch Landwirt im Nebenerwerb zu sein. „Es wird immer schwieriger, davon eine Familie zu ernähren“, erklärt er. Auch aus diesem Grund ist Werner Tietze zu einem neuen Job gekommen: dem Zaunbau. Die Idee dazu hatte er eigentlich beim Bau von Weidezäunen für die eigenen Tiere.

Nun bietet er diesen Service auch anderen Tierhaltern an. Darüber hinaus installieren Werner und Clemens Tietze wie gestern in Roßwein hohe Ballfangzäune, Sicherheitszäune um Firmen oder Zäune um Haus und Hof. Auch Tore gehören zum Einbauprogramm. Dafür reisen sie bis nach Chemnitz, Stollberg und Aue. In der Region haben die zwei schon fast in allen Städten gearbeitet und Zäune nahezu jeder Bauart – von Aluminium und Edelstahl bis Kunststoff – installiert.

Ein Schweizer hat’s gegründet

Die Tietzes sind Franchise-Nehmer von Zaunteam geworden, wie um die 80 Unternehmer im deutschsprachigen Raum auch. Gegründet hat das Zaunteam ein Schweizer Landwirt. Auf dieses Arbeitsfeld ist er vor mehr als 25 Jahren wie Tietze auch über den Bau von Weidezäunen gekommen. „Weil ich gelernter Landmaschinenmechaniker bin, liegt das Handwerkliche bei mir nahe“, versichert Tietze, dass er sich nicht nur auf Ackerbau und Viehzucht versteht.

Weil jetzt im Herbst und Winter eine gute Zeit für die Dienstleitung im Zaunbau ist, haben die Tietzes ihre Äcker in diesem Jahr noch nicht winterfest gemacht. „Aber das kriegen wir noch hin“, sagt Werner Tietze, ehe er sich wieder um die abschließenden Handgriffe am Ballfangnetz des Asylbewerberheimes kümmert.

Als Nebenerwerbslandwirt bewirtschaftet er jetzt noch 25 Hektar Land, wo er unter anderem das Futter für seine Tiere anbaut. Das sind noch 15 Rinder als Mutterkuhherde sowie ein paar Schweine. Die schottischen Hochlandrinder der Hohenlaufter grasen gegenwärtig an der Mulde in Mahlitzsch. Der biologischen Landwirtschaft will sich Werner Tietze auch weiter widmen. „Das gebe ich nicht ganz auf“, sagt der passionierte Bauer.