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Mehr als nur Waren

Der Wettinplatz ist dienstags und freitags der Coswiger Treff für Obst- und Gemüsekauf, aber auch zum Quatschen. Und, es gibt auch Geheimtipps.

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© Matthias Schumann

Von Uta Büttner

Coswig. Grau und dunkel ist es. Die feuchte Kälte kriecht förmlich unter die Haut. Kein schöner Vormittag, um das warme, wohlige Zuhause zu verlassen. Trotzdem drängeln sich auch an dem zweiten Markttag des Jahres auf dem Wettinplatz in Coswig viele Menschen, um Frisches einzukaufen und bekannte Gesichter zu treffen.

Beim Fruchthandel Christian Zytowski aus Weinböhla steht eine lange Schlange. Vor allem die regionalen Produkte sind gefragt. Doch er verkauft auch Zitrusfrüchte und mehr, anders könne man nicht überleben, sagt er. An diesem Freitag haben nur elf Händler ihre Stände aufgebaut, 20 bis 25 kommen normalerweise. „Wenn das Wetter wieder freundlicher wird, sind auch wieder mehr da“, sagt Marktleiterin Elvira Winter. So wird beispielsweise ein polnischer Händler sehr vermisst. Innerhalb von ein paar Minuten fragt die zweite Frau, wo der denn bleibe. Sie erzählt, was es bei ihm Besonderes zu kaufen gibt: „Die Butter ist viel besser als jede andere. Geschmack und Konsistenz sind einmalig. Das ist ein Geheimtipp“, sagt sie lachend.

Aber der Markt bietet viel mehr als nur Waren. Er bedeutet für die Senioren – viele auch mit Rollator unterwegs – nicht nur Einkaufen. Eine Rentnerin erzählt: „Das Wichtigste ist, sich hier mal mit jemandem zu unterhalten.“ Das bestätigt auch Elvira Winter: „Heute ist kein schönes Wetter, da sind nicht so viele Leute da. Sonst ist beispielsweise die Bank unter der alten Eiche ein ganz beliebter Ort zum Ausruhen und Quatschen.“ Viele Kunden kennen Elvira Winter persönlich. Nur ein paar Worte wechseln und ein Lächeln, das reicht und ist auch der Marktleiterin wichtig.

Eine 74-jährige Dame mit Rollator hat gerade etwas Obst und Gemüse gekauft. Seit Jahren kommt sie regelmäßig auf den Markt. Sie schafft es noch, ihr Eingekauftes allein nach Hause zu bringen. Doch manchem Rentner sind die Taschen zu schwer. Dann liefert Christian Zytowski das Obst und Gemüse auch nach Hause. Oder einige Senioren rufen nur an, weil ihnen der Weg zu beschwerlich ist. Auch diesen Service bietet der Obst- und Gemüsehändler hin und wieder an, sagt die Marktleiterin. Christian Zytowski steht seit 15 Jahren immer dienstags und freitags von 8 bis 14 Uhr auf dem Platz. „Außer bei Frost“, sagt er. Viele Stammkunden hat er, weiß zumeist schon, was sie wünschen.

Auch beim Strumpfwarenstand sammeln sich Senioren. Diesmal aber nicht, um Socken zu kaufen, sondern Wolfgang Lang bietet zudem Groschenromane zum Tausch an. Kistenweise stapeln sich die Heftchen mit Krimis, Western oder Liebesromanen. Pro getauschtem Büchlein sind zehn Cent zu zahlen. Kaufen ist natürlich auch möglich. Je nach Dicke zahlt man dann bis zu 50 Cent. Eine 64-Jährige besucht den Markt seit 20 Jahren regelmäßig. Sie ist begeistert von Wolfgang Langs Angebot, hat auch wieder einen ganzen Beutel Bücher dabei. Und danach geht es noch zum Bäcker, Fleischer und Gemüsehändler.

Und auch der Fischhändler mit seinen frischen Fischen aus Steinbach ist ein gefragter Mann. Es dauert nur wenige Stunden, dann hat er alle verkauft. Inzwischen ist es 11 Uhr und nur noch ein Karpfen schwimmt in der Wanne.

Langsam geht es auf die Mittagszeit zu. Der Markt mit den vielen Rentnern lichtet sich etwas. Gegen zwölf ist es Zeit für die Berufstätigen, die Pause für ein paar Wochenendeinkäufe zu nutzen. Und auch am Imbissstand von René Chrobok finden sich mehr Leute ein. Wenn 14 Uhr der Markt schließt, hat der zweite Fischhändler, Hein Mück, eine halbe Stunde später einen zweiten Termin in Coswig – dann steht er auf dem kleinen Markt im Spitzgrund.