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„Mehr als die Begleitung von Klubs“

Sandy Ungermann vom Pro Jugend-Vorstand und Mitarbeiter Max Stürmer berichten über Neues in der Jugendarbeit.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Dippoldiswalde/ Freital. Der Verein Pro Jugend kümmert sich seit fast zwanzig Jahren um die Jugendklubs und Cliquen in der Weißeritzregion außerhalb der Stadt Freital. Dieses Jahr hat sich der Verein neu organisiert. Die Sächsische Zeitung sprach mit Sandy Ungermann vom Vereinsvorstand und Max Stürmer, Mitarbeiter bei Pro Jugend über die Arbeit des Vereins.

Was hat sich bei der Arbeit von Pro Jugend verändert?

Ungermann: ‚Wir haben zwei große Standbeine. Das eine ist die mobile soziale Arbeit, wo wir uns um Jugendklubs und Jugendgruppen in der gesamten Weißeritzregion außer der Stadt Freital kümmern. Das zweite Bein ist die soziale Arbeit an den Schulen und die Präventionsarbeit in verschiedener Hinsicht. Das wollen wir ausbauen.

Die Gesprächspartner

Sandy Ungermann war Mitarbeiterin bei Pro Jugend. Die 30-Jährige arbeitet heute ehrenamtlich im Vorstand mit. Im Hauptberuf koordiniert die Sozialpädagogin Freiwilligendienste beim Landesverband Sachsen der Arbeiterwohlfahrt.

Max Stürmer ist Sozialpädagoge und bei Pro Jugend hauptamtlich angestellt. Der 30-Jährige ist für die Jugendklubs im Raum Wilsdruff, Tharandt und Dorfhain zuständig.

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Wie muss man sich das vorstellen?

Stürmer: In der mobilen Arbeit halten wir Kontakt zu den Jugendklubs, die sich ja selbst verwalten. Dabei beraten wir sie in verschiedenen Punkten, beim Stellen von Förderanträgen oder bei rechtlichen Fragen. Wir helfen auch, wenn es Kommunikationsschwierigkeiten in einem Klub gibt oder wenn in einem Klub das Thema Generationswechsel ansteht.

Wie ist die Entwicklung, gibt es Nachwuchs für die Jugendklubs?

Stürmer: Aktuell sind es um die 40 Jugendklubs, die wir begleiten. In früheren Jahren waren es schon einmal mehr. Aber wir beobachten in einigen Orten, dass es viele jüngere Leute gibt, die sich dafür interessieren. Beispiele dafür sind Zinnwald, Höckendorf oder Pohrsdorf.

Ungermann: Es gibt immer wieder neue Gruppen, die sich irgendwo in einer Garage, einem Bauwagen, in Parks, auf einem Sportplatz oder in privaten Räumen treffen. Solche Gruppen sprechen wir an, um festzustellen, ob es einen Unterstützungsbedarf gibt. Unser Angebot beruht auf Freiwilligkeit. Ohne dass die Gruppe es will, machen wir nichts. Es gibt auch Beispiele, wo ein Projekt eingeschlafen ist und dann wieder auflebt. So haben wir derzeit den Bikerpark in Dippoldiswalde, bei dem es rund 20 Jugendliche gibt, die diesen wieder beleben wollen.

Generationswechsel steht bei Jugendlichen ja alle paar Jahre an. Wie können Sie dabei helfen?

Ungermann: Vom Gesetz her dürfen wir nur bis zum Alter von 27 Jahren aktiv werden. Was darüber geht ist nicht mehr unsere Sache. Es gibt immer wieder Entwicklungen, dass Jugendklubs langsam in einen Dorfklub übergehen.

Stürmer: Es gibt aber manchmal auch zwei Generationen. Dabei muss bedacht werden, dass im Jugendalter drei Jahre schon einen spürbaren Altersunterschied ausmachen. Wir versuchen dann Regelungen auszuhandeln, dass die Älteren an manchen Wochentagen den Klub nutzen können, die Jüngeren an anderen Tagen. Damit sind dann die vorhandenen Räume sinnvoll genutzt. Es geht aber auch darum, Jüngere, die sich engagieren wollen, an die Aufgaben heranzuführen.

Als zweites Standbein nennen Sie die Arbeit an Schulen. Wie läuft die?

Ungermann: Wir sind seit 2011 insbesondere an Oberschulen aktiv, bisher in den Oberschulen Bannewitz, Kreischa, Klingenberg und Geising. Seit August läuft jetzt ein neues Projekt an der Oberschule Bannewitz. Wir sind dort für die Schulsoziarbeit verantwortlich und haben dafür mit Daniel Tietz auch einen eigenen Mitarbeiter. Er ist als Ansprechpartner täglich für die Belange der Schüler, des Lehrerpersonals und Eltern vor Ort. Diesen Zweig unserer Tätigkeit wollen wir gern ausbauen. Das lässt sich gut mit mobiler Jugendarbeit verbinden. Wir haben dann tagsüber den Kontakt zu den Jugendlichen an der Schule und danach über die Jugendklubs. Wir machen damit auch deutlich: Pro Jugend ist mehr als die Begleitung von Jugendklubs. Weiterhin machen wir punktuelle präventive Angebote an Schulen, wie zum Thema Sucht, Demokratie, Soziale Medien oder Konfliktbewältigung.

Haben Sie neben ihren großen Standbeinen noch weitere Projekte?

Stürmer: Wir arbeiten mit der Jugendgerichtshilfe zusammen. Ende August organisieren wir ein Wochenende am Hüttenteich. Dort können Jugendliche, die Arbeitsstunden leisten müssen, diese unter pädagogischer Begleitung abarbeiten. Wir reden dabei mit ihnen auch darüber, was sie anders machen können, um nicht mehr vor Gericht zu kommen. Die jährliche 48-Stunden-Aktion betreuen wir in der Weißeritzregion und derzeit sind wir auch Regionalkoordinatoren für die U-18-Wahlen in unserem Arbeitsgebiet.

Wie muss man sich die vorstellen?

Dabei werden im September vor der Bundestagswahl eigene Wahlurnen aufgestellt, bei denen Jugendliche unter 18 Jahren ihre Stimme abgeben können. Das gibt ein Bild, wie die Jugendlichen denken. Schulen können das anfordern oder auch offene Treffs machen das wie der Teenie-Treff in Wilsdruff. Wir koordinieren das dann und führen auch eigene Aktionen durch.

Sie haben sich auch neu organisiert. Was hat sich bei Pro Jugend verändert?

Ungermann: Unser Verein wird im kommenden Jahr 20  Jahre alt. Bisher hatten wir einen Vorstand, der aus zwei Personen bestand. Jetzt haben wir fünf Leute im Vorstand, zwei davon sind vertretungsberechtigt für den Verein. Das sind Benjamin Donath und ich. Janet Hellwig, Desireé Wagner und Ronny Wenzel sind weitere Vorstandsmitglieder. Zwei sind Mitarbeiter des Vereins, einer ehrenamtliches Mitglied.

Was erwarten Sie sich von dieser Neuorganisation?

Stürmer: Wir hoffen, dass der Kontakt zwischen den Mitarbeitern und dem Vorstand dadurch enger wird.

Wer sind eigentlich die Mitglieder von Pro Jugend?

Stürmer: Der Verein wird hauptsächlich von seinen Mitarbeitern getragen. Aktive und Ehemalige machen den Großteil der 25 Mitglieder aus. Aber wir stehen für jeden offen, der die Jugendarbeit unterstützen will. Dafür haben wir auch die Form der Mitgliedschaft verändert.

Was hat sich hier geändert?

Stürmer: Es gibt jetzt auch die Möglichkeit, als Fördermitglied mitzumachen für Beiträge von 20, 50 oder 80 Euro im Jahr. Diese Mitglieder können an den Versammlungen teilnehmen, haben aber kein Stimmrecht.