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Mehr als Brot und Milch

Die Tafel bleibt in der Stadt. Doch mit dem Umzug sind Veränderungen verbunden, die verunsichern – und offene Fragen.

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© Andreas Weihs

Von Heike Sabel

Heidenau. Am Dienstag ist wieder Ausgabe in der Tafelstelle auf der Güterbahnhofstraße. Derzeit geht es hier um mehr als Milch und Brot, es geht um die Frage: Was bringt die Zukunft? Die Tafel zieht zum 1. September auf die Ernst-Thälmann-Straße 14. Damit verbunden sind einige Veränderungen. Die einschneidendsten sind die Reduzierung von zwei Ausgabetagen mit je zwei Stunden auf einen Tag mit voraussichtlich vier Stunden sowie der Wegfall der Belieferung von Behinderten nach Hause.

Dagegen haben sich 89 Tafel-Kunden, die für 146 Betroffene stehen, gewehrt. Ihr Brief und die Unterschriftenlisten sind auch an die Stadt und den Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) gegangen. Für ihn zählt, dass die Tafel dauerhaft in Heidenau bleibt. Die andere Variante wäre gewesen, es gibt sie künftig nur noch in Pirna. Das wäre keine Lösung gewesen. Das jetzt gemachte Angebot des Demokratischen Frauenbundes Dresden als Träger und der Hauptstelle in Pirna sei annehmbar und tragbar: Heidenau bleibt als Außenstelle, wird jedoch organisatorisch wieder mehr an Pirna gebunden. Grund sind finanzielle Probleme.

In den vergangenen Jahren hat die Stadt Heidenau jährlich einen Zuschuss zwischen 500 und 650 Euro gezahlt. So viel wie die Tafel beantragte, sagt Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU). Der Antrag für dieses Jahr wurde erst jetzt eingereicht und beläuft sich auf 800 Euro. Warum mehr und so spät, war am Montag nicht zu klären, denn die Tafelverantwortlichen in Dresden und Pirna waren nicht erreichbar.

Auch Madeleine Petereit, die zu den Initiatoren der Unterschriftenaktion gehört, hat sich Gedanken gemacht. Wenn nur jeder zweite Heidenauer einen Euro – oder jeder auch nur 50 Cent – für die Tafel spenden würde, wäre das doch schon eine große Hilfe, sagt sie. Am Umzug werde das aber nichts ändern, die privaten Räume auf der Güterbahnhofstraße wurden gekündigt. Den Heidenauer Tafelmitarbeitern, von denen Madeleine Petereit schwärmt, wurde der Wechsel nach Pirna angeboten.

Um das Beliefern der Behinderten will sich das Pirnaer DRK Gedanken machen. Jedoch gibt es, wenn überhaupt, keine schnelle Lösung. Eine solche ist für Bürgermeister Opitz die Hilfe unter den Tafelkunden. Warum soll es nicht möglich sein, dem Nachbarn einen weiteren Beutel Lebensmittel mitzunehmen, sagt er. Dafür ist nur eine Vollmacht notwendig. So handhabt das Pirna insbesondere bei Behinderten. Hier kommt ein Rollstuhlfahrer auch selbst zur Ausgabestelle.

Die von der Stadt Heidenau geforderte Stellungnahme des Demokratischen Frauenbundes Dresden sei Freitagmittag im Rathaus eingegangen. Opitz werde sich dazu zunächst mit der Geschäftsführerin verständigen. Auch die an ihn gerichteten Briefe werde er beantworten. Entscheidend für ihn sei: „Die Tafel bleibt Heidenau erhalten.“