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Medizinzentrum wächst

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist in neue Räume gezogen. Eine weitere Fachrichtung hätte noch Platz.

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© Arvid Müller

Von Peggy Zill

Weinböhla. Es riecht, als hätte sich der letzte Patient nach der Behandlung eine Zigarette angezündet. Dabei gehört der Rauch zur Behandlung. Moxibustion heißt die asiatische Therapie, bei der spezielle Punkte des Körpers erwärmt werden. Beifuß zieht das überschüssige Wasser aus dem Körper, erklärt Jingjun Hu. Die Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) packt die Kräuter in eine kleine Holzkiste, zündet sie an und stellt die Kisten auf den Körper des Patienten. Der intensive Duft füllt schnell den Raum aus, zieht sogar bis in den Flur und ins Treppenhaus. Da hilft nur Stoßlüften. „Das ist gewöhnungsbedürftig“, sagt Ralph Schibbe, Geschäftsführer Elbland Polikliniken GmbH, zu der das medizinische Versorgungszentrum im Zentralgasthof gehört.

Bis vor Kurzem musste Jingjun Hu noch direkt neben dem Orthopäden moxen. Nun hat sich das MVZ vergrößert und die Ärztin zwei neue Behandlungsräume bekommen, die durch mehrere Türen von den anderen getrennt sind. Die Gemeinde hat den Ausbau bezahlt und auch dafür gesorgt, dass es eine gute Lüftung gibt.

Es sind aber nicht immer brennende Kräuter, die bei der TCM zum Einsatz kommen. Jingjun Hu weiß auch, mit den kleinen Akkupunkturnadeln umzugehen. Schmerzen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Allergien und sogar die Zigarettensucht gehören zu den Anwendungsgebieten der Chinesischen Medizin. Sie sei eine gute Ergänzung zur westlichen Schulmedizin, findet die Chinesin. Viele ihrer Patienten würden kommen, wenn die anderen Ärzte nicht mehr weiterwissen, Medikamente nicht mehr helfen. Bei der TCM wird nach Blockaden im Körper gesucht, die die Beschwerden auslösen und die Lebensenergie Qi am Fließen stören. Das ist keine Kassenleistung, weshalb viele den Weg zu Jingjun Hu bisher scheuen. „Auch die Schulmedizin muss sich dafür frei machen“, findet Ralph Schibbe. Und der Patient sollte sich gedanklich auf die Therapieformen einlassen können. Bisher habe nach einer Behandlung aber noch niemand sein Geld zurückverlangt, so Schibbe.

„Viele nehmen Medikamente und wollen das nicht mehr“, erzählt Jingjun Hu und berichtet von einem Patienten, der ursprünglich wegen Rückenschmerzen zu ihr gekommen sei. Nach einer Stunde Moxibustion war sein Bauch verschwunden. Also hatte sich dort Wasser eingelagert – kein Fett.

Die 41-Jährige hat in Südchina studiert. Praktische Erfahrungen sammelte sie danach in Kliniken und Praxen in Peking und Nanhai. Bevor sie zu den Elbland Polikliniken wechselte, arbeitete sie seit 2010 als TCM-Ärztin im Naturheilzentrum Berlin. Noch immer reist sie regelmäßig nach China und lässt sich dort weiterbilden. Derzeit praktiziert sie allein in Weinböhla. Denkbar wäre laut Ralph Schibbe aber auch eine Erweiterung der TCM-Praxis. Denn zwei Räume sind noch ungenutzt.

Dort könnte aber auch eine weitere Fachrichtung einziehen, erklärt Ralph Schibbe. Noch stehe aber nicht fest, welche. Geplant war ein Schmerztherapeut, aber die Kassenärztliche Vereinigung sah dafür keinen Bedarf in Weinböhla. „Dabei leiden 8 400 Menschen im Landkreis unter dauerhaften Schmerzen“, so Schibbe. Die wenigsten von ihnen würden eine zielgerichtete Behandlung erhalten. Der nächste Schmerztherapeut sitzt in Dresden.

Für das MVZ bietet die Vergrößerung auf reichlich 300 Quadratmeter noch einen Vorteil. Nun ist Platz für ein digitales Röntgengerät. „Damit gewährleisten wir unseren Patienten eine schnellere Diagnose und ersparen ihnen zusätzliche Wege“, erklärt Ralph Schibbe. Bisher mussten die Patienten nach Meißen oder Coswig fahren. Pro Quartal werden am Standort etwa 2 000 Patienten auf dem Gebiet der Allgemeinmedizin, Traditionellen Chinesischen Medizin und Orthopädie behandelt. Mit der Anmietung weiterer Räume binden sich die Polikliniken für weitere fünf Jahre an den Standort.