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Medizin-Software erobert Europa

Die Idee dafür kam dem Radeberger Udo Kleinert an einem ungewöhnlichen Ort.

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© Bernd Goldammer

Von Bernd Goldammer

Die Liste ist lang. Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Heilpraktiker, Gesundheitszentren, aber auch Fitness- und Sportstudios nutzen Software aus Radeberg. Eine Software, deren Ergebnis fast so klingt, wie die sprichwörtliche Quadratur des Kreises. Denn sie hilft Zeit zu sparen, Kapazitäten optimal auszulasten und dabei auch noch Arbeitsaufwand zu senken, sagt ihr Entwickler: Udo Kleinert aus Radeberg. Das Ganze nennt sich „praxxo-Software“, und soll im Medizinbereich helfen, den Verwaltungsaufwand zu senken. Denn der kostet Zeit, die dann für das Wesentliche fehlt: den Patienten …

Udo Kleinert ist Diplom-Ingenieur und seine Laufbahn begann im ehemaligen Robotron-Kombinat in Radeberg. „Ich hatte Elektronikfacharbeiter gelernt und im Rechenzentrum wurden damals Mitarbeiter gesucht“, erinnert er sich. Wobei aus ihm durchaus auch ein bekannter DJ hätte werden können; schließlich war er in seiner Freizeit damals mit seiner Diskothek „Musik-Arsenal“ unterwegs. Was dabei irgendwie auch zu seinem Faible für Elektronik passte, denn die Technik war schwer zu bekommen und musste daher selber gebaut werden. Die selbst konzipierte Lichtanlage wurde dann sogar von einem Commodore C 64 gesteuert, einem West-Computer, den er für 4 000 DDR-Mark auf dem Schwarzmarkt erstanden hatte …

Zwanzig Jahre bei Großröhrsdorfer Firma

Die Robotroner delegierten ihn zum Ingenieur-Studium für Nachrichtentechnik nach Berlin. 1987 kam von dort zurück, doch reichlich zwei Jahre später lief der Abspann der Robotron-Geschichte. Udo Kleinert fand eine neue Aufgabe in der Umgebung; bei der Großröhrsdorfer Firma MSC. Zwanzig Jahre war er dort. Sein Lebensziel blieb es aber, eigene Ideen in einer eigenen Firma umzusetzen. 2011 packte er es an: „Ich gründete meine Firma ukado und mietete Geschäftsräume an der Agathe-Zeis-Straße in Radeberg“, erzählt er. Technologie und Software sind sein Thema. Und eine Behandlung in einer Physiotherapie-Praxis im Jahr 2006 wurde dann übrigens zum echten Schlüsselerlebnis. Während Udo Kleinert sich Schulterverspannungen wegmassieren ließ, erzählte ihm der Physiotherapeut von Problemen, die er mit dem Zeitmanagement in seiner Praxis hatte. „Kein Problem, da machen wir mal was“, lautete die Antwort des Software-Entwicklers. Eine Antwort, die nun zum Motto des kleinen Unternehmens geworden ist. Hingehen, Betriebsabläufe beobachten, Probleme erfassen und Lösungen dafür in die Software einarbeiten, beschreibt der Radeberger. Und auf diese Weise entstand auch „praxxo“, die Software für Termine und Abrechnungen für unterschiedliche Gesundheitspraxen. Und als sich die Software in der Praxis bewährt hatte, wurde sie im Internet vermarktet. „Das Ergebnis war überraschend“, denkt Udo Kleinert begeistert zurück. Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum Europas kamen Anfragen. Bis heute hat praxxo schon über 500 Lizenzen verkauft. Selbst große Kliniken in München und Bielefeld nutzen die Software, zählt der Radeberger nicht ohne Stolz auf. „Natürlich modifiziere ich die Software immer wieder“, stellt er klar. Und der Erfolg hat Udo Kleinert nun zu neuen Schritten ermutigt. Zu Jahresbeginn wird er größere Räume an der Agathe-Zeis-Straße beziehen. Und sucht auch neue Mitarbeiter.