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Medinger Ruine bereitet Sorgen

Immer mehr Ziegelsteine fallen auf die Straße. Fachleute haben das Areal am Montag unter die Lupe genommen.

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© Thorsten Eckert

Von nadine Steinmann

Medingen. Neues Jahr, alte Sorgen! Dass die Gemeinde Ottendorf-Okrilla mit ihren zahlreichen Brachen zu kämpfen hat, ist allseits bekannt. Zuletzt erledigte sich immerhin ein Problem: Eine Grünberger Firma konnte kurz vor Weihnachten das zerfallende Haus neben dem Döner-Imbiss an der Radeberger Straße abreißen. Doch mittlerweile bereitet eine weitere Ruine vor allem den Medingern und ihrem Ortsvorsteher René Edelmann Bauchschmerzen. Gemeint ist das ehemalige Prüfgerätewerk an der Rödertalstraße. Hier brechen offenbar regelmäßig Ziegelsteine aus dem Bestandsgebäude heraus, wie einige Fotos des Ortsvorstehers belegen. Er fordert deswegen alle Verantwortlichen dringend auf, Maßnahmen zu ergreifen, um Spaziergänger und Autofahrer zu schützen. Denn er ist überzeugt: Die Niederschläge sowie Frost und der stetige Witterungswechsel werden den schlechten Zustand der alten Fabrik weiter beschleunigen.

Rund zehn Zentimeter große Ziegelsteine fallen mittlerweile auf die Rödertalstraße vor dem ehemaligen Prüfgerätewerk Medingen.
Rund zehn Zentimeter große Ziegelsteine fallen mittlerweile auf die Rödertalstraße vor dem ehemaligen Prüfgerätewerk Medingen. © privat

Denn erst kurz vor Weihnachten hat der Bauhof der Gemeinde nach Aussagen von René Edelmann den Straßenabschnitt vom Müll der letzten Monate befreit. Dennoch liegen bereits wenige Tage später schon wieder zahlreiche, zerbrochene Ziegelsteine auf und neben der viel befahrenen Rödertalstraße. Sprich: Sie sind erst vor Kurzem aus dem Gebäude herausgebrochen. Mit einer Größe von bis zu zehn Zentimetern können sie höchst gefährlich, wenn nicht sogar tödlich für vorbeilaufende Spaziergänger sein. So wie vor zwei Jahren in Pirna. Damals musste eine erst 56-jährige Frau ihr Leben lassen, weil sie von einem herabfallenden Stein eines maroden Hauses erschlagen wurde. „Seitdem sind die Leute sehr sensibel“, weiß Ottendorfs Bürgermeister Michael Langwald.

Dennoch sind ihm und seiner Verwaltung vorerst die Hände gebunden. Denn das Areal an der Rödertalstraße gehört einem Dresdner und ist somit in Privateigentum. Dennoch: Wenn Gefahr für Leib und Leben besteht, kann gehandelt werden. Nach diesem Prinzip handelte der Landkreis Bautzen auch bei dem eingangs erwähnten und mittlerweile abgerissenen Haus an der Ecke Radeberger Straße/ B 97, das sich ebenfalls in Privatbesitz befindet. Im Dezember 2015 drohte dort der Giebel auf die Straße hinabzustürzen. Deshalb ließ der Kreis ihn zurückbauen. Doch ist die Situation in Medingen genauso gefährlich? Dieser Frage sind am Montagvormittag die Fachleute der Bauaufsichtsbehörde des Landkreises nachgegangen und haben sich gemeinsam mit den Gemeindevertretern in Medingen umgeschaut. Das Ergebnis: Der Bereich rund um das ehemalige Prüfgerätewerk ist offenbar nicht mehr sicher. Denn nach Angaben von Kreissprecherin Sabine Rötschke hat die Bautzener Behörde die Gemeinde Ottendorf als zuständige Ortspolizeibehörde gebeten, sich um eine provisorische Sicherung entlang des Gebäudes zu kümmern. Gleichzeitig wird das Bauaufsichtsamt versuchen, die Stelle generell abzusichern.

Grundsätzlich ist die alte Fabrik in Medingen ein Bestandteil des Brachenkonzeptes der Großgemeinde Ottendorf-Okrilla. Dieses hat der Gemeinderat im vergangenen Jahr beschlossen. Ziel des Konzeptes ist es, die insgesamt 19 aufgeführten Brachen nach und nach zu beseitigen. Das ehemalige Prüfgerätewerk in Medingen, das bereits seit 1997 nicht mehr genutzt wird, hat dabei sogar eine hohe Priorisierung erhalten. Nach Angaben der Ottendorfer Verwaltung werde durch den Eigentümer eine Vermarktung der ungenutzten Flächen und der leer stehenden Gebäude bereits angestrebt. Die Gemeinde Ottendorf-Okrilla selbst könnte sich auf dem Areal künftig nicht störendes Gewerbe sowie neuen Wohnraum vorstellen.