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Maulwurf wühlt unter dem Tierpark

Mit einem speziellen Bohrer wird am Siebeneichener Schloßberg ein neues Abwasserrohr verlegt. Ohne lange Gräben und Bagger.

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© Claudia Hübschmann

Von Bernhard Teichfischer

Meißen. Es ist der erste Rohrschacht dieser Art in Meißen. Mit schwerem Gerät und wenig offenen Gräben wird derzeit ein neues Abwasserrohr in Siebeneichen verlegt. Das Bohrspülverfahren macht es möglich, dass die 200 Meter Rohr ohne großen Aufwand an der Oberfläche eingezogen werden können. 200 000 Euro gibt die Stadt dafür aus.

Ein Bohrkopf mit zwei kräftigen Spritzdüsen kommt dabei zum Einsatz. Aus denen schießen in der Minute 70 bis 100 Liter eines Bentonit-Wasser-Gemisches. Dieser tonhaltige Schlamm löst das Erdreich und kühlt den Bohrmeißel. Außerdem wird durch den enormen Druck die Außenwand des Bohrkanals verdichtet. Trocknet das Bentonit, ist die Kanalwand fest und einsturzsicher. „Der ausgespülte Schlamm stellt keine Gefahr für die Umwelt dar“, betont der zuständige Planer und Ingenieur Matthias Maut von der Ingenieurgesellschaft Maut und Selzer.

Bohrstrecke in Elbnähe

Wichtig ist das in erster Linie, da die Bohrstrecke unter dem Tierpark verläuft und in Elbnähe in den großen Abwasserkanal unter der B6 mündet. Dort, am Wasserwerk unterhalb des Siebeneichener Schloßbergs, befindet sich die sogenannte Startgrube. Also das Loch, von welchem aus das Bohrgestänge sich seinen Weg durch den Boden hinauf bahnt. Richtung, Tiefe und Neigungswinkel des Gestänges werden durch einen im Kopf verbauten Peilsender überwacht. Korrigiert wird der Verlauf mit dem Winkel der Spritzdüsen. Wenn alles gut geht, bricht Ende der Woche der mechanische Maulwurf am alten Pumpwerk aus der Erde.

Das Gelingen hängt vor allem von der Bodenbeschaffenheit ab. „Die haben wir bis auf fünf Meter Tiefe untersucht“, so Maut. „Wir konnten nur lockeres Erdreich feststellen.“ Viel tiefer soll das Gerät auch gar nicht bohren, bestätigt Ronald Scharf. Er ist als Geschäftsführer der Spezialbohrungen ›GmbH Elsterwerda auf der Baustelle als Subunternehmer vertreten.

Da bei der Bohrspülmethode allerhand Schlammwasser anfällt, muss der Graben am Einstieg des Bohrers regelmäßig ausgepumpt werden. „Das übernimmt unsere Firma, genauso wie die Entsorgung des Schlamms“, sagt Ronald Scharf. 8 000 Liter Wasser hat er in großen Tanks selber mitgebracht. Für den Rest sorgt nach dem Anschluss der nahe gelegene Hydrant.

Schonende sowie platzsparende Technik

Gewählt wurde dieses für Meißen neue Verfahren aufgrund seiner schonenden sowie platzsparenden Technik. „Wir hätten auch den Schloßberg aufreißen können, aber der Platz für die Baumaschinen ist dort sehr begrenzt“, so eine Mitarbeiterin des Stadtbauamts Meißen.

„Außerdem können wir so die Länge des Rohres verkürzen“, sagt sie weiter. Im Zuge der Baumaßnahmen wird auch gleich der Tierpark an das öffentliche Abwassernetz angeschlossen. Aufgrund neuer Vorschriften hätte dieser seine Klärgrube bis Ende des Jahres sowieso umrüsten müssen.

Den Tieren werden die Arbeiten unter ihren Hufen, Krallen und Füßen gar nicht auffallen. Das Verfahren ist vibrationsfrei und findet in einer Tiefe statt, wo selbst die Erdmännchen nicht mehr buddeln. Das Umbinden vom alten Pumphaus auf das neue Fallrohr wird für die Bewohner kaum merkbar sein. Das Pumpwerk war vor 15 Jahren errichtet worden und ist nun nicht mehr rentabel. Der Verschleiß der Anlage ist zu hoch, die Wartungskosten auch.