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Mauerbau vorm nächsten Hochwasser

Weil Stadt und Land keinen Schutz für Pillnitz vorsehen, hat das Schlosshotel nun selbst vorgesorgt.

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© Zepp

Von Kay Haufe

Kommt die Elbe wieder? Diese Frage stellte sich Georg Zepp vor einer Woche, als der Fluss immer stärker anschwoll. Laufend schaute der Geschäftsführer des Pillnitzer Schlosshotels Pegelstände und Prognosen an. Dann Entwarnung: Diesmal droht kein Hochwasser.

Zweimal stand die Elbe bereits mannshoch in den Erdgeschossräumen des Hotels, 2002 und 2013. Und richtete jedes Mal Schäden im Wert von rund 2,5 Millionen Euro an. Zwei Katastrophen, über die Georg Zepp heute ganz ruhig sprechen kann. Nur zwei Markierungen an der Säule im Restaurant erinnern heute noch an die Fluten. „Aber wir sind gewiss, dass die Elbe schnell wiederkommen kann“, sagt er.

Deshalb hat er sich bereits nach dem ersten Hochwasser Gedanken gemacht, wie er das Schlosshotel besser schützen kann. „Damals bestand noch die Hoffnung, dass der Freistaat etwas für Schloss Pillnitz vorsieht. Doch das wurde nach einer Kosten-Nutzen-Analyse bis auf kleine Dinge abgetan. Also musste ich selbst aktiv werden“, sagt Zepp. Er informierte sich bei Fachfirmen, die transportable Wände herstellen und viel Erfahrungen am Rhein gesammelt hatten. Seine Wahl fiel auf 1,30 Meter hohe Elemente. „Eigentlich zu niedrig für den Wasserstand aus dem Jahr 2002. Doch die pyramidenförmigen Elemente halten nur bis zu dieser Höhe dem Druck des Wassers stand. Also gab es keine Alternative“, sagt Zepp. Er kaufte so viele Mauerteile, wie zur Sicherung des Gebäudes auch im hinteren Bereich nötig waren. Denn von dort kam 2002 auch das Grundwasser ins Haus. Weil im Hotel nicht genügend Platz zur Lagerung war, musste der Hotelier aufs Land ausweichen. In Großerkmannsdorf fand er eine Lagermöglichkeit, die auch bezahlbar war.

Die Feuertaufe im Jahr 2013 hat seine Hochwassermauer zwar bestanden. Dutzende Helfer setzten die Elemente in wenigen Stunden zusammen, schoben Planen darüber und beschwerten sie auf beiden Seiten mit Sandsäcken. Trotzdem soff das Hotel wieder ab. „Der Wasserstand war einfach zu hoch“, sagt Zepp. Inzwischen hat er sich in Rathen über eine andere Sicherungsmethode informiert. Dort sind Spundwände drei Meter tief im Boden verankert, auf die bei Bedarf hohe Metallelemente gesetzt werden können. „Doch das kostet über 200 000 Euro, und zudem muss die Bodenplatte im Hotel zusätzlich beschwert werden“, sagt Zepp. Diese Variante hat er für sich ausgeschlossen.

Im Hotel sind heute alle Bestandteile im Erdgeschoss demontierbar. Außerdem hat er Schieber zu den Abwasserleitungen einbauen lassen. „Mehr kann ich fast nicht tun. Unsere schöne Lage am Wasser birgt eben auch Schattenseiten.“

Auch das Diakonissenkrankenhaus hat selbst vorgesorgt, um bei Hochwasser gerüstet zu sein. So wurde die komplette Energieversorgung mit Trafostation, Notstromaggregat, Sauerstoff- und Druckluftversorgung ins Dachgeschoss verlegt. Mobile Schutzwände verhindern jetzt, dass Elbwasser in die Notfallambulanz und das Schmetterlingshaus eindringen. In Abwasserleitungen wurden Rückstauklappen erneuert und Hochleistungspumpen eingebaut. 2013 hat dies bestens funktioniert.

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