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Mathewettstreit geht jetzt anders

Der neue Projekttag erinnert an eine Vermessungs-Erfindung aus Großenhain. Damit rettet Lehrer Frieder Henker seine Idee.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Den Großenhainer Mathewettstreit gibt es nicht mehr. Dafür einen Großenhainer Grundlinien-Tag als Projekttag für Oberschüler der achten und neunten Klasse. Er fand am Mittwoch mit den Teilnehmerschulen vom Schacht, Ebersbach, Gröditz, Nünchritz und Altstadt-Lößnitz bei Aue statt. Letztere hatten beim früheren Mathewettstreit von Lehrer Frieder Henker mal gewonnen und kamen gern wieder.

Nachdem die Schulbehörden den bisherigen Wettstreit nicht mehr befürworteten, suchte sich der frühere Mathematik-Fachberater neue Partner. Veranstalter des jetzigen berufsorientierten Projekttages sind die Stadt Großenhain, der Landkreis in Form des Kreisvermessungsamtes und das Vermessungsbüro Katja Kießling. Anja Portsch, die neue Leiterin des Vermessungsamtes, fand die Idee sofort super. Die 41-Jährige aus Ohorn holte den Berufsverband der deutschen Vermessungsingenieure für Preise mit ins Boot und mobilisierte darüber hinaus drei junge Vermessungstechniker als Begleiter für die Schüler.

Dass der Projekttag ganz praxisorientiert angelegt war, ließ sich am Alberttreff nicht übersehen. Dort hatte das Amt die Zufahrt absperren lassen, damit die Teilnehmer – acht Schüler aus jeder Schule – draußen die Länge des Parkplatzes mit Stangen möglichst genau messen konnten. Außerdem war die Länge der Alberttreff-Fassade mit einem Abstand zu bestimmen. Als Drittes sollten die Schüler den Flächeninhalt eines viereckigen Grundstücks ermitteln. Als Bonus gab es schließlich eine Busexkursion ins Quersaer Messhäuschen. „Und die Großenhainer Rechenmeister haben wir natürlich auch wieder prämiert“, sagt Frieder Henker zufrieden.

Die Ergebnisse

Beste Oberschule wurde die Nünchritzer vor den Lößnitzern und der Großenhainer Oberschule Am Schacht. Rechenmeister der achten Klassen wurden Marko aus Lößnitz und Cora Kaule aus Nünchritz.

Rechenmeister der neunten Klassen wurden Tobias aus Nünchritz und Lilli Bellmann aus Ebersbach.

Das Kreisvermessungsamt befindet sich am Remonteplatz7, Großenhain.

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„Ich hatte Lust, mitzumachen und habe mich für den Projekttag gemeldet“, erzählt Adrian Sauer aus der neunten Klasse der Ebersbacher Oberschule. Die praktischen Aufgaben mit Messlatten, Maßband und Winkelmesser haben ihm gut gefallen. Ganz interessant fand Adrian den Blick ins historische Basishäuschen bei Quersa, das einen Endpunkt der Großenhainer Grundlinie darstellt. „Da habe ich heute noch richtig was gelernt“, so der Großenhainer.

Auch Mathelehrerin Rica Herrmann ist die Freude anzusehen. Erst seit Januar arbeitet sie an der Ebersbacher Oberschule, für die es Ehrensache gewesen sei, an diesem Projekttag mitzumachen. Die Ebersbacher Schule konnte so manchen Sieg beim früheren Mathewettstreit verbuchen. „Wir haben diesmal nicht die besten Rechner mitgenommen, sondern die, die sich für die Sache interessieren“, so Herrmann.

„Wir wünschten uns für diesen Projekttag mathematisch interessierte Oberschüler, um Messgeräte, Messverfahren und technische Denkmale der sächsischen Landvermessung zu erleben“, bilanziert Frieder Henker, der frühere Mathematik-Fachberater. Und das sei gut gelungen. Die Schüler eiferten mit Elan um die genauesten Ergebnisse bei der Projektarbeit und kamen dabei – so Frieder Henker – ganz nah an die Ergebnisse der Vermessungsprofis. „Damit ist die Veranstaltung vollauf gelungen – wie erträumt“, so der Lehrer. Einer Wiederholung im nächsten Jahr sollte damit nichts im Wege stehen. Dann vielleicht mit noch mehr Teilnehmerschulen.

Was die Vermessungsprofis und den Oberschullehrer antreibt, ist die Bedeutsamkeit der Großenhainer Grundlinie mit den acht Stationen ihres Basis-Vergrößerungsnetzes für die königlich-sächsische Triangulierung – ein einmaliges technisches Denkmal der Landvermessung in ganz Deutschland. Das wollen sie Heranwachsenden nahebringen. „Beim Grundlinien-Tag können die Schüler praxisorientiert und fächerverbindend ihr Wissen und Können erweitern“, wirbt Frieder Henker. Der Projekttag ermöglicht gleichzeitig das Kennenlernen von Berufen des Vermessungswesens wie -techniker und -ingenieur. Für die Busexkursion konnte sogar Andreas Reinhold vom Bundesamt für Geodäsie und Kartografie Leipzig gewonnen werden.

Mit Buchpreisen, Zollstöcken, Urkunden und Gutscheinen fuhren die Schüler am frühen Nachmittag nach Hause. Und hoffentlich auch mit der Lust, anschauliche Mathematik auch im nächsten Jahr wieder bei so einem Projekttag zu erleben.