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Maßanfertigung für die Rote Schule

Ziegel nach historischem Vorbild schmücken nun den Treppen- bereich des Hauses. Es wird für besondere Mieter saniert.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Akkurat ist für Gerd Bellmann gerade gut genug. Mit Ruhe und Genauigkeit setzt er einen quadratischen Ziegel nach dem nächsten an einer Aussparung auf der Treppenbrüstung im Hof der Roten Schule ein. Beim Experten für das Verputzen von Natursteinen und Ornamenten der Firma Brumm-Bau sitzt jeder Handgriff. Und das ist auch nötig. Schließlich handelt es sich bei den insgesamt 126 rötlichen Ziegeln um Maßanfertigungen – extra für den Außenbereich des künftigen zentralen Archiv- und Museumsplatzes in der Meißner Innenstadt. „Jeder der 30 mal 30 Zentimeter großen Stücke kostet 120 Euro“, sagt Linda Hillig von der Nossener Ziegelwerk GmbH Klaus Huber. Im Ortsteil Graupzig wurden die guten Stücke für die Stadt Meißen gefertigt. Dass hier für den fast abgeschlossenen dritten Bauabschnitt an der Roten Schule eine hohe Qualität – auch zu diesem Preis – ausgewählt wurde, begründet Katja Lamnek aus dem Meißner Bauamt so: „Wir haben uns zusammen mit dem Ziegelwerk intensiv mit der Geschichte der ehemaligen Schule beschäftigt und natürlich auch mit den Gestaltungsprinzipien des ursprünglichen Architekten Carl August Schramm“, so Lamnek.

Der Schinkel-Schüler hatte die Pläne für das 1857 fertiggestellte Schulgebäude entworfen. „Bei der Recherche sind uns die vielen Schmuckelemente an der historischen Treppe aber auch bei anderen von ihm geplanten Bauwerken aufgefallen. Deshalb wollten wir die Front der neuen Treppe nach diesem Vorbild gestalten“, erläutert Lamnek.

Bis Ende der Woche, sagt der verantwortliche Architekt Jürgen Vogt, soll das Verputzen der aus einer Ton-Form gebrannten Ziegel beendet sein. „In den nächsten Wochen werden dann die Sandsteinzierden und eine Beleuchtung für den Treppenaufgang das Bild vervollständigen“, sagt der Planer. Weniger kunstvoll aber zweckmäßig geht es auch im Inneren des Hauses voran.

Die Mitarbeiter des Bau- und Verwaltungsarchiv haben im ersten Stock bereits ihre Arbeit aufgenommen. Beim Bau der in direkter Nachbarschaft befindlichen Räume für das historische Archiv der Stadt sind noch Feinheiten zu erledigen. „Im August wird das historische Archiv in die Rote Schule umziehen können“, sagt Vogt. Besonders sind hier die einfachen aber effizienten Klappläden, die die Archivräume vor schädlichem Sonnenlicht schützen. Parallel wird der barrierefreie Zugang vom Innenhof in das Haus ermöglicht. Ein Personen- und ein Lastenaufzug sind bereits eingebaut. „Die Gänge im ersten Stock erhalten ein neues Parkett nach historischem Vorbild und die Treppengeländer werden zweifarbig gestaltet. Das soll an die einstige Trennung von Mädchen- und Jungenklassen in dem Schulgebäude erinnern“, erzählt der Architekt.

Zweiter und dritter Stock sind dem Stadtmuseum vorbehalten. „Hier werden Depots sowie Arbeitszimmer für Mitarbeiter entstehen“, sagt Jürgen Vogt. Für den Umbau der Roten Schule zum Archivstandort sowie Fundus und Verwaltungssitz des Stadtmuseums plant die Stadt mit Kosten in Höhe von 1,75 Millionen Euro. Ein Teil der Kosten, etwa die 230 000 Euro teure und fast abgeschlossene Kellersanierung, wird in Form von Zuschüssen zur Hochwasserschadensbeseitigung vom Freistaat getragen. Mit der Sanierung und Umnutzung der Roten Schule sind die Bauarbeiten noch nicht beendet. Im kommenden Jahr soll der alte Schulplatz zum Klosterhof umgestaltet werden. Zwischen Klosterkirche und Roter Schule – wo ursprünglich die Mauern des alten Franziskanerklosters gestanden hatten – werden bald schon kleine Feste oder Märkte stattfinden können.