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Maschinenbauer verlässt Gröditz

Die Firma Mundil verabschiedet sich aus der Röderstadt und zieht nach Zeithain. Das hat einfache Gründe.

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Von Eric Weser

Der Umzug ist in den letzten Zügen. Per Spezialtransport hat die Firma Mundil seit Juli ihre schweren Maschinen aus ihrem Gröditzer Standort abtransportieren lassen. Ihr neuer Einsatzort: Zeithain. Dort haben die CNC-Dreh- und -Frässpezialisten der Firma Mundil seit 15 Jahren einen Produktionsstandort.

Der Betriebsteil in Gröditz indes hat eine längere Geschichte, er besteht seit den frühen 1990er Jahren. Dennoch entschied die Geschäftsführung, den Standort nun zu verlassen. Dass der Schritt etwas mit den Rahmenbedingungen in Gröditz zu tun hat – etwa die Gewerbesteuer zu hoch ist, weist die Chefetage zurück. „Das hat keine Rolle gespielt. Wir haben in Zeithain einfach die größere Produktionshalle. Außerdem haben wir gemerkt, dass die Effizienz hier größer ist“, sagt Firmenchef Hans-Jürgen Mundil, der das Unternehmen gemeinsam mit einer Partnerin führt. Schließlich habe man mit dem Mannesmann-Rohrwerk einen der Hauptauftraggeber in Zeithain in direkter Nachbarschaft. Zu alledem sei hinzugekommen, dass der Fertigungsleiter im Gröditzer Betriebsteil in den Ruhestand gegangen ist.

Ein günstiger Zeitpunkt für das Maschinenbau-Unternehmen also, um umzustrukturieren und dabei die insgesamt 45 Mitarbeiter und alle Anlagen an einem Ort zusammenzuziehen. Auf Personal und Maschinen aus Gröditz könne das Unternehmen nämlich nicht verzichten, macht der Geschäftsführer klar.

Arbeitsplätze habe der Schritt deshalb auch nicht gekostet, betont Firmenchef Mundil. „Wir haben allen Mitarbeitern, die in Gröditz beschäftigt waren, einen neuen Arbeitsvertrag für Zeithain angeboten – zu den gleichen Konditionen.“ Den Umzug nach Zeithain machten alle Gröditzer Beschäftigten mit.

„Missliche Lage“

In Sachen Personal sei man aber dennoch in einer „misslichen Lage“, sagt Hans-Jürgen Mundil. Der Grund: Es wachsen keine geeigneten Fachkräfte nach. „Im Moment ist es so, dass bei uns pro Jahr etwa zwei bis drei Mitarbeiter in Rente gehen. Wir sind aber nicht in der Lage, die Leute zu ersetzen“, klagt Mundil. Vor allem an CNC-Profis fehle es.

Während viele Gleichaltrige in den Ruhestand wechseln, denkt der 65-Jährige Hans-Jürgen Mundil selbst nicht daran, sich aufs Altenteil zu setzen. „Theoretisch könnte ich auch in Rente gehen, aber Aufhören ist für mich kein Thema.“ Noch „mindestens zehn Jahre, wenn nicht noch länger“ wolle er im Beruf bleiben.

Gröditz hilft dieses Stehvermögen wahrscheinlich nicht. Durch den Schritt des Unternehmens büßt die Stadt einen Gewerbesteuer-Zahler ein. Keine guten Nachrichten für die Stadtkasse in ohnehin schwierigen Zeiten. Darauf jedoch, so Hans-Jürgen Mundil, habe man bei der Entscheidung für den Weggang keine Rücksicht nehmen können.

Dass die Gröditzer Produktionshalle der Firma Mundil einmal leer steht, muss indes nicht sein. Einen Käufer für den 7.20 Quadratmeter großen Bau auf dem rund 6.200 Quadratmeter großen Grundstück im Gewebegebiet West gebe es derzeit zwar noch nicht, sagt Hans-Jürgen Mundil. Doch es gebe Interessenten. Genauer in die Karten schauen lassen will sich der Unternehmer aber nicht.