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Maschinen für Zigaretten und Beton

Eine Spezialfirma hilft, den Mentholgehalt in Zigaretten exakt zu dosieren. Nur dumm, dass Helmut Schmidt jetzt nicht mehr raucht.

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© Lutz Weidler

Von Dörthe Gromes

Strehla. Die Nachricht, dass Altkanzler Helmut Schmidt das Rauchen aufgegeben hat, hörte man in Strehla wohl besonders aufmerksam: Denn der 96-Jährige war Deutschlands bekanntester Konsument von Mentholzigaretten – und zu denen hat ein Unternehmen am Rand von Strehla eine besondere Beziehung. Denn die Firma D+G Verfahrenstechnik und Dosiersysteme hat sich unter anderem mit einer Lieferung an den Tabakkonzern Philip Morris einen Namen gemacht: Die Strehlaer bauten für den Zigarettenhersteller eine Fertigungsanlage, mit der sich der Mentholgehalt in den Zigaretten genau dosieren lässt. – Firmenchef und -gründer Ray Gölling entwickelt und baut mit seinen fünf Mitarbeitern Abfüll- und Dosieranlagen für die verarbeitende Industrie. In der Regel sind es Sonderanfertigungen, die speziell auf die Kunden zugeschnitten sind. D+G arbeitet dabei für sehr unterschiedliche Auftraggeber – von der Genuss- und Nahrungsmittelindustrie bis hin zu Baustoffherstellern und Chemiefirmen.

Klitzekleine Mengen

Für die in Baden-Baden ansässige Firma Schöck-Bauteile entwickelten Gölling und sein Team eine Anlage, mit der klitzekleine Mengen – 25 bis 50 Milliliter – Spezialbeton genau dosiert werden können. Daraus werden Drucklager hergestellt, die im Hochbau zum Einsatz kommen. Aber auch für zahlreiche Auftraggeber aus der Region hat D+G schon gearbeitet, etwa für Wacker-Chemie in Nünchritz, Teigwaren Riesa und Jowat Klebstoffe aus Zeitz.

Umgekehrt arbeitet D+G mit etlichen Zulieferern aus der Region zusammen, von denen die Strehlaer Komponenten zum Bau ihrer Anlagen beziehen, zum Beispiel mit der MSA Metall- und Stahlbau, die ebenfalls in Strehla beheimatet ist. – 2002 gründete der aus Strehla stammende Ray Gölling seine Firma. Von der Ausbildung her ist der 48-Jährige Schlosser, danach machte er ein Studium zum Ingenieur für Maschinenbau und Verfahrenstechnik in Berlin. Als er Mitte der 1990er Jahre sein Studium abgeschlossen hatte, befand sich der Maschinenbau in Deutschland gerade in einer Krise. Ray Gölling wählte den Weg in die Selbstständigkeit und gründete zunächst ein Ingenieurbüro für Verfahrenstechnik. Damals entwickelte er unter anderem mit dem Riesaer Seifenwerk ein Patent für schwimmende Seife, das noch heute in seinem Büro hängt.

Ritterschlag – oder Kopf ab

Die ingenieurtechnischen Herausforderungen seines Berufsalltages bereiten ihm sichtlich Spaß: „Wenn eine Anlage fertig beim Kunden montiert ist und läuft, gibt es nur zwei Optionen“, erzählt Ray Gölling lachend, „entweder bekommt man den Ritterschlag, wenn alles reibungslos funktioniert – oder es heißt ‚Kopf ab‘, wenn Probleme auftreten.“ Da Kopf des Firmenchefs sichtbar fest verankert auf seinen Schultern sitzt, scheinen die Kunden bislang mit der Arbeit von D+G zufrieden gewesen zu sein.

Zufrieden ist Ray Gölling seinerseits mit der Auftragslage. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz 1,1 Millionen Euro. „Wir wollen perspektivisch in gesundem Maße weiter wachsen“, sagt der Firmenchef.