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Marktkauf-Areal steht vor großen Veränderungen

Wo Toom war, soll es bald sieben Läden geben. Die Gebäude von Euronics und Multi-Möbel könnten abgerissen werden.

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© Nikolai Schmidt

Von Ingo Kramer

Der Aufschrei der Innenstadt-Händler war vergeblich. Fürs Erste jedenfalls. Denn die Planungen für die Umgestaltung des früheren Toom-Baumarktes neben Marktkauf können weitergehen. Das hat der Stadtrat jetzt mehrheitlich beschlossen. „Dies ist aber noch längst kein Baurecht“, betonte Stadtplaner Hartmut Wilke im Rat. Beschlossen wurde hier erst einmal nur, die Planung einzuleiten.

Die sieht momentan vor, die Verkaufsfläche von 9 150 auf 6 600 Quadratmeter zu verkleinern. Momentan gibt es hier neben Toom auch den Euronics-Elektromarkt sowie die Filiale von Multi-Möbel. Die beiden letztgenannten Gebäude sollen einem Parkplatz weichen. Und der eigentliche Toom-Markt soll in sieben Einheiten aufgeteilt werden. Die Größte davon ist ein Elektro-Markt mit bis zu 2 300 Quadratmeter Verkaufsfläche. Hier könnte Euronics einziehen – und damit fast auf das Dreifache seiner bisherigen Größe kommen. Multi-Möbel hingegen würde ersatzlos wegfallen.

Für die anderen sechs Einheiten gibt es nämlich ganz andere Ideen: Je ein Lebensmittel-, Drogerie-, Tiernahrungs- und Textilmarkt könnten einziehen, außerdem ein Sport- und Freizeitartikelladen und dazu eine Schnellgastronomie. All das sind freilich nur Ideen, denn noch gibt es kaum Mieter. „Der Investor hätte lieber mehr Freiheiten, um auf Bedarf reagieren zu können“, so Wilke. Alternativen wären zum Beispiel ein Spielwarenladen oder ein Discounter, der keine Lebensmittel anbietet. Der Eingang zu all diesen Läden ist nicht da geplant, wo Toom seinen Eingang hatte. Stattdessen soll ein langer Gang tief in das Gebäude hineinführen. Von diesem würden nacheinander sieben einzelne Eingänge in die jeweiligen Märkte angelegt.

Und noch eine weitere Veränderung ist geplant. Das Parkdeck soll abgerissen werden. Das hätte in Wilkes Augen zwei Vorteile: „Die obere Etage ist eigentlich nicht nötig und unten würden die vielen Säulen wegfallen, die im Moment das Fahren und Parken erschweren.“ Außerdem käme ja durch den Abriss der beiden Gebäude ein neuer Parkplatz hinzu. Der soll mit Bäumen attraktiv gestaltet werden.

Verwaltung und Stadträte sind sich einig, dass die Verkleinerung der Verkaufsfläche für die Innenstadt positiv ist, auf der anderen Seite aber das jetzt angestrebte neue Sortiment der Innenstadt schaden kann, denn es sind viele sogenannte „zentrenrelevante Sortimente“ darunter, also Produkte, die im Zentrum verkauft werden sollten und nicht auf der grünen Wiese.

Rolf Weidle, Fraktionschef von Bürgern für Görlitz/Bündnisgrünen/Piraten, verwies dabei auf die Prüfung, die die Cima Beratung und Management GmbH am 9. Oktober vorgelegt hat. „Eine Gefährdung der Entwicklung der Innenstadt ist durch die größere Magnetwirkung insgesamt sowie von Einzelsortimenten in Betracht zu ziehen“, heißt es dort. Bei einigen Sortimenten seien Verdrängungsquoten von über zehn Prozent zu erwarten. Beanstandet wird auch, dass noch ein weiterer Lebensmittelsmarkt geschaffen werden soll. Letztlich stimmten Weidle und ein Großteil seiner Fraktion trotzdem für die weitere Planung. Einerseits, weil die Verkaufsfläche insgesamt zurückgeht, andererseits aber auch, weil abfließende Kaufkraft nach Bautzen und Dresden abgefangen werden könnte durch eine Steigerung der Attraktivität des Marktkauf-Areals. Auch das steht in der Cima-Auswertung. Weidles Fraktionskollege Gottfried Semmling brachte dieses Abwägen auf den Punkt: In der Vorberatung habe er noch dagegen gestimmt, weil er der Ansicht war, dass der Schaden für die Innenstadt überwiegt. Jetzt habe er sich doch zur Enthaltung entschlossen: „Eine Korrektur des Baurechtes ist mir auch sehr wichtig.“ Wie Semmling enthielten sich drei weitere Räte. Gegen die Pläne stimmten die Linkspartei, Gerd Weise von der CDU sowie die NPD. Thorsten Ahrens (Linke) nannte es „gefährlich“, mehr zentrenrelevantes Sortiment auf der grünen Wiese zuzulassen. Auch die Vertreter von Centermanagement und Innenstadthandel verfolgten die Diskussion im Stadtrat: die einen genüsslich, die anderen kopfschüttelnd.