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Markt macht fünf Wochen dicht

Die Wilthener Netto-Filiale wird umgebaut. Deshalb bleibt sie vorübergehend zu. Für etliche Leute ist das ein Problem.

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© Uwe Soeder

Von Katja Schäfer

Schwere Zeiten kommen auf die Mieter im Wilthener Wohngebiet Alte AWG zu. Zumindest auf diejenigen, die kein Auto haben und schlecht zu Fuß sind. Der Netto-Markt, der sich direkt vor ihren Haustüren befindet, macht für fünf Wochen dicht. Grund dafür sind Umbauarbeiten. „Die Filiale an der Zittauer Straße wird am 9. September geschlossen und am 17. Oktober wieder geöffnet, wenn es der Baufortschritt zulässt“, sagt Stefanie Adler vom Bereich Unternehmenskommunikation bei Netto Marken-Discount.

Übergangslösung gefordert

Für die Menschen im Wohngebiet bedeutet das deutlich längere Wege zum Einkaufen. Bis zum Handelszentrum Oberland, wo unter anderem Edeka und Aldi Filialen betreiben, sind es rund 700 Meter. Mit dem Auto oder Fahrrad ist diese Strecke kein Problem. Für Leute, die auf den Rollator oder Stock angewiesen sind, allerdings. Und davon gibt es viele in der Alten AWG. Auch für das ältere Paar, das nicht namentlich genannt sein will, stellt die bevorstehende Schließzeit ein Problem dar. Er geht mühsam am Stock, sie zieht langsam einen Einkaufstrolley hinter sich her. „Ich schaffe es nicht bis zum Handelszentrum“, sagt der Mann. „Dann muss sie alleine alles besorgen“, fügt er an und deutet auf die Frau. Sie nickt. „Irgendwie wird‘s schon gehen. Muss ja“, äußert sie.

Gedanken um die Einkaufssituation im Wohngebiet macht sich Christian Lehmann. Der Rentner, der sich sehr für das Geschehen in Wilthen interessiert, seit vielen Jahren jede Stadtratssitzung verfolgt und dabei die Bürgerfragestunde nutzt, um auf Probleme aufmerksam zu machen, wohnt auch in der Alten AWG. Er fährt noch Auto. Im Gegensatz zu vielen anderen Bewohnern der Blöcke, von denen die meisten vor etwa 50 Jahren gebaut wurden. „Wie wird für die Zeit der Schließung die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gesichert?“, fragt Lehmann in Richtung Stadtverwaltung. Vorschläge dafür hat er. Seiner Meinung nach sollten verschiedene Händler mit Verkaufswagen am Netto-Markt Station machen. Auch ein provisorischer Verkaufsstand von Netto wäre seiner Meinung nach eine Möglichkeit. Bürgermeister Michael Herfort (CDU) verspricht: „Wir werden versuchen, uns für eine Übergangslösung einzusetzen, können so was aber nicht selbst in die Hand nehmen.“ Dass das Handelsunternehmen aktiv wird, scheint unwahrscheinlich. Denn Netto-Sprecherin Stefan Adler sagt: „Für die Kunden werden wir die Nahversorgung durch unsere Märkte in Neukirch und Großpostwitz aufrecht erhalten“.

Die Bauarbeiten an der Wilthener Filiale laufen schon seit dem Frühjahr. Bisher ohne Schließung, aber mit Einschränkungen. Die Bäckerei von André Fehrmann aus Göda musste ihren Verkaufsstand im Eingangsbereich gleich zu Beginn der Arbeiten räumen. Sie verkauft in Wilthen zurzeit nur in ihrer Filiale im Edeka-Markt. Grund dafür ist, dass der eigentliche Eingang des Netto-Marktes derzeit nicht genutzt werden kann. Stattdessen kommen die Kunden über eine Tür an der Seite ins Gebäude. An mehreren Stellen in der großen Halle sind die Wände mit Spanplatten verkleidet. Sie sollen Kunden, Mitarbeiter und Waren vor Lärm und Dreck schützen, der beim Umbau entsteht. Wie Stefanie Adler sagt, wird die Filiale erweitert und zugleich renoviert und dabei dem neuen Netto-Konzept angepasst. „In ihrem bisherigen Zustand entspricht sie nicht mehr unseren Vorstellungen hinsichtlich Größe und Gestaltung“, begründet die Frau von der Unternehmenskommunikation. Künftig befindet sich der Eingangsbereich etwas weiter rechts als bisher. Das ist inzwischen schon gut zu erkennen. Ebenso, dass er aus viel Glas bestehen wird. Die Leergutannahme, die sich bisher im Markt befindet, hat künftig an der Nordseite des Gebäudes ihren Platz. Dazu wird auch ein neues Lager fürs Leergut angebaut.

Kleines Café entsteht

Außerdem bekommt die Bäckerfiliale mehr Platz. André Fehrmann nutzt das, um ein kleines Café mit 20 Sitzplätzen einzurichten. Kaffee und Tee, Kuchen und Torte sowie eine kleine Auswahl an herzhaften Gerichten bieten seine Mitarbeiter dort künftig an. Auch eine Kundentoilette wird es geben. Sowohl außen als auch im Inneren des Netto-Marktes dominiert künftig die Farbe Gelb. Bei der Umgestaltung wird laut Stefanie Adler Wert darauf gelegt, dass das Gesamtbild „aufgeräumt und beruhigt“ wirkt. Zum Beispiel gibt es viele der Hinweisschilder, die bisher an der Decke hängen, nach der Wiedereröffnung nicht mehr. Stattdessen sollen Piktogramme, wie sie auch in den wöchentlichen Werbezetteln zu finden sind, eine schnelle Orientierung ermöglichen. Vom Umbau profitieren auch die 15 Beschäftigten der Filiale. Sie bekommen bessere Sozialräume.

Wie sich der Netto-Markt ab 17. Oktober präsentiert, das können sich Interessenten schon vorher ansehen. Und zwar in der Bautzener Neustadt. Die dortige Filiale wird am Dienstag kommender Woche nach mehrmonatigen Bauarbeiten wieder eröffnet. Die Umgestaltung erfolgte nach dem gleichen Konzept, das auch in Wilthen zur Anwendung kommt.