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Markt 7 in Zittau ist fast fertig

Das letzte Bauprojekt des Berliner Eigentümers ist wie ein Vermächtnis. Lange Zeit stand das Haus in Zittau leer.

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© Matthias Weber

Von Mario Heinke

Hausverwalterin Cornelia Marter von Tri-Immobilien schaut regelmäßig nach, wie die Arbeiten vorankommen. In den letzten zwei Wohnungen sind die Handwerker noch zugange, dann ist das Haus saniert. Seit Anfang März wohnt ein älteres Ehepaar, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, in einer Wohnung im dritten Obergeschoss des sanierten Wohn- und Geschäftshauses Markt 7.

Im Erdgeschoss hat Fielmann sich eingerichtet.
Im Erdgeschoss hat Fielmann sich eingerichtet. © Matthias Weber
Vom Balkon bietet sich ein schöner Blick auf das Zittauer Gebirge.
Vom Balkon bietet sich ein schöner Blick auf das Zittauer Gebirge. © Matthias Weber
Das Treppenhaus ist denkmalgerecht saniert.
Das Treppenhaus ist denkmalgerecht saniert. © Matthias Weber

Vom Balkon aus bietet sich dem Paar ein fantastischer Ausblick auf das Zittauer Gebirge. „Wir sind glückliche Mieter auf der Sonnenseite“, sagen die Zittauer nach dem Umzug innerhalb der Stadt. Mehrere Gründe sprachen für den Einzug in die 120 Quadratmeter große Wohnung unterm Dach: Der große Balkon, der Komfort, der Parkplatz auf dem Hof und der Fahrstuhl.

Die Mieter betreten das Haus Nummer 7 durch den großen Torbogen der Nummer 5, weil die Fielmann-Filiale im Erdgeschoss die ganze Breite der marktseitigen Fassade beansprucht. Das ist nicht die einzige Besonderheit des denkmalgeschützten Gebäudes. Im Hof ragt der Aufzugschacht unübersehbar in den Himmel, um den sich ein Geflecht von begrünten Zwischenebenen und Betonbrücken rankt, die den Zugang zu den Wohnungen im Vorder-, Mittel-und Hinterhaus sowie zum Nebenhaus ermöglichen.

Den Aufzug nutzen sowohl die Mieter im Markt 7 als auch die Mieter im Markt 5. Diese Lösung war möglich, weil beide Häuser dem Berliner Peter Blaesche gehören, der auch das Noack´sche Haus am Markt saniert. Auch die Zufahrt der Nummer 5 und den Parkplatz im Hinterhof nutzen die Mieter gemeinsam.

In den breiten Treppenhäusern, die teilweise per Lichtschacht mit Tageslicht versorgt werden, lässt sich erahnen, weshalb die Kosten der Sanierung explodiert sind. „Die Brandschutzauflagen sind wahnsinnig teuer“, sagt Hausverwalterin Cornelia Marter von Tri-Immobilien und meint beispielsweise Eisenplatten hinter Trockenbauplatten, zusätzliche Stahltüren, Rettungsleitern und Brandmelder. Trotz der hohen „Nebenkosten“ sparte Bauherr Blaesche nicht bei der Ausstattung der Wohnungen.

Sie bieten hohen Komfort, moderne Bäder und historischen Details, wie aufgearbeitete Wandverkleidungen, original Holztüren oder Deckenbalken. Spätestens im Sommer soll der Bau endgültig abgeschlossen werden. In den zurückliegenden Monaten kam es immer wieder zu Verzögerungen, weil die Fertigstellung des Noack´schen Hauses auf der gegenüberliegenden Marktseite absolute Priorität habe, so Frau Marter.

Nur eine große Wohnung mit Balkon und Gebirgsblick im Hinterhaus ist derzeit noch unbelegt. Für die zwei großen Wohnungen mit Blick auf den sanierten Markt könne sie sich auch Gewerbemieter vorstellen, so die Verwalterin. Die Einraumwohnung im dritten Obergeschoss ist hingegen eher für einen Mieter geeignet.

Im Herbst 2013 begann die Sanierung mit dem Abriss maroder Hintergebäude. Ursprünglich wollte der Bauherr 1,85 Millionen Euro investieren und bekam zunächst 650 000 Euro aus dem Förderprogramm „Städtebaulicher Denkmalschutz“. Im Laufe der Bauarbeiten mussten sowohl die Eigen- als auch die Fördermittel noch einmal aufgestockt werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Das geschichtsträchtige Haus am Markt ist das letzte Bauvorhaben des Berliners in Zittau. Mit dem Noack´schen Hauses setzt sich der 75-jährige selbst ein Denkmal. Das Gebäude wird später fertig als der Markt 7. Begonnen haben die Bauarbeiten dort aber schon eher. Blaesche hat ein Vermögen in Zittau investiert, Gebäude am Töpferberg, in der Inneren Weberstraße und am Markt 5, 17, 19 und 21 gehören dazu.

Durch Zufall war er Zittau gestoßen und ist bis heute von der einzigartigen Architektur begeistert, zu deren Erhalt er einen großen Beitrag geleistet hat. Einen Gewinn werden frühestens – wenn überhaupt – seine Urenkel einfahren, sofern die Wohnungen und Gewerberäume immer Mieter finden.

1541 erstmals erwähnt, und zuvor als Gasthof „Zum Weißen Engel“ bekannt, war das Haus 1757 vom großen Stadtbrand betroffen. Im Stil des Barock, mit einer klaren Fassadenstruktur und einem prächtigen Eingangsportal, wurde es wieder errichtet. 1883 siedelte sich das Bankhaus Meusel & Schulz an. Seit den 1990er Jahren stand das Gebäude leer.