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Mann verliert bei Schlägerei sein linkes Auge

Ein Mann will einen Streit schlichten und wird dabei schwer verletzt. Eine Freitalerin und ihr Freund sind nun angeklagt.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Yvonne Popp

Freital/Dippoldiswalde. Gerade einmal ein halbes Jahr liegt die letzte Gerichtsverhandlung gegen Sara K. zurück. Wegen Körperverletzung war sie erst im April vom Amtsgericht in Dippoldiswalde zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Zusammen mit ihrem Freund steht die Freitalerin nun schon wieder vor dem Kadi. Wieder wegen Körperverletzung, wieder in Dippoldiswalde. Doch bei einer Geldstrafe wird es diesmal nicht bleiben. Dazu sind die Verletzungen der beiden Opfer zu schwer. Laut Staatsanwaltschaft soll Sara K. aber nur einen der beiden Männer, nämlich ihren Ex-Freund, verletzt haben. Mit ihm hatte sie sich am 25. Januar am späten Nachmittag auf dem Parkplatz des Netto-Marktes an der Körnerstraße in Freital getroffen. Dort war es zu einem Streit gekommen, in dessen Verlauf die 29-Jährige ihrem früheren Partner eine Flasche über den Schädel geschlagen haben soll. Der Mann erlitt eine Platzwunde. Ein zweiter Mann wurde von K.s Freund attackiert, als er versuchte, die beiden Streitenden auseinanderzubringen. Dabei soll K.s Lebensgefährte dem Mann mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen und ihn zu Boden gerungen haben. Dort soll er dann dessen Kopf mindestens viermal gegen den Asphalt gerammt haben, wobei der Mann eine Fraktur des Mittelgesichts erlitt. Der Sehnerv seines linken Auges wurde dauerhaft geschädigt.

Vor Gericht räumen die beiden Angeklagten ein, dass es zu Auseinandersetzungen zwischen ihnen und den beiden Opfern gekommen war. Sara K. erklärt, dass es in ihrem Fall am Alkohol gelegen habe, dass sie so ausgerastet ist. „Ich war an dem Tag ziemlich gut dabei, hatte Schnaps und Bier getrunken“, sagt sie. Am Netto-Markt sei sie ausgerastet, habe ihrem Ex erst mehrfach ins Gesicht geschlagen und ihm schließlich mit einer Flasche eins übergezogen. An viel mehr könne sie sich aber nicht erinnern. Sie hatte an dem Tag einfach zu viel getrunken. Eine Blutprobe ergab einen Wert von fast zwei Promille. Auch könne sie nicht sagen, was ihr Freund mit dem Mann gemacht habe, der kurz zuvor den Streit hatte schlichten wollen. „Die beiden waren hinter mir. Ich habe sie nur schreien hören“, so die Angeklagte.

Ihr Freund sagt, dass er sich den Mann gegriffen hatte, weil dieser, ebenfalls mit einer Flasche bewaffnet, auf die Streitenden losgegangen war. „Ich zog ihn weg und verpasste ihm zwei Faustschläge ins Gesicht“, sagt Michael K. Der 38-Jährige erklärt weiter, dass er den Mann schließlich zu Boden gebracht habe. Dort will er ihn noch einmal ins Gesicht geschlagen, jedoch seinen Kopf nicht auf die Straße gerammt haben. Schon gar nicht mehrmals.

„Als ich später von seinen schweren Verletzungen erfahren habe, bin ich zu ihm ins Krankenhaus gefahren, um mich zu entschuldigen und meine Hilfe anzubieten“, so der Angeklagte. Der Geschädigte bestätigt das. Er sagt auch, dass ihm der Angeklagte angeboten habe, die Zuzahlungen für seinen Krankenhausaufenthalt zu übernehmen. Zehn Tage musste er im Dresdner Uniklinikum behandelt werden, in dieser Zeit wurde er zweimal operiert. Die Tatsache, dass er auf dem linken Auge dauerhaft erblindet ist, traf ihn schwer. Inzwischen komme er mit der Behinderung aber klar. Zu dem Vorfall im Januar kann der Dresdner nicht viel sagen. Wegen seiner schweren Kopfverletzungen weiß er nicht mehr viel von dem Tag. An die ersten beiden Schläge könne er sich noch erinnern, aber von allem, was danach kam, wisse er nichts mehr.

Nun waren die beiden Opfer aber nicht allein auf dem Netto-Parkplatz. Zusammen mit zwei Bekannten hatten sie den Nachmittag über dort gestanden und Bier getrunken. Als es zu dem Zwischenfall kam, waren sie alle nicht mehr nüchtern. Die Bekannten geben dem Gericht nur sehr zögerlich Auskunft. Auf mehrfache Nachfragen der Richterin räumen sie ein, gesehen zu haben, wie Sara K. mit der Bierflasche zuschlug. Wie die Schlägerei zwischen den beiden anderen vonstatten gegangen war, hätten sie nicht mitbekommen. Der Abstand sei zu groß gewesen. Außerdem war es bereits dunkel.

Bei ihrer Vernehmung auf dem Polizeirevier hatten die Männer noch deutlich detaillierter ausgesagt. Vor Gericht wollen sie davon nichts mehr wissen. Auch bestreiten sie, bei der Polizei ausgesagt zu haben, dass Michael K. den Kopf des Geschädigten auf den Asphalt geschlagen habe.

Der zweite Geschädigte, Sara K.s Ex-Freund, erscheint gar nicht erst vor Gericht. Wohl nicht grundlos, denn gegen ihn wird bald in einer anderen Sache am Dippoldiswalder Amtsgericht verhandelt. Zum Fortsetzungstermin Anfang November wird er deshalb polizeilich vorgeführt.