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„Mangelware“ startet durch

An der Bautzner Straße 17 in Kamenz ist neues Leben eingezogen. Mehrere Dienstleister vernetzen sich hier.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Die Bautzner 17 ist ein vieldiskutiertes Haus an der Haupteinkaufsmeile von Kamenz. Lange leer stehend, beschäftigten sich in den letzten Monaten viele kreative Köpfe mit der Zukunft des Areals. Nun ist neues Leben eingezogen. Geschäftiges Leben, das Mut machen soll. Und wird. Unter dem Namen „Mangelware“ haben sich hier gleich mehrere Firmen, Institutionen und Dienstleister zusammengeschlossen. Am Donnerstagmorgen gab es die feierliche Eröffnung – mit Häppchen, Sekt und zahlreichen interessanten Gesprächen.

Als treibendes Glied stellte die Werkstatt für behinderte Menschen des Christlichen Sozialwerkes (CSW) aus Panschwitz-Kuckau ihren Zukunftsplan im Haus vor. „Was lange währt, wird gut“, so Werkstattleiterin Barbara Wobser. „Einen Schnell-Start hätten wir uns auch gar nicht zugetraut. Umso durchdachter ist unser gemeinsames Konzept jetzt“, sagte sie. Gemeinsam – das wird in der „Mangelware“ groß geschrieben. Mit im Boot der Werkstatt, die den Wäsche-, Mangel- und Bügelservice bedient, sitzen nämlich noch die Arbeitslosenselbsthilfe (ASH), ein Schlüssel- und Schuhreparaturdienst sowie ein Nähmaschinenfachmann. Alle zusammen haben ein prima Dienstleistungs-Angebot gestrickt, das es so in der Kamenzer Altstadt noch nicht gab. Die Kundschaft kann hier ihre schmutzige oder zerknitterte Wäsche ebenso abgeben, wie kaputte Schuhe oder die Nähmaschine, die den Geist aufgegeben hat. Die Aufträge werden gesammelt zu den einzelnen Dienstleistern gebracht und von ihnen bearbeitet. Abholbereit liegen sie dann später wieder auf dem Tresen der „Mangelware“. Das bedeutet vor allem kurze Wege für die Anwohner der Altstadt.

Noch weitere Angebote

Dazu kommt das Angebot der ASH für Näharbeiten. Federführend ist dabei Evelin Wehle, die man auch an allen drei Tagen im Geschäft antreffen wird. Vor Ort soll außerdem die ein oder andere Upcycling-Idee umgesetzt werden. Wer ein altes Kleidungsstück hat, das zum Wegwerfen zu schade ist, aber dringend eine Aufpeppung nötig hat – hier wird ihm geholfen. Die ASH bietet zudem eine Auswahl an Second- hand-Kleidung zum kleinen Preis an. Nicht zuletzt wartet die Bookcrossing-Zone um Katrin Wendling weiterhin auf Gäste. „Wir befinden uns in einer Testphase. Wir werden sehen, wie die Leute es annehmen. Aber wir sind in der glücklichen Lage, uns Zeit lassen zu dürfen“, so Barbara Wobser.

Das liegt auch am Entgegenkommen des Vermieters, der zum einen in den letzten Wochen extra Toiletten einbauen ließ und so manche Veränderung mitgetragen hat. Und mit dem man zum anderen auch gute Konditionen ausgehandelt hat. Dies ist wiederum der Arbeit des City-Managements um Anne Hasselbach zu verdanken. Die auch bei der Ausgestaltung des Ladens mithalf. Sie selbst bezeichnet sich und die ehrenamtlichen Ideenfinder an ihrer Seite mittlerweile als „Lausitzer Stehaufmännchen“. „Auch wenn die Zeiten schwer sind, wir lassen uns nicht unterkriegen oder entmutigen, wenn es doch mal einen Rückschlag gibt“, sagt sie. Die Leute vom Metamorphoseverein haben gut vorgelegt. Claudia Matoušek zum Beispiel entwarf den Schriftzug. Auch Dr. Jochen Reinhold ist ein Mitstreiter. „Wir haben in der Bautzner 17 fast drei Jahre nachgedacht, was man aus dem Haus herausholen und wie man eine wirtschaftliche Erneuerung herbeiführen kann. Die ‚Mangelware‘ ist ein Beispiel, dass man dranbleiben muss“, sagt er. Auch Rathaussprecher Thomas Käppler fand passende Worte: „Dies hier ist nicht nur ein Projekt. Das wäre tiefgestapelt. Es ist eine gewerbliche Nutzung herausgekommen, die wir dringend an der Bautzner Straße brauchen!“ Sollten sich in nächster Zeit Geschäftsleute finden, die hier dauerhaft einen Laden betreiben möchten, dann könne die „Mangelware“ relativ schnell weiterziehen in andere Objekte. Auch wenn die Nachbarschaft zur „Klosterbäckerei“ aktuell optimal erscheint. Die Bautzner 17 wird Kamenz weiter beschäftigen. Zum Beispiel am 21. Juni. Dann präsentieren hier die Studenten der Fachhochschule Dresden (siehe nebenstehender Beitrag) ihre Ideen.

Öffnungszeiten „Mangelware“: dienstags, 15-18 Uhr; mittwochs, 9-12 Uhr, donnerstags, 10-18 Uhr.