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Manege frei für Groß und Klein

Kinder der Förderschule Peter Rosegger und Erwachsene mit geistiger Behinderung proben im Projektzirkus Probst gemeinsam für ihren großen Auftritt.

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© Norbert Millauer

Von Sven Görner

Coswig. Kerstin ist noch etwas unsicher, als sie auf das kleine Podest steigt. Halt, der silberne Puschel fehlt noch. Also wieder einen Schritt runter und das raschelnde Glitzerding in die Hand genommen. Jessika, die Trainerin vom Projektzirkus Probst, hilft der jungen Frau erneut nach oben und hält sie auch, als sie auf dem Drahtseil vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzt.

Auch hinter den beiden, in der Manege, herrscht geschäftiges Treiben. Ebenso wie vor dem Zelt, das mit den Wohnwagen der Zirkusleute in der hintersten Ecke des weitläufigen Meisop-Geländes an der Friedewaldstraße 10 in Coswig aufgestellt ist. Seit gestern proben hier gemeinsam Bewohner des Wohnheims für Menschen mit geistiger Behinderung und Kinder aus der benachbarten Förderschule Peter Rosegger, für die von der Meisop – der Meißner Sozialprojekt gemeinnützige Gesellschaft mbH – seit über zehn Jahren die Ganztagsbetreuung organisiert wird. Sylke Israel, die Leiterin der Ganztagsbetreuung, und Heimleiter Georg Hesse haben anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Heimes die Zirkusleute für die Projektwoche nach Coswig geholt. In diese eingebunden sind auch mehrere öffentliche Veranstaltungen.

„Viele Coswiger verbinden das Gelände hier ausschließlich mit dem seit vielen Jahren bestehenden Altenheim“, sagt Georg Hesse. „Dass hier auch Kinder betreut werden und es ein spezielles Wohnheim gibt, wissen viele Leute nicht.“ Mit den beiden Zirkusaufführungen am Freitag um 15 und am Sonnabend um 10 Uhr wollen die beiden Organisatoren für ein bisschen mehr Bekanntheit sorgen. „Und wir wollen damit auch helfen, Berührungsängste abzubauen. Denn unsere Heimbewohner haben trotz ihrer Probleme Lebensenergie. Sie sind fröhlich und lustig, auch wenn manches vielleicht etwas befremdlich wirkt, weil sie sich anders geben und bewegen“, ergänzt der Heimleiter.

Und noch etwas soll erreicht werden: Obwohl Erwachsene und Kinder auf dem Gelände nicht weit voneinander betreut werden, gab es Begegnungen bisher eher nur am Rande. „Dabei gibt es sicher Möglichkeiten, sich zu ergänzen“, sagt Sylke Israel. Die gemeinsame Projektwoche ist eine Gelegenheit, das zu testen.

Ein Stück vom Zelt entfernt wartet Heimbewohnerin Janine mit einigen Kindern und anderen Leuten aus dem Heim darauf, dass sie in der Gruppe an der Reihe ist, die mit den Hunden und Ziegen des Zirkus Kunststücke probt. Die junge Frau hat selbst zwei Meerschweinchen auf ihrem Zimmer, um die sie sich kümmert.

Von den vierbeinigen Artisten ist indes nichts zu sehen. Sehr zum Bedauern der Kinder. Erst einmal wird ohne sie geübt. Doch auch das ist gar nicht so einfach. Etwa, wenn es darum geht, laut zu sprechen. Mit den Ergebnissen ist die junge Trainerin nicht so recht zufrieden. Etwas später schlüpft sie dann selbst in die Rolle einer der nicht anwesenden Ziegen und nun hat auch Janine ihren großen Auftritt. Und der klappt gut. Sie muss nur aufpassen, dass sie der „Ziege“ dabei nicht ins Gesicht tritt.

Für den Zirkus ist es erst das dritte Projekt mit Menschen mit Behinderung. „Eine solche Zusammenarbeit erfordert mehr Konzentration und auch größeren körperlichen Einsatz“, sagt Jessika. „Aber die Teilnehmer waren sehr dankbar. Einige haben sogar geweint, als wir wieder fort sind.“