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„Man muss den Beruf lieben lernen“

Der Eibauer Bäcker Michael Bachmann ist neuer Obermeister im Landkreis. In seinem Job hat er schon einiges durch.

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Von Carina Brestrich

So ein Pfannkuchen kann Kopfzerbrechen bereiten. Zumindest wenn er kein Ei und kein Weizenmehl enthalten darf. Der Eibauer Bäcker Michael Bachmann hat das schon durch: „Ich habe solche Spezial-Pfannkuchen mal für ein kleines Mädchen gemacht, die beide Zutaten nicht verträgt“, erzählt er. „Das ist eben die Stärke von uns Bäckern. Im Supermarkt wäre das nicht möglich.“ Dass das Handwerk diese Stärken künftig noch besser nutzt, dafür will sich Bachmann in den nächsten Jahren einsetzen. Der Bäcker ist der neue Obermeister der ebenso neuen Bäckerinnung Oberlausitz-Niederschlesien. Die Interessenvertretung der Bäcker hatte sich zu Jahresbeginn aus den zwei bisher im Landkreis bestehenden Innungen zusammengeschlossen: der Bäckerinnung Löbau-Zittau und der Niederschlesische Bäckerinnung Görlitz-Niesky-Weißwasser.

Michael Bachmann kennt sowohl den Norden als auch den Süden des Landkreises: Er stammt aus Niesky und betreibt an der Hauptstraße in Eibau seine Bäckerei. Und er gehört mit 36 Jahren zu den jüngsten Innungsmitgliedern. Dass damit frischer Wind einzieht, scheint für viele Bäcker in der Oberlausitz eine kleine Beruhigung: „Die älteren wollen das Feld gern den jüngeren überlassen. Allerdings gibt es in der Region kaum noch junge in unserer Branche. Gerade kleinere Betriebe stellt das vor Probleme“, sagt er.

Nach den zuletzt dominierenden Diskussionen um Mindestlohn und gestiegene Brötchenpreise muss sich das Handwerk deshalb wieder auf das Thema konzentrieren, sagt Michael Bachmann. Der Bäckermeister selbst kennt die Schwierigkeiten, junge Leute für den Bäckerberuf zu begeistern. Er selbst ist eigentlich nur Bäcker geworden, weil ihm nach der Schule nichts anderes übrig blieb. „Ich wollte ursprünglich Elektriker werden“, erzählt der Nieskyer. Doch eine Lehrstelle fand Bachmann nicht. Als Bäcker-Azubi dagegen bekam er in seiner Heimatstadt eine Chance.

Bachmann ist froh, dass er sie genutzt hat. Auch wenn er nach Lehre und Meisterausbildung gleich mit Mitte 20 in die Langzeitarbeitslosigkeit rutschte. Drei Jahre versuchte Bachmann, eine Stelle zu finden. Dann beschloss er, sich selbstständig zu machen und nach Eibau zu ziehen. Dort übernahm er mit 28 Jahren die Bäckerei von Heinz Riedel. Seither führt er die Bäckerei als Familienbetrieb weiter: Er, sein Sohn und seine Schwägerin rühren und kneten in der Backstube, seine Frau steht hinter der Theke, neun weitere Mitarbeiterinnen bedienen in den Filialen in Ebersbach, Neugersdorf, Niedercunnersdorf und Löbau. „Man muss den Beruf eben lieben lernen“, bilanziert Bachmann.

Den Grundstein dazu lege die Ausbildung. Diese aber werde nicht nur wegen der Arbeitszeiten für junge Männer und Frauen immer unattraktiver. Auch bei der Lehre in der Berufsschule gibt es Klärungsbedarf. Denn die Fahrtwege für die Lehrlinge werden länger. Ab dem zweiten Lehrjahr müssen die Azubis nämlich nicht mehr nach Görlitz zur Berufsschule, sondern nach Bautzen. „Viele Lehrlinge haben noch keinen Führerschein. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind sie nach Bautzen teilweise sehr lange unterwegs. Das ist nicht gerade motivierend“, sagt Michael Bachmann. Deshalb will er das Gespräch mit den Verantwortlichen suchen. „Unsere Region ist hier. Und ich möchte, dass die Lehrlinge auch hier ausgebildet werden.“

Was die Zahl der Kunden betrifft, so macht sich Michael Bachmann weniger Sorgen. Die Konkurrenz zur Industrieware an den Brötchenstationen im Lebensmittel-Discountern gibt es zwar. Dennoch besinnen sich viele Kunden aufs traditionelle Handwerk, beobachtet Bachmann. So bescheren immer häufiger auch Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien den hiesigen Bäckern Kunden.

Aber auch die Qualität, sagt Bachmann. „Klar haben wir abends nicht so lange offen wie ein Supermarkt. Aber wenn man die Brötchen noch am nächsten Tag essen will, ist man bei uns besser beraten.“ Michael Bachmann gibt sich deshalb optimistisch. Er will sich nun in seine neuen Aufgabe reinarbeiten und mit seinen Innungskollegen Ideen sammeln, um künftig nicht mehr nur in den Negativschlagzeilen rund um Mindestlohn oder Nachwuchsmangel vertreten zu sein.