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„Man macht die Leute glücklich“

Christin Weber ist eine der Standesbeamtinnen, die rund 42 000 Bürger in Meißen und drei Gemeinden betreuen.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Auf dem Fensterbrett steht eine Zupfbox mit Papiertaschentüchern, denn manchmal ist die Rührung so groß, dass die mitgebrachten Schnupftücher nicht ausreichen – erzählt Christin Weber im Trauzimmer des Rathauses. Das ist für die 35-Jährige seit 1. November Arbeitsort. Denn Christin Weber ist die neue Meißener Standesbeamtin. Gemeinsam mit zwei Kolleginnen betreut sie künftig die Meißener und nicht nur die, gleichsam von der Wiege bis zur Bahre. Denn alle Geburten, die in Meißen und in den Gemeinden Diera-Zehren, Käbschütztal und Klipphausen gemeldet werden müssen, gehen über ihre Schreibtische. Insgesamt 42 000 Menschen werden vom Meißener Standesamt betreut. Neben Geburten und Eheschließungen sind auch weniger erfreuliche Dinge im Leben der Menschen zu bewältigen – wie Scheidungen und die Sterbefälle. Die halten sich in diesem Jahr mit bislang 720 mit den Geburten (700) nahezu die Waage. Und was die Eheschließungen betrifft, so sind es bislang gut 260, in starken Jahren kommen bis zu 300 zusammen.

Die Eheschließungen finden jedoch nicht nur im Rathaus, sondern auch auf Schloss Proschwitz und auf der Albrechtsburg statt. Wie begehrt diese drei Orte sind, zeigt sich an der Tatsache, „dass wir für kommendes Jahr keinen Termin für Hochzeiten mehr freihaben“. Denn naturgemäß wird eher selten im November geheiratet, ballen sich die Hochzeitstermine in der schönen Jahreszeit. Dann finden bis zu sechs Eheschließungen an einem Wochenende statt, dann sind zwei Standesbeamtinnen im Einsatz. „Hochzeiten sollen bei uns ja auch keine Massenabfertigung sein, sondern etwas Besonderes.“ Und: „Man selber wollte es ja auch schön haben, also machen wir es anderen auch schön – das ist unser Ansporn.“ Natürlich ist eine Eheschließung auch für die Frauen vom Standesamt ein Höhepunkt in ihrer Arbeit. Die Mühen des Alltags nehmen sich viel prosaischer aus, allein schon deshalb, weil sie viel mit Bürokratie zu tun haben. Etwa auch bei ausländischen Staatsangehörigen. Da müssen Urkunden und Übersetzungen angefordert werden, oder Dokumente zur Urkundenprüfung an Botschaften geschickt werden. Aber, auch, was deutsche Bürger betrifft, kann es knifflige Fälle geben – dann heißt es, Gesetzestexte wälzen.

Der Weg nach Meißen verlief keineswegs geradlinig für Christin Richter, die aus Elsterwerda stammt. Ausbildung und erste Arbeit führten sie nach Halle in Westfalen. Dort arbeitete sie immerhin neun Jahre, zuerst im Bürgerbüro der Stadt, dann im Hauptamt. Und nach der Kinderzeit – sie hat Zwillinge, sie sind jetzt sieben und Jungs – „arbeitete ich als Springerin und hatte auch im Standesamt zu tun“. Dass sie dort nun in Meißen immer zu tun hat, sieht sie als große Erfüllung: „Man weiß, wozu man seine Arbeit macht, man macht die Leute glücklich.“