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„Mama“ ist unverzichtbar

Seit drei Jahren hilft Elise Ekambi im Asylbewerberheim in Zittau. Jetzt ist aus dem Ehrenamt ein richtiger Job geworden.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Etwas schüchtern sitzt die ansonsten eher selbstbewusste Elise Ekambi neben Oberbürgermeister Arnd Voigt (Freie Bürger) in einem der dicken, roten Samtsessel in dessen rustikalem Büro. Großer Bahnhof am eichefurnierten Konferenztisch unterm Kronleuchter. Der Grund: Die aus Kamerun stammende Frau erhält nicht nur einen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis für Deutschland, sondern auch gleich noch einen Arbeitsvertrag mit der Asylbetreuungs- und Beherbergungsgesellschaft, die das Asylbewerberheim in der Sachsenstraße betreibt. „Frau Ekambi hat über viele Jahre Integrationsarbeit geleistet und sie ist für diese wichtige Arbeit inzwischen nahezu unverzichtbar geworden“, sagt Geschäftsführer Stefan Hasche und überreicht der 35-Jährigen den zuvor unterzeichneten Arbeitsvertrag. Jetzt lächelt Elise Ekambi erleichtert. Das war am Donnerstagnachmittag.

Offenes Ohr für die Sorgen der Menschen

Auf der Sachsenstraße ist die Afrikanerin für einige Bewohner und Kinder inzwischen die „Mama“ – die gute Seele des Hauses. Sie schlichtet, wenn es Streit gibt, spricht mit den jungen Männern aus aller Herren Länder, wenn ihnen der Lagerkoller den Verstand raubt. Sie begleitet die Flüchtlinge zu den Ämtern und besucht die dezentral untergebrachten Familien. Sie organisiert die Kinderbetreuung oder das gemeinsame Kochen im Heim, hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen der Menschen, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. Frau Ekambi kennt die unterschiedlichen Kulturen und Gewohnheiten und weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, in einem fremden Land auf sich allein gestellt, klarzukommen.

2001 kam sie als Studentin nach Deutschland, hat in München und Erlangen einige Semester Chemie und Medizin studiert. Am Physikum gescheitert, folgten Krankheit und Rückkehr nach Kamerun, bis die gläubige Afrikanerin 2010 nach Herrnhut kam. In der christlich-missionarischen Organisation „Jugend mit einer Mission“ fand sie eine neue Heimat und im Asylbewerberheim Zittau eine ehrenamtliche Aufgabe.

Vier Sprachen und viel Redebedarf

Erst habe sie einmal in der Woche im Asylbewerberheim ausgeholfen, dann zweimal und dann immer öfter. „2012 bin ich dann nach Zittau gezogen“, sagt sie. Seither ist sie fast täglich in der Sachsenstraße. Elise Ekambi spricht Deutsch, Englisch, Französisch und etwas Arabisch. Für die Betreuung der Heimbewohner ist das äußerst hilfreich. Aber vor allem der Respekt vor dem Einzelnen sei wichtig für ihre Arbeit, sagt die frisch gebackene hauptamtliche Heimbetreuerin. Da mache es keinen Unterschied, ob jemand Muslim oder Christ sei. „Gott liebt jeden Menschen“, sagt sie. Die Fähigkeit, verständnisvoll miteinander umzugehen, habe sie aus ihrer Heimat mitgenommen. In Kamerun leben 286 verschiedene Volks- und Sprachgruppen zusammen.

„Eine segensreiche Tätigkeit“, nennt Werner Genau, Dezernatsleiter im Landratsamt, die Arbeit der Zittauerin. Die Stelle für Frau Ekambi sei extra eingerichtet worden, um den sozialen Frieden im Haus zu erhalten und die Betreuung der Asylsuchenden zu verbessern, erklärt der Heimleiter. Die geplante Anstellung bei der Betreibergesellschaft wäre jedoch fast am komplizierten Ausländerrecht gescheitert. Die Heimleitung suchte deshalb die Unterstützung des Oberbürgermeisters. Der OB sprach mit dem Landrat. So gelang es relativ schnell und scheinbar unbürokratisch, eine Arbeitserlaubnis zu erwirken.

Dies sei keine Gefälligkeitsentscheidung, betont die Amtsleiterin des Ordnungsamtes Elke Glowna. Weil die Kamerunerin seit drei Jahren ununterbrochen im Land lebe, hätten ihr Engagement und eine Gesetzesänderung die Arbeitserlaubnis letztendlich ermöglicht. Trotzdem hat wohl der gemeinsame Wille aller die Entscheidung befördert. „Dass in unserer Stadt ein zu weiten Teilen gutes Miteinander mit den Asylbewerbern herrscht, verdanken wir nicht zuletzt engagierten Menschen wie ihr“, kommentiert OB Voigt den Vorgang.

Die Bewohner des Heimes wird es freuen. „Es ist ein Geschenk Gottes, anderen Menschen helfen zu können“, sagt Frau Ekambi und lächelt.