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Maibaum aus Angst vor Klau verspätet aufgestellt

Mehrere Orte in der Sächsischen Schweiz verweigern sich einer alten Tradition.

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© Marko Förster

Bad Schandau. Wer sich gewundert hat, warum die Stadt Bad Schandau ihren Maibaum erst am 1. Mai aufgestellt hat und nicht wie andernorts üblich am 30. April, der bekam im Stadtrat am Mittwochabend die Aufklärung. Auf Nachfrage von Christian Friebel (CDU) erklärte Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus), dass der Maibaum deshalb verspätet aufgestellt wurde, um einen Diebstahl zu verhindern. E gibt eine alte Tradition, in der Nacht zum 1. Mai den Maibaum des Nachbarortes zu stehlen. Deshalb werden auch Nachtwachen aufgestellt. Wird der Baum geklaut, kann ihn der Bestohlene wieder auslösen. Meist wird ein Kasten Bier verlangt. Diebe und Beklaute sitzen dann einträchtig beisammen, und die Welt ist wieder in Ordnung.

In Bad Schandau wurde 2013 der komplette Maibaum geklaut, 2010 in Prossen der Kranz. Letzteres gehört allerdings nicht zur Tradition. Die Diebe gaben ihn ohne Auslöse zurück.

In Krippen ist niemand mehr bereit, die Nacht über den Maibaum zu bewachen, weil vor Jahren mal die Situation eskaliert war. „Da sind mal Leute mit Kettensäge und Pfefferspray angerückt“, erzählt Ortsvorsteher Jens Feller. Seitdem werde der Kranz am späten Abend des 30. April von den eigenen Leuten heruntergeholt, damit es kein anderer tut. In Bad Schandau wird er erst am 1. Mai aufgezogen. (SZ/gk)