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Magische Momente

Peter Schulz ist Zauberer. Der Chef vom Löbauer Schlafstudio zeigt seine Kunst mittlerweile bei vielen Veranstaltungen.

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© Rafael Sampedro

Von Constanze Junghanß

Löbau. Simsalabim! Und schon ist die Herzkarte nicht mehr da, wo sie eigentlich sein sollte. Peter Schulz lächelt und verbeugt sich. Dann schwingt er den Zauberstab und nimmt sein Publikum mit in eine irreale Welt voller Tricks, Verblüffungen, gespickt mit einem Hauch Magie. Dinge verschwinden wie von Geisterhand und tauchen an anderer Stelle wieder auf, schwarze Hasenbilder werden plötzlich rot und Rocky, der kleine Waschbär, krabbelt dabei auf die Schulter in Richtung Zylinderhut. Das putzige Tierchen allerdings ist nicht echt, sondern eine plüschige Handpuppe. „Mein Assistent“, sagt Peter Schulz Augenzwinkernd. Der Kleine kommt vor allem bei den Kindern und Senioren an. In Altersheimen, Kindergärten, zu runden Jubiläen und Familienfeiern ist der Zauberer im Landkreis und darüber hinaus unterwegs. Zusammen mit Rocky, der jede Menge Streicheleinheiten von Groß und Klein einheimst.

Beruflich allerdings bewegt sich der der 56-Jährige in ganz anderen Gefilden. Der Kittlitzer ist der Chef vom Löbauer Schlafstudio. „Sachsens größtem Matratzenfachgeschäft“, wie er betont. Wie kommt man als bodenständiger Unternehmer zu Zauberhut und -stab? Als die drei Kinder groß und aus dem Haus waren, suchte Schulz nach einem Hobby neben dem Beruf. „Eher als Ausgleich und so, wie andere Leute vielleicht in neu gewonnener Freizeit ein Musikinstrument erlernen wollen“, erzählt er. Und da es etwas ganz Außergewöhnliches sein sollte, kam die Zauberei ins Spiel. Das war vor zwölf Jahren. Anfangs noch im privaten Bereich und ohne Programm ließ der Kittlitzer diverse Bälle, Skatkarten oder Tücher von A nach B mit viel Fingerfertigkeit wandern oder Farben sich verändern und trat mit den noch kleinen Tricks im Familien- und Bekanntenkreis auf. Das sprach sich schnell herum. Und als im Jahr 2009 dann eine Einladung vom „Magischen Zirkel“, Ortsverband Zittau, kam, ging es so richtig los, erzählt Schulz. Dort traf er auf Zauberer aus der ganzen Oberlausitz, die ihre Erfahrungen und magisches Wissen austauschen. „Mein Mentor im Magischen Zirkel war Wolfgang Kritsch“, erinnert sich Schulz gern an die gemeinsame Zeit mit dem Freund zurück. Im Sommer des Vorjahres verstarb der als Zauberer Burelli bekannt gewordene Künstler und hinterließ auch bei seinem Schützling eine große Lücke. Ein bisschen Burelli aber ist bei Peter Schulzes Auftritten nun oft mit dabei. Vererbt bekam der Zauberer das selbst geschneiderte Gauklerkostüm des Melauners und so manch andere geheimnisvolle Utensilie. Seitdem hat Peter Schulz in Erinnerung an seinen Freund das Repertoire auf mittelalterliche Gauklerkostüm-Zaubereien erweitert. Beim Magischen Zirkel der Oberlausitzer Zauberzunft ist er weiter mit dabei. Der wiederum gehört zum Magischen Zirkel Deutschland und wurde 1912 in Hamburg ins Leben gerufen. Weltweit zählt der Verein zu den renommiertesten und größten Künstlervereinigungen und hat rund 2800 Mitglieder. Von Hobbyzauberern bis hin zu bekannten Größen aus dem Showgeschäft wie Siegfried & Roy, Jürgen von der Lippe oder Dr. Eckhard von Hirschhausen sind Zauberer vertreten. Und eben auch Peter Schulz sowie die Oberlausitzer Zauberkollegen. Die sind bei ihren monatlichen Treffen ein überschaubarer Kreis von im Durchschnitt zwölf Teilnehmern. Nachwuchs sei immer willkommen, so Schulz.

„Denn das Schöne an diesem Hobby ist die Faszination und das Staunen des Publikums“, sagt der Geschäftsmann, der seine Kunst mittlerweile als Nebengewerbe betreibt. Das ist sogar auf dem Firmenwagen vom Löbauer Schlafstudio zu entdecken: Neben der „normalen“ Werbung am Heck schauen linker- und rechterhand bei den Fahrzeugtüren weiße Kaninchen aus einem Zauberhut heraus. Und auch im Geschäft ist ein Aufsteller zwischen den Betten zu finden. Der zeigt den Künstler inklusive Equipment in voller Lebensgröße. Das Konzept jedenfalls kommt an. 17 Buchungen liegen allein für Dezember vor. Da wird es mit freien Kapazitäten doch ziemlich eng im Terminkalender. Da die Auftritte oft am Wochenende und in den späten Nachmittagsstunden stattfinden, kann sich Peter Schulz in Arbeit und Berufung hineinteilen.

Seine Kundschaft im Fachgeschäft allerdings wird nur ganz selten mal verzaubert. Dass passiert dann, wenn Peter Schulz seine schrägen Ideen Wirklichkeit werden lässt. Eine Pyjama-Partie gehörte ebenso schon mal dazu, wie ein Matratzen-Rodelwettbewerb vor dem Geschäft auf der Görlitzer Straße. Klappt es in diesem Winter mit reichlich Schnee, dann plant der Chef des Hauses den Bau eines Rieseniglus. In dem kann dann neben heißem Tee und Glühwein vielleicht sogar der eine oder andere Zaubertrick kredenzt werden.

www.zauberstudio-kittlitz.de