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Märchen, Wein und bunte Drachen

Das Pesterwitzer Herbst- und Weinfest lud am Wochenende zahlreiche Genuss- und Erlebnisfreudige ein. Ganz ohne Regen klappte es nicht.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Dorit Oehme

Eine kleine Schubkarre steht auf einem altmodischen Koffer im „Schafstall“. Puppenspieler Lutz Männel aus Oppach bereitet sich in dem Gewölbesaal des Niederen Hofes in Pesterwitz gerade auf das „Tapfere Schneiderlein“ vor. „Ich finde es gemütlich hier. Sicher wird es schön voll werden.“ Vor einem Jahr hat er hier schon einmal im Pesterwitzer Weingut gespielt.

Bis „Männels Lutziges Puppentheater“ öffnet, ist noch etwas Zeit. Der Künstler schaut draußen den Funkenmädchen des Pesterwitzer Karnevalsvereins bei ihren Tänzen zu. Als die Minifunken in ihren weißen Shirts und hellblauen Röckchen über die Bühne hüpfen, zaubert das den Zuschauern ringsum ein Extra-Lächeln ins Gesicht. Carmen Hattwig, die Frau des Elferratspräsidenten, genießt mit ihrem vierjährigen Enkel Timo die Atmosphäre. „Der Federweißer ist in diesem Jahr besonders gut“, verrät sie.

Zum 20. Mal feiern die Pesterwitzer den Anfang der Weinlese und den Beginn der kühlen Jahreszeit. Die Pesterwitzer Puppenspieltage mit zahlreichen Akteuren sind zeitgleich Kult. Doch wie im vorigen Jahr wird an drei Standorten von unterschiedlichen Organisatoren zum Feiern eingeladen. Diese haben sich trotzdem im Blick. Weingutchef Lars Folde schaut besorgt zum Himmel und sagt: „Hier kommt eine dunkle Wand nach der anderen. Hoffentlich regnet es nicht.“ Folde berichtet auch, dass parallel zum Fest ungewöhnlicherweise der Müller-Thurgau und der Regent gelesen werden müssen. „Im Elbtal herrscht unter den Winzern absolute Hektik. Sie haben zeitig gesagt, dass es ein Superjahr wird. Aber sie haben nur die Trauben gesehen. Nach den Niederschlägen sind die Trauben vollgesogen. Viele sind geplatzt.“ Am Sonnabend bleibt es in Pesterwitz bis zum späten Nachmittag trocken. So fällt das Drachenfest auf der Wiese am neuen Pavillon nicht ins Wasser. Dafür fehlt dort der Wind. „Es ist schade, dass die Thermik nicht stimmt“, sagt Organisator Heiko Eisold vom Pesterwitzer Kulturverein. Kinder der Grundschule Pesterwitz haben zum Schmuck viele Drachen für die Weinhütten im Gutshof sowie für Zäune und Hecken entlang der Straßen gebastelt. „Das Drachenfest gab es von 1986 bis 1989 schon. Zuletzt flogen über 70 Drachen“, erzählt Heiko Eisold noch. Dann hallt von der Wiese ein „Hurra!“. Zwei Drachen fliegen. Jetzt flattern auch der kleine Vampir und das Gespenst der achtjährigen Joy Berner ins Tal, wo ihr Opa die Leine für den Doppeldrachen hinzieht.

Die erste Oldtimer-Ortsrundfahrt, die Hotelchef Marko Siegel mit Mario Neumann als Attraktion in Pesterwitz beisteuert, schafft es gerade noch vorm Regenguss über die Straßen. „Wir hatten den richtigen Riecher und sind etwas eher gestartet“, sagt Siegel, der im einstigen Diplomaten-Wolga mitfuhr. Das älteste Motorrad im Konvoi war von 1928.

Vorm Hotel Pesterwitzer Siegel wurde beim Vogelschießen des Schützenvereines auch der Pesterwitzer Schützenkönig gekürt. Im Gästegarten war außerdem der Dorfclub – der lange das Herbst- und Weinfest in Pesterwitz veranstaltet hat – mit aktiv. Im und am Gutshof in der Ortsmitte wiederum gab der erst im April gegründete Kulturverein sein Debüt. „Wir sind sehr zufrieden fürs erste Mal, bei einem Fest in der Größe. Sponsoren, Bürger und die Stadt haben uns sehr unterstützt“, sagt Vereinschefin Jana Gramann.