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Männer sprühen Pfefferspray in einem Supermarkt

Im Netto an der Löbauer Breitscheidstraße hat es am Sonnabend dicke Luft gegeben. Zwei Männer wurden festgenommen. Einer von ihnen stand unter Drogen.

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© Foto: Rico Löb

Von Marcus Scholz

Eigentlich ist im Löbauer Netto-Markt an der Breitscheidstraße das Wochenendgeschäft am Sonnabend fast erledigt gewesen. Zur blauen Stunde, also am späten Nachmittag haben einige Kurzentschlossene noch schnell ein paar kleine Einkäufe erledigen wollen und die Mitarbeiter des Discounters sich schon auf einen gemütlichen Abend gefreut. Doch zwei Männer, 31 und 32 Jahre alt, haben den Plänen von Nettokunden und Angestellten einen Strich durch die Rechnung gemacht und allen zusammen die Stimmung verhagelt.

Oder besser gesagt: versprüht. Denn die beiden Anfang der Dreißiger sind nicht zum Einkaufen im Nettomarkt gewesen, sondern um sich heimlich etwas in ihre Taschen zu stecken und obendrein auch noch eine Ladung Pfefferspray im Markt zu verteilen. Auch in anderen Märkten sind die Männer unterwegs gewesen. Wie die Polizeidirektion Görlitz bereits am Sonntag mitgeteilt hat, sind die polizeibekannten Tatverdächtigen auch an der Rumburger Straße aktiv gewesen und haben in einem Geschäft Lebens- und Genussmittel entwendet. Pfeffriges haben sie aber nur an der Breitscheidstraße versprüht.

Viel Freude haben die Männer an ihrem Diebesgut allerdings nicht gehabt. Denn die Polizei hat die beiden schnell ausfindig machen und in Gewahrsam nehmen können. Auch durch die Unterstützung eines aufmerksamen Bürgers. Wie dessen Hilfe ausgesehen hat, lässt sich die Polizei bislang noch nicht entlocken. Aufgrund der laufenden Ermittlungen möchten sich die Beamten noch nicht dazu äußern, wie Polizeisprecher Thomas Knaup mitteilt.

Warum die Tatverdächtigen es nicht nur beim Stehlen belassen, sondern auch mit Pfefferspray hantiert haben, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Die Kriminalpolizei ist laut Knaup an der Sache dran. Mindestens 20 Personen, die zum Sprühzeitpunkt im Netto gewesen sind, stellen sich diese Frage sicherlich auch. Denn für sie ist der Einkauf und Arbeitstag nicht gerade glimpflich ausgegangen. Allesamt hätten laut Polizei über Reizungen der Augen, Übelkeit und Husten geklagt. Eine Person ist sogar in ein Krankenhaus gebracht worden.

Die Löbauer Feuerwehr hat schließlich dafür gesorgt, dass der beißende Geruch aus dem Discounter verschwindet. Wie Thomas Grothum, Mitglied der Löbauer Einsatzkräfte und stellvertretender Kreisbrandmeister des Landkreises Görlitz mitteilt, sei die pfeffrige Luft mittels der Klimaanlage des Marktes abgesaugt worden. Den Löbauer Kameraden, sei allerdings gesagt worden, es würde sich nicht um Pfefferspray, sondern um Reizgas handeln, so Grothum.

In Fällen wie diesen gehen die Feuerwehrleute behutsam vor. „Wir prüfen zuerst, um was für eine Substanz es sich handeln könnte“, sagt Grothum. Gasmessgeräte helfen dabei. Doch Pfefferspray oder das anfangs vermutete Reizgas können die Geräte nicht erkennen. Um bei solchen Einsätzen die Sicherheit für die Feuerwehrleute zu gewährleisten, tragen die Kameraden Atemschutzmasken.

Für Nettomitarbeiter und -kunden stehen solche Masken nicht zur Verfügung. Um den Markt an der Breitscheidstraße pfefferfrei zu machen, ist das Geschäft nach dem Vorfall am Sonnabend schließlich auch geschlossen worden. Das teilt Christina Stylianou, Sprecherin von Netto Marken-Discount mit. Am Montag hat das Geschäft wieder ganz normal seine Türen geöffnet. Kunden, die nun im Markt einkaufen gehen, brauchen sich derweil keine Sorgen darüber machen, was sie in ihren Einkaufswagen legen. Denn Lebensmittel haben keinen Schaden genommen. „Der Vorfall hatte nach Angaben der Feuerwehr keine Auswirkungen auf offene Lebensmittel“, so Frau Stylianou.

Den beiden Tätern droht hingegen ein Nachspiel. Laut Polizeisprecher Knaup wird gegen sie zum Verdacht des Diebstahls mit Waffen ermittelt. Das Gesetz sieht hier Freiheitsstrafen von sechs Monaten bis hin zu zehn Jahren vor. In minder schweren Fällen von drei Monaten bis hin zu fünf Jahren Freiheitsstrafe. Der 32-jährige Polizeibekannte kann sich seit Sonntag bereits Gedanken über sein Vergehen in abgeschlossenen Räumlichkeiten machen – gegen ihn hat die Staatsanwaltschaft Görlitz einen sogenannten Unterbringungsbefehl erlassen.

Das kann in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Entziehungsanstalt sein. „Er stand bei der Ausführung der Tat unter erheblichem Drogeneinfluss“, so Thomas Knaup. Vergleichbare Fälle, wie eben jenen aus Löbau, sind Knaup nicht bekannt.

Gegeben hat es sie dennoch. Zum Beispiel im November 2016 in einem Görlitzer Supermarkt. Auch dort haben Kunden einen beißenden Geruch ausgemacht und 13 von ihnen über stechendes Kratzen in den Atemwegen und Husten geklagt. Bis dato ist immer noch nicht bekannt, was der Auslöser dafür gewesen ist. Ein Jahr zuvor, also im November 2015 sind zwei Männer bei einem Bautzener Juwelier mit Reizgas zu Werke gegangen. Ihre Beute: acht Armbanduhren im Wert von rund 12 000 Euro. Ein paar Monate später sind die beiden im polnischen Zgorzelec geschnappt worden.