Merken

Mädelsausflug ins Uhrenmuseum

Zum zehnten Geburtstag kommen viele Besucher nach Glashütte. Manche nehmen sich mehr Zeit, als sie geplant hatten.

Teilen
Folgen
© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Glashütte. Endlich hat es Mara Celine geschafft, das Uhrenmuseum in Glashütte zu besuchen. „Das habe ich mir so lange gewünscht“, sagt die Zehnjährige. Hinter ihr steht ihre Mutter Anja Collini. Gern wäre auch der Papa zum Familientag mitgekommen, zu dem das Uhrenmuseum an diesem Dienstag anlässlich des zehnjährigen Bestehens eingeladen hat. Doch der muss arbeiten. „Wir machen einen Mädelsausflug“, sagt die 36-Jährige und lächelt. Und der soll eigentlich zwei Stunden dauern.

Das sagen Besucher und Mitwirkende zum Familientag

Die Besucherin Wir haben unsere Pfingstferien in der Sächsischen Schweiz verbracht und schauen auf der Rückfahrt das Uhrenmuseum an. Das Museum ist traumhaft schön, uns hat es hier sehr gut gefallen.  Sabine Kusenberg (47), Braunschweig
Die Besucherin Wir haben unsere Pfingstferien in der Sächsischen Schweiz verbracht und schauen auf der Rückfahrt das Uhrenmuseum an. Das Museum ist traumhaft schön, uns hat es hier sehr gut gefallen. Sabine Kusenberg (47), Braunschweig
Der Veranstalter Es war eine schöne Überraschung, dass uns die Glashütter Kinder am Anfang ein Ständchen gesungen haben. So ging der Tag gut los. Bis zum Mittag kamen 300 Besucher. Das zeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat.  Reinhard Reichel, Museumsleiter
Der Veranstalter Es war eine schöne Überraschung, dass uns die Glashütter Kinder am Anfang ein Ständchen gesungen haben. So ging der Tag gut los. Bis zum Mittag kamen 300 Besucher. Das zeigt, dass sich der Aufwand gelohnt hat. Reinhard Reichel, Museumsleiter
Der Aussteller Der Familientag ist eine tolle Geschichte, und ich freue mich, dass ich mein Handwerk vorstellen kann. Die Kinder werden an das Thema Uhrenindustrie herangeführt. Diese sorgt dafür, dass es uns gut geht.  Helmut Wagner (60), Glashütte, Graveur
Der Aussteller Der Familientag ist eine tolle Geschichte, und ich freue mich, dass ich mein Handwerk vorstellen kann. Die Kinder werden an das Thema Uhrenindustrie herangeführt. Diese sorgt dafür, dass es uns gut geht. Helmut Wagner (60), Glashütte, Graveur

Doch schnell wird klar, die Freitalerinnen werden länger brauchen, denn die Uhrenherstellung wird hier sehr anschaulich dargestellt. Das findet Mara Celine. Und ihre Mutter nickt zustimmend. Die Uhrenteile sind zwar winzig. Doch die Technik mache es möglich, hier in eine Uhr hineinzuschauen. Und das gefällt dem Mädchen – und ihrer Mutter. Zunächst schauen sich die beiden Freitalerinnen die Ausstellung auf eigene Faust an. Dann schließen sie sich – wie viele andere der zahlreichen Besucher – einer Familienführung an.

„Wir versuchen, auf jede Gruppe individuell einzugehen. Deshalb fragen wir schon bei der Anmeldung, wie sich die Gruppe zusammensetzt“, erklärt Museumssprecherin Sonja Hauschild. Das erleichtert es den Führern, auf die Besucher besser einzugehen – und speziell auch auf Gruppen, in denen Kinder dabei sind. Für die gab es zur Museumseröffnung vor zehn Jahren keine speziellen Angebote. Doch hier hat das Museum nachgebessert – nicht nur im Museumsshop, wo es jetzt viele Souvenirs zu den Themen Zeit und Zeitmessung gibt. Das Museum bietet auch Ferienkurse für Kinder und Familienführungen an. Dazu wurde eine Mitarbeiterin eingestellt, die sich vor allem um die kleinen Besucher kümmert und Führungen entwickelt hat, die auch diese begeistern. „Weitere Angebote sind in Planung“, verspricht Frau Hauschild. So soll es bald drei Maskottchen geben, die Kinder stärker ansprechen sollen. Diese sollen nicht nur auf den Publikationen erscheinen, sondern eventuell auch als Puppen durchs Museum laufen.

Bei Mara Celines Führung geht das Konzept, Kinder stärker einzubinden, auf. Die Museumsführerin schlägt einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart, wo es sich anbietet. Und sie bezieht die Kinder ein. So auch vor der Weltkarte, vor der sich die Gruppe aufgestellt hat. Auf der Karte ist eingezeichnet, aus welchen Ländern Uhrmacherschüler nach Glashütte gekommen sind. „Wer kann mir ein Land nennen?“, fragt die Museumsführerin. Mara Celine meldet sich als Erste: „Aus Australien“, sagt sie. „Richtig.“ Das Mädchen strahlt. Wenig später meldet sich das Mädchen wieder, um auf die Frage zu antworten, wie viel Stunden Freizeit die Lehrlinge früher hatten: „Eine Stunde“. Das könnte sein. Die Führerin scheint es auch nicht so genau zu wissen, erzählt aber, dass die Lehrlinge früher sehr viel zu tun hatten. Elf Stunden Unterricht und dann noch Hausaufgaben.

Mara Celine macht begeistert mit. Sie hört genau zu, um die Fragen auf dem Bogen, den sie am Eingang bekommen hat, ausfüllen zu können. Schließlich kann man am Ende etwas gewinnen. Auch andere Kinder aus der Gruppe schauen immer wieder auf den Fragebogen.

Dieser habe sich bewährt, findet Sonja Hauschild. „Wir haben drei im Angebot, einen für Vorschulkinder, einen für Grundschüler und einen für Teenager“, erläutert sie. Während die Eltern sich die Ausstellung anschauen können, haben die kleinen Begleiter etwas zu tun. So ist es auch in der Gruppe von Mara Celine. Nach gut vier Stunden beenden die Collinis ihren Glashütte-Besuch. Er hat offenbar jedem etwas gebracht. Anja Collini konnte sich einen Überblick über die Uhrenindustrie verschaffen. „Vom Namen her kenne ich einige der Uhrenfirmen“, sagt sie. Es sei interessant gewesen, mehr über die Uhrenhersteller zu erfahren. Und auch Mara Celine wirkt zufrieden. „Es war toll.“ Das Museum hat ihr gefallen. „Hier kann ich Dinge auch anfassen“, sagt sie. Ihre Mutter fand toll, dass die Museumsführerin die Kinder einbezogen hat. „Das gibt es nicht in jedem Museum.“ Spannend fanden die Freitaler-innen auch, dass sie einem Uhrmacher und einem Graveur zuschauen und beim Aufziehen der astronomischen Kunstuhr dabei sein konnten. Vor dem Museum legten sie einen Stopp am Bastelstand ein, um mit Stroh zu flechten.

Uhrmacherin will Mara Celine trotzdem nicht werden. „Ich habe nicht die Ruhe dafür.“ Aber vielleicht konnte das Uhrenmuseums-Team einen der anderen rund 450 Besucher dafür gewinnen, die zum zehnten Geburtstag nach Glashütte gekommen sind.