Von Natasha G. Allner

Waldheim. Die Sache mit der Melone ist einfach. „Wir wollten den Abschnitt mit der Filmmusik der Olsenbande so stilecht wie möglich darbieten. Ich hatte vor, mir eine Melone aus England schicken zu lassen. Die wäre aber niemals rechtzeitig angekommen“, betonte René Michael Röder. Der Waldheimer Kantor griff daher auf einen Internetversand und „Faschingsware“ zurück. Mit dem Ergebnis: Eine Kopfbedeckung bestellt, zwei geliefert bekommen und noch dazu nicht ganz so stilecht, weil etwas flacher als eine Original-Melone.

Das tat der Wirkung in der Stadtkirche aber keinen Abbruch. Im Gegenteil, als sich Röder in Egon-Olsen-Manier verbeugte, die Melone lupfte und sich einen nicht zu übersehenden Stumpen zwischen die Zähne schob, hatte er das Publikum längst auf seiner Seite. Die fachmännische Zuhörerschaft zollte dem Neujahrskonzert mit seiner unglaublichen Virtuosität und der überragenden Spielfreude des Barockorchesters Capella Daleminzia in der gefüllten Nicolaikirche absoluten Respekt.

Mit wippender Zigarre im Mundwinkel

Sopranistin Susen Schneider überzeugte mit Bachs Kantate „Jauchzet Gott in allen Landen“ und Beethovens 2. Sinfonie D-Dur op. 36 bewies einmal mehr, welch überraschende Akzente in der Musikgeschichte deren Komponist zu setzen wusste. Als Moderator führte Hagen Kunze kurzweilig und humorvoll mit interessanten Details zu den jeweiligen Werken und Komponisten durch den gelungenen Kulturabend.

An dessen Ende sich die begeisterten Gäste schließlich per „Standing Ovations“ eine Zugabe erzwangen. So wiederholten die Musiker die „Königshymne“ aus der Elverhøj-Overtüre von Friedrich Kuhlau, zu der sich im Film „Die Olsenbande sieht rot“ von 1976 das Diebes-Trio passend zur Musik durch die Wände des Königlichen Theaters sprengt. Kantor Röder dirigierte noch einmal mit viel Hingabe, Begeisterung und wippender Zigarre im Mundwinkel: „Wir hatten schon unglaublichen Spaß bei den Proben. Die Gästezahlen sprechen wohl für sich – die Olsen-Bande zieht. Wir sollten das wiederholen.“ Und aus dem Publikum rief einer: „Mächtig gewaltig!“