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Mächtig exotisch

Bei Marion Tappert in Rabenau blüht jeden Sommer ein Trompetenbaum. Er fühlt sich so wohl, dass nur die Säge hilft.

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© K.-L. Oberthür

Von Annett Heyse

Rabenau. Jedes Jahr ab Anfang Juli spielt sich vor der Haustür von Marion Tappert ein botanisches Spektakel ab. Dann öffnen sich Tausende Blütenrispen. An jeder hängen wiederum Dutzende kleiner Blüten, weiß und in der Mitte dunkelrosa gesprenkelt. Trompetenbaum heißt das Gewächs, Blühzeit etwa zwei bis drei Wochen – je nach Witterung. Rabenaus Insekten dürfte es freuen. Denn die stark duftende Pracht ist für sie wie ein Supermarkt: Hier gibt es alles, wenn anderswo Bäume und Blumen bereits verblüht sind. „Wenn der blüht, brummt und summt es den ganzen Tag“, berichtet Marion Tappert.

Nach 25Jahren ist Catalpa, so sein wissenschaftlicher Name, etwa zehn Meter hoch.
Nach 25Jahren ist Catalpa, so sein wissenschaftlicher Name, etwa zehn Meter hoch. © privat

Die Anfänge dieses Trompetenbaumes – „Catalpa“ der wissenschaftliche Name – liegen in Ungarn. Damals brachte ein Arbeitskollege ihres Vaters eine Samenhülse mit. Tapperts Vater, beruflich als Landschaftsgärtner unterwegs, säte die einzelnen Körner zunächst in Blumentöpfen aus. Doch von etwa zehn Pflänzchen wurde nur eines so groß, dass man es in den Garten umsiedeln konnte. Marion Tappert setzte den Trieb vor die Front ihres Einfamilienhauses. Bloß gut, sagt sie sich im Nachhinein, dass sie einen ordentlichen Abstand zum Gebäude wählte. Denn der Trompetenbaum fühlt sich in Rabenau wohl.

Nicht mal der Forstgarten hat einen

Die Sorte stammt ursprünglich aus Nordamerika. Insgesamt gibt es weltweit zehn Arten. Vier davon sind im gemäßigten Klima Ostasiens verbreitet, zwei in Nordamerika, vier weitere in der Karibik. In Deutschland gebe es wohl nur einen nennenswerten Bestand, im Schlosspark von Sanssouci, hat Marion Tappert herausgefunden. Nicht einmal der Forstgarten in Tharandt hatte mit Trompetenbäumen Glück. „Ich habe mich erkundigt: Die hatten mal einige Pflänzchen, aber mit einer Auspflanzung in die Anlage wurde es nichts.“

Umso mehr wuchert Catalpa in Rabenau. Gut 25 Jahre nach dem Säen ist aus dem Pflänzchen ein gut zehn Meter hoher Baum geworden. Tappert: „Der wächst richtig schnell.“ Strauchartig erstrecken sich seine Äste in alle Richtungen. Die Tapperts mussten bereits mehrmals Äste absägen, um sich selbst Platz zu verschaffen. Und erst die Blätter: So groß wie Bauarbeiterhände, fühlen sie sich samtig weich an und treiben erst spät im Frühjahr aus. „Aber pflegeleicht ist der nicht. Wenn die Blätter im Herbst abfallen, machen sie jede Menge Arbeit. Der ganze Rasen ist dann wie von einem Teppich bedeckt“, berichtet die Rabenauerin. Wieder hergeben würde sie ihren Trompetenbaum aber nicht. Die Blütenpracht, die von der Obernaundorfer Straße aus und von den Friedhofsbesuchern gut zu sehen ist, sei einfach selten schön. „Fast so, wie bei einer Kastanie, nur viel größer“, freut sich Marion Tappert.

Dennoch wird Rabenaus Trompetenbaum höchstwahrscheinlich ohne Kinder bleiben. Zwar wachsen jedes Jahr gut zehn Zentimeter lange Schoten in dem Baum, allerdings trugen sie noch nie Samen in sich wie einst die Mutterschote aus Ungarn. Warum, kann sich auch der Landschaftsgärtner in der Familie nicht erklären. Möglicherweise brauche der Trompetenbaum einen Artgenossen in der Nähe als Bestäuber, die Tapperts sind sich da nicht sicher. So wird es bei dem einen Exemplar bleiben, dessen Blüte nun gerade zu Ende geht.