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Die grüne Verlegerin

Ute Kludig-Hempel ist eigentlich diplomierte Biologin. In Tharandt ist sie zur Verlagschefin für die Natur geworden.

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Von Peter Salzmann

Das Kludig-Hempel-Büro im ersten Stock des „Blätterhauses“ gleicht einer Werkstatt. Akten und Mappen in Hülle und Fülle, Computer samt Drucker, dazu Papierstapel, Stifte und Pinsel, Bücher, volle Schubfächer und viele CDs lassen erahnen, dass hier kreative Künstler und Verleger am Werke sind, die der grünen Idee Vorschub leisten.

Das Haus Heinrich-Cotta-Straße 2 in Tharandt hat als „Blätterhaus“ längst einen Namen. Das altehrwürdige Fachwerkgebäude – vor zehn Jahren vom Ehepaar Kludig-Hempel gekauft und saniert – ist geschichtsträchtig. „Die ältesten Teile stammen aus dem Jahre 1765“, erzählt Ute Kludig-Hempel. Die Diplom-Biologin, Fotografikerin und grüne Kommunalpolitikerin hat Erfahrung genug, um mit dem „Blätterhaus-Verlag“ eine solide Heimstatt für Lyrik, Prosa und Musikerbücher zu sein.

Die Mittvierzigjährige hat an der TU Dresden Technische Hydrobiologie studiert, war im Landschaftsbau tätig, saß für die „Grünen“ im Stadtrat und vertrat in ihrer Wahlheimat Tharandt als Parteilose die „Bürgerliste“, um dem „Grün der Zeit“ aktiv unter die Arme zu greifen. Dass ihr Mann Kay Hempel als Germanist und Lehrer für den „Blätterhaus-Verlag“ mit tätig ist, versteht sich von selbst.

Hauptsache Natur

Das Verlagsprogramm ist seit 2010 mit Kalendern, Büchern, Broschüren und Heften ganz und gar dem Thema Umwelt verpflichtet. „Wir arbeiten mit Leuten zusammen, denen Humanismus und das Grün am Herzen liegen“, so Ute Kludig-Hempel. Essays, Lyrik und Prosa geben dem Verlag das Profil. Wer deutsche Texte über den Alltag und das Besondere daran mag, dem seien „Dichte Lieder“ der „Lauten-Schlaeger“ mit Texten, Klängen und Grafiken von Ute Kludig-Hempel empfohlen. Das Ehepaar spielt Keyboard, Flöte und Gitarre und verleiht dem Buch filigranes Gewicht. „Wir wollen Musikern, Zeichnern und Fotografen die Möglichkeit bieten, sich in unserer Reihe Musikerbücher zu präsentieren“, betont die Verlegerin. Der „Blätterhaus-Verlag“ hat bislang zehn Broschüren auf den Markt gebracht. Weitere grüne Lyrik und Prosa – der Umwelt und dem gewöhnlichen Alltag gewidmet – ist in Vorbereitung. Lesungen mit den Autoren im Tharandter Buchladen „Findus“ und in der Stadtbibliothek Freital machen mit Neuerscheinungen bekannt. Dass Ute und Kay sich das Forststädtchen zur Wahlheimat erkoren haben, sei „ein gezielter Zufall per Internet-Treffer, weil wir schon immer in alte Häuser verliebt waren“, klärt Ute auf und gibt eine Vision preis, die sich ganz sicher in das sachsenweite Projekt „KUNSToffen“ harmonisch einfügt. „Wir wollen dem barocken Fachwerkhaus Akademieweg 2 – ein urbanes Sorgenkind aus der Zeit vor 1800 – eine Zukunft geben, zunächst die denkmalgeschützte Bausubstanz retten und später den Hof zu einem Treffpunkt für Freunde grüner Literatur, Musik und Biografien ausbauen“, ist zu erfahren. Das wäre zweifelsfrei eine wirksame Ergänzung für den Kulturladen in der Dresdner Straße 8, der eine Belebung gebrauchen könnte.