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Lutki, Krabat, Wassermann

Sorbisches aus der Sicht eines Deutschen zeigt eine neue Ausstellung in Bautzen. Die Arbeit daran bedeutete für Maler Thomas Kern einen Spagat.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Am Schluss seiner kleinen Rede zur Ausstellungseröffnung in der Sorbischen Kulturinformation fügte der Künstler Thomas Kern einen Satz auf Sorbisch an und bedankte sich damit bei den Ausstellungsmachern. Den Satz habe ihm seine Tochter aufgeschrieben, die – ebenso wie ihre beiden Schwestern – fleißig sorbisch lernt. „Meine Kinder haben alle das Witaj-Projekt durchlaufen“, sagt der stolze Vater.

In der Sorbischen Kulturinformation ist nicht allzu viel Platz für Kunstausstellungen. Thomas Kern hat für seine Schau 16 Gemälde und eine Plastik ausgewählt. Das Thema lautet „Sorbenbilder“. Die meisten Gemälde sind noch ganz frisch, das heißt, im Jahr 2016 entstanden. Es sei für ihn ein Spagat gewesen, zwischen seinem Anspruch, frei zu arbeiten und anderseits sich mit einem Thema auseinanderzusetzen und dieses zu würdigen.

Erleichtert habe ihm die Arbeit unter anderem die Tatsache, dass er zum Beispiel den sorbischen Maler Jan Buck persönlich kennenlernen konnte. Zu sehen ist aber auch ein Porträt des Schriftstellers Jurij Brezan, der nicht mehr unter den Lebenden weilt. Dennoch ist es dem Künstler perfekt gelungen, den Charakter des Dichters mit sparsamen Strichen zu skizzieren. Beim Betrachten der Ausstellung sollte man möglichst einigen Abstand zwischen sich und die Bilder bringen, denn nur so kann man das Dargestellte am besten erfassen. Bei der Beengtheit in den Räumen der SKI ist das allerdings gar nicht so einfach.

Einblicke in die Welt der sorbischen Sagen und Mythen

„Sorbisch“ sind an den Bildern nicht nur die dargestellten Persönlichkeiten, sondern auch die umgesetzten Einblicke in die Welt der sorbischen Sagen und Mythen. So ließ sich Thomas Kern von den Lutki, also den Irrlichtern, dem Wassermann, der Mittagsfrau und dem Zauberer Krabat inspirieren. Berührungspunkte mit dem Sorbischen hatte der 1970 in Radeberg geborene Künstler in den letzten Jahren schon mehrere. So gestaltete er 2015 eine Performance in der Malzfabrik Berlin mit dem sorbischen „Silbermond“-Bandmitglied Andreas Nowak. Eine weitere Performance mit ihm gab es dieses Jahr im Bautzener Deutsch-Sorbischen Volkstheater.

Seine Handschrift hinterließ Thomas Kern auch bei der Gestaltung des Theaterplakates für die Inszenierung des DSVTh „Einer flog über das Kuckucksnest“ sowie der Säulen im Foyer des Steinhauses. Seinen Stil bezeichnet Thomas Kern als neoexpressionistisch. Die meist großformatigen Werke entstehen in einer Art Mischtechnik. Er verwendet Acryl-, Öl und andere Farben, aber auch Sprühlacke aus Dosen, Fettstifte und Eddings.

Die einzige Skulptur „Mondrian Punk“, die in der Ausstellung zu sehen ist, hat er mit der Kettensäge aus Holz herausgeschlagen. Sie korrespondiert in hervorragender Weise mit den Gemälden. Mit Kettensägen-Arbeiten beschäftigt sich der Künstler, der in Niedergurig lebt und arbeitet, seit dem Jahr 2000. Mit dem Malen begonnen hatte Thomas Kern Ende der 80er-Jahre, nachdem er sich langsam von den Folgen eines schweren Autounfalls zu erholen begann. Zur gleichen Zeit absolvierte er eine Berufsausbildung zum Baufacharbeiter und ein Fachschulstudium zum Erzieher. Von 1999 bis 2000 war er am „Kunst-am-Bau“-Projekt in der Körsetherme Kirschau beteiligt.

Die Sorbische Kulturinformation, Postplatz 2 ist montags bis freitags von 10 bis 16.30 Uhr geöffnet.