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Luthers Erleuchtung

Wie kommt ein Schulleiter dazu, den Reformator zu geben? Vor fünf Jahren war schon mal ein anderer Großenhainer dran.

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© Kristin Richter

Herr Kniese, Sie sind am kommenden Dienstag der Luther-Sprecher im gleichnamigen Oratorium in der Marienkirche. Wie sind Sie dazu gekommen?

Ich bin Lektor in der Marienkirchgemeinde, das heißt, ich lese Texte im Gottesdienst vor. Genauso wie Ulrich Wohlgemuth, der der Luthersprecher in der Aufführung des Oratoriums 2012 in Großenhain war. Zur legendären ARD-Christvesper 2006 in der Marienkirche, die im Fernsehen übertragen wurde, haben wir gemeinsam mit Sigrun Köster gelesen.

Sie leiten die acht Abschnitte aus dem Leben Luthers ein, die die Kantorei, Solisten und Instrumentalisten dann musikalisch gestalten. Wie finden Sie das?

Als Religionslehrer ist es mir natürlich wichtig, Luther und die Reformation zu würdigen. Außerdem hatte Luthers Thesenanschlag weltweite Auswirkungen. Die Religionskriege mit vielen Toten wurden dadurch ausgelöst. Das berührt mich als Christ schon. Und es ist eine schöne Einheit von Wort und Musik.

Das Oratorium von Andreas Hantke – es war übrigens vor fünf Jahren die erste Einstudierung der damals neuen Kantorin Stephanie Hendel in Großenhain – konzentriert sich aber auf Luther selbst.

Ich war damals leider nicht dabei. In den Texten, die ich nun lese, begeistert mich aber der entscheidende Wandel in Martin Luthers Leben: wie er als studierter Jurist ins Kloster kommt und über eine alles entscheidende Bibelstelle stolpert. Diesen Knackpunkt in Luthers Denken möchte ich so deutlich herausstellen, dass es auch für nichtchristliche Konzertbesucher verständlich wird.

Also anfangs war Luther ängstlich wie die meisten seiner Zeitgenossen. Danach umgab ihn große Sicherheit?

Genauso. Das war der Übergang von der Vorstellung eines strafenden Gottes zu der eines gerechten Gottes. Luther konnte in einer Zeit riesiger politischer Umbrüche dies mit seinen religiösen Ansätzen verbinden. Doch er wollte die Kirche eigentlich nicht umstülpen, nur verbessern.

Das klingt sehr modern. Wie laufen eigentlich die Proben?

Die Kantorei probt schon länger. Ich habe nach meiner persönlichen Vorbereitung am gestrigen Freitag zum ersten Mal mit der Kantorei geübt. Montag und Dienstag sind weitere Proben. Die Aufführung ist am Reformationstag um 17 Uhr.

Gespräch: Kathrin Krüger-Mlaouhia

Einen Kirchspielgottesdienst zum 31. Oktober gibt es am Dienstag in der Schlosskirche Seußlitz. Er wird ausgestaltet vom Wantewitzer Chor und vom Posaunenchor Großenhain. Im Anschluss werden Lutherbäumchen gepflanzt. Im Gottesdienst geht es um das bekannte Lutherlied: Ein feste Burg ist unser Gott. Pfarrer Konrad Adolph will den Fokus vom schmetternden Bekenntnislied a la Luther auf das Vertrauen legen, was beides kennt: das Anzweifeln und auch das Finden eines Ortes, wo man zur Ruhe kommen kann – was nach Meinung Konrad Adolphs Luthers Intention des Liedes viel besser entspricht.

Eintritt: Vorverkauf 12 Euro, ermäßigt 10 Euro, Abendkasse 15 Euro, Vorverkauf bei Reitmann am Neumarkt, Einlass ab 16.15 Uhr