SZ +
Merken

Luftfahrt-Technik aus dem Rödertal

Die Schmorkauer Portatec GmbH zieht aufs Großröhrsdorfer Schüco-Gelände und will in großem Maßstab investieren.

Teilen
Folgen
NEU!
© René Plaul

Von Reiner Hanke und Annett Kschieschan

Noch wehen die Fahnen des Immobilienspezialisten Aengevelt auf dem Gelände der Firma Schüco in Großröhrsdorf. Sie senden die bezeichnende Botschaft: Freiraum zu verkaufen. Den gibt es hier en masse, seit der Schüco-Konzern die Produktion von Solarmodulen überraschend in Großröhrsdorf einstellte.

Und mit der Firma Portatec aus Neukirch-Schmorkau hat Aengevelt nun offenbar einen Interessenten gefunden, der viel Freiraum braucht. Die Fahnen seien es auch gewesen, die Aengevelt und Portatec zusammenbrachten, berichtet Daniela Vetter, Mitarbeiterin im Leipziger Aengevelt-Kompetenzzentrum Logistik. Im Sommer sei der Anruf aus Schmorkau gekommen: „Dann ging alles recht schnell.“ Weil der Standort und die Vorstellungen der Schmorkauer zusammenpassten.

Portatec hat sich in den letzten Jahren auf die Entwicklung und Fertigung von Anlagen zur großflächigen Zerspanung von leichten Werkstoffen spezialisiert. Zum Beispiel für die Luftfahrtindustrie. So stehen Portalfräsanlagen von Portatec bei Airbus, Boeing, Foccer, Eurocopter und Israel-Aircraft-Industries. „Wir haben vor zehn Jahren ein Patent angemeldet, das heute maßgebend in der Luftfahrttechnik ist“, sagt Portatec-Geschäftsführer Dr. Dietmar Metzner.

Weltweit gefragt

Portalfräsanlagen aus Schmorkau seien aufgrund ihres Alleinstellungsmerkmals weltweit gefragt. Und die Branche entwickele sich derzeit rasant. Auch deshalb muss die vor 20 Jahren gegründete Firma wachsen. „Die Standortbedingungen in Schmorkau ließen keine Erweiterung im größeren Stil zu“, so der Geschäftsführer. Das Unternehmen will investieren und auch die Mitarbeiterzahl von derzeit rund 60 soll steigen. Auf ihrer Internetseite wirbt die Schmorkauer Firma: „Den Wünschen bezüglich Größe der Arbeitsfläche sind bei den Portatec-Anlagen praktisch keine Grenzen gesetzt.

Dieser Anspruch passt auf die Produktionshallen im Schüco-Gelände mit seinen 115.000 Quadratmetern Fläche mit zwei gewaltigen Werksgebäuden. Dort stehen über 37.000 Quadratmeter Produktions- und Bürofläche von zur Verfügung. Zu einem Preis von rund 11 Millionen Euro, laut Aengevelt-Verkaufs-Exposé. Portatec hat das Areal inzwischen übernommen. Zu welchen aktuellen Konditionen im Detail, ließ Aengevelt offen.

In den nächsten Wochen soll mit dem Umzug der Technik ins Rödertal begonnen werden. Vorerst will die Schmorkauer Firma die Halle 2 auf dem Ex-Schüco-Gelände nutzen. Die Halle 1 soll zunächst vermietet werden. Allerdings behält sich das Unternehmen vor, sie mittelfristig auch selbst zu belegen– je nachdem, wie schnell sich das Auftragsvolumen entwickelt. In Schmorkau werde trotzdem weitergearbeitet, so Dr. Dietmar Metzner. Spezialanlagen werden weiter vor Ort entwickelt und gefertigt.

Neue Jobs

Favorisiert hatte Schüco von Anfang an den Verkauf des Geländes. So gab es auch Gedanken, die Immobilie zu teilen, falls sich mehrere Interessenten finden würden. Mit an die 30 war Aengevelt zuletzt im Gespräch. Aber mit keinem seien die Verhandlungen annähernd so weit fortgeschritten gewesen, wie letztlich mit Portatec. Sowohl Schüco als auch Aengevelt seien mit dem Ergebnis zufrieden. Dafür gibt es mehrere Gründe: „Wir sind froh, dass Portatec das gesamte Gelände übernimmt und eine Firma aus der Region ist. Eine Firma, die nicht nur Arbeitsplätze mitbringt, sondern das Geschäft ausbauen und neue Jobs schaffen will“, sagt Daniela Vetter.

Eine gute Nachricht nach mehreren Tiefschlägen. Denn im Sommer 2012 schlug die Nachricht aus der Bielefelder Schüco-Zentrale wie eine Bombe in Großröhrsdorf ein: Der Konzern schließt seine gesamte Solarsparte – samt Werk in Großröhrsdorf. Dabei war der Konzern nach der Pleite des Solarwerkes von Sunfilm 2010 als Hoffnungsträger nach Großröhrsdorf gekommen. Angesichts der Verluste in der Solarsparte zog der Konzern aber schon nach kurzer Zeit die Notbremse.

Im Vorjahr mussten dann auch die letzten Mitarbeiter gehen, die Hallen standen seitdem leer. Im Frühjahr wechselte Schüco die Vermarktungsgesellschaft. Offenbar mit Erfolg. Die Übernahme durch Portatec ist für den Standort eine neue hoffnungsvolle Chance. Und vielleicht wehen ja auch bald die Fahnen von Portatec auf dem Gelände.