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Luchse brauchen mehr Beschäftigung

Die Stadt erfüllt im Gehege alle Tierschutzauflagen. Nur gegen Langeweile der Tiere fehlt was.

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© Steffen Unger

Von Gunnar Klehm

Es raschelt im Gebüsch. Plötzlich lugt der Katzenkopf mit den markanten Pinselohren hervor. Luchsdame Cinderella wartet schon auf ihren Besuch. Freudig läuft sie in ihrem mit kleinen Bäumen und Büschen bewachsenen Gehege umher, denn Frank Deinert hat sich mit Futter angekündigt. Jeden Abend bringt er Cinderella und auch ihrem Vater Alphons ein Hühnchen in ihr Gehege in Bad Schandau am Aufzug nach Ostrau. „Ab und an lassen wir mit Absicht mal einen Tag aus, damit der Luchs nicht träge wird“, sagt Deinert.

Das Luchsgehege war zuletzt im Gespräch, weil ein Tier ausgebrochen war. Alphons konnte zwar nach vier Wochen wieder eingefangen werden (SZ berichtete). Trotzdem kann nicht alles beim Alten bleiben.

Spätestens seit dieser Flucht ist klar, dass sowohl das Gehege von Alphons, als auch das von Cinderella daneben saniert werden muss. Dafür stehen Kosten von fast 20.000 Euro im Raum. Eine kostspielige Angelegenheit für eine Einrichtung, die selbst keinerlei Einnahmen erwirtschaftet. Jedenfalls nicht direkt. Ob Besucher extra wegen des Luchsgeheges nach Bad Schandau oder Ostrau kommen, ist kaum nachweisbar. Der Aufzug kostet aber Geld. Ob diese Einnahmen geringer wären, wenn es das Luchsgehege nicht gäbe, ist ebenfalls schwer zu sagen. Am heutigen Dienstag tagt der Aufsichtsrat der Bad Schandauer Kur- und Tourismus GmbH, die im Auftrag der Stadt das Gehege betreibt. Und das steht auch auf der Tagesordnung.

Wegen der hohen Kosten der Sanierung und des Betriebes werden jetzt Stimmen laut, grundsätzlich über den Betrieb des Luchsgeheges nachzudenken – und die kommen nicht nur von radikalen Tierschützern. Doch das hat mindestens zwei Haken. Erstens müsste eine Einrichtung gefunden werden, die Cinderella und Alphons aufnimmt. Viel schwerer wiegt jedoch der Fakt, dass Bad Schandau Fördermittel zurückgeben müsste. Die bekam die Stadt bei der Sanierung des Geheges 2008. Im Gegenzug musste sie sich verpflichten, das Tiergehege mindestens bis 2020 weiterzuführen. Dann wäre Alphons 17 Jahre alt. Das ist ein Alter, das Luchse in Gefangenschaft durchaus erreichen können. Cinderella ist zwei Jahre jünger.

Doch die gesetzlichen Bestimmungen für ein Gehege einzuhalten, ist nur eine Seite des Tierschutzes. Die BSKT bekam nun auch den Hinweis, dass die Tiere Beschäftigung brauchen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Es geht darum, dass die Luchse nicht so leicht an ihr Fressen kommen. Lebendfutter ist aus Tierschutzgründen dabei keine Lösung.

Es wären also tierpflegerische Maßnahmen erforderlich, für die Bad Schandau aber ausgebildetes Personal fehlt. Die Betreuung der Luchse hat sich Fahrstuhlfahrer Frank Deinert angeeignet. Er macht das gewissenhaft und fürsorglich. Der gelernte Bauschlosser übernimmt die Fütterung und räumt den größten Dreck aus dem Gehege. Aber das war’s.

Seit jedoch innerhalb von vier Jahren zwei der drei Wildkatzen ausgebrochen waren, ist das Gehege wieder im Blickfeld. 2010 war Cinderellas Mutter Cindy getürmt. Wahrscheinlich über einen abgebrochenen Ast. Vor fünf Wochen ist dann Vater Alphons geflohen. Er konnte sich unter dem Zaun durchgraben. Wegen dieses Handlungsbedarfs werden nun Beschlüsse des Aufsichtsrats der BSKT erwartet.