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Luchs und Wildkatze im neuen Heim

Die Tierhaltung im Wildgehege Moritzburg war sogar Thema im Landtag. Doch das Geld ist knapp.

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© Sven Görner

Von Sven Görner

Moritzburg. Das Wildgehege Moritzburg hat zwei Besonderheiten, die es von anderen Zoos im Freistaat unterscheiden. Es ist der älteste Wildpark Sachsens und zugleich der einzige staatliche Tierpark im Sachsenland. Denn die zum Staatsbetrieb Sachsenforst gehörende Einrichtung geht auf den Alten Thiergarten von 1693 zurück, in dem schon die Wettiner einheimisches Wild hielten. Allerdings nicht zum Anschauen, sondern zum Jagen.

Künftig sollen nicht nur die Tierpfleger so nahe an die Zicklein herankommen.
Künftig sollen nicht nur die Tierpfleger so nahe an die Zicklein herankommen. © Sven Görner
Nur dieser Turm ist vom Wolfshochsteg noch übrig. Seine künftige Nutzung ist derzeit offen.
Nur dieser Turm ist vom Wolfshochsteg noch übrig. Seine künftige Nutzung ist derzeit offen. © Arvid Müller
Wildgehegechef Rüdiger Juffa, Landtagspräsident Matthias Rößler und Forstbezirksleiter Markus Biernath.
Wildgehegechef Rüdiger Juffa, Landtagspräsident Matthias Rößler und Forstbezirksleiter Markus Biernath. © Sven Görner

Das heutige Wildgehege, das im Durchschnitt jährlich 160 000 Besucher aus nah und fern hat, wurde 1958 mit Lottogeldern neu gebaut. Viele Anlagen wurden zwar seitdem saniert, um- oder neu gebaut, dennoch entsprechen vor allem die noch vorhandenen Käfige nicht mehr den Vorstellungen und Anforderungen moderner Zootierhaltung. Das Wildgehege muss dringend erneuert werden – Schritt für Schritt.

Darauf hatte auch die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Lang aufmerksam gemacht, indem sie eine Anfrage unter dem Titel „Artgerechte Haltung im Wildgehege Moritzburg“ an die Staatsregierung stellte. Dabei ging es auch um die von der Falknerei Schaaf genutzten Gehege. Der Falkner hat inzwischen mit seinen Vögeln die Einrichtung verlassen. Mehrere der baufälligen Volieren wurden abgerissen. Die gesetzlichen Vorgaben, so ging aus der Antwort der Regierung hervor, werden in der Einrichtung eingehalten.

Allerdings weiß man beim Sachsenforst auch – und das nicht erst mit der Anfrage – dass die Besucher mittlerweile andere Erwartungen haben. Bereits 2007 hatte der damalige Leiter des Forstbezirks Dresden, Mario Marsch, ein Konzept zur Neugestaltung des Wildgeheges erarbeiten lassen. Einiges davon wurde auch umgesetzt. Wie die moderne Wolfsanlage mit Tierarzthaus, die 800 000 Euro kostete und 2009 eröffnet wurde. Oder die Umgestaltung des Wildscheingeheges 2012, die seitdem eine bessere Sicht auf das Schwarzwild ermöglicht.

Auch das kostbare Weiße Rotwild, das schon zu Zeiten der Kurfürsten in Moritzburg gehalten wurde, bekam ein neues Zuhause. Eine komplette Umgestaltung, wie vor fast zehn Jahren geplant, fand allerdings nicht statt. Zum einen fehlte das Geld dafür und zum anderen stießen die Pläne immer wieder an die Grenzen des Denkmalschutzes. An Letzterem scheiterte beispielsweise auch der Bau zusätzlicher Toiletten im Bereich zwischen Elchgehege und Abenteuerpark.

In den vergangenen Monaten wurde nun ein neues Konzept erarbeitet. Landtagspräsident Matthias Rößler (CDU), zu dessen Wahlkreis Moritzburg gehört, ließ sich kürzlich bei einem Rundgang mit dem Dresdner Forstbezirksleiter Markus Biernath und Gehegechef Rüdiger Juffa die aktuelle Situation und die geplanten Maßnahmen erläutern.

So sollen in den nächsten fünf Jahren rund 1,3 Millionen Euro investiert werden. Das Geld muss der Staatsbetrieb Sachsenforst selbst erwirtschaften. „Für das nächste Jahr haben wir die Sanierung der historischen Mauer am Elchgehege und den Neubau einer Wildkatzen-Anlage für den Haushalt angemeldet“, sagt Markus Biernath. Voraussichtliche Kosten: 175 000 Euro für die Wildkatzen und 60 000 für die Mauer. Derzeit leben die drei Katzen noch in einer der alten Volieren. Die neue Anlage für die streng geschützten Tiere soll deutlich größer und naturnaher werden.

Zu den weiteren Vorhaben zählen Neubauten für Luchs, Fuchs und Dachs und der Ausbau des Ziegengeheges zum Streichelzoo. Auch in die Erweiterung des waldpädagogischen Angebots soll investiert werden. Vermutlich ganz zum Schluss der jetzt geplanten Maßnahmen soll noch ein zweiter Eingang zum Wildgehege in der Nähe des Kutschketeich-Parkplatzes entstehen. Damit wird vor allem die Parksituation vor dem Wildgehege entschärft. Der Zugang dort soll über einen Automaten erfolgen.

In einem zweiten Schritt soll sich dann ab 2020 um die dringend erforderlichen Investitionen in Gebäude und Infrastruktur gekümmert werden.

„Schwerpunkte sind dabei die Ertüchtigung des Eingangsgebäudes und die Umverlegung des Wirtschaftshofes“, sagt der Forstbezirksleiter. Gerechnet wird mit Kosten im mittleren einstelligen Millionenbereich. Allerdings lägen noch keine belastbaren Zahlen vor.

Um Planung und Bau soll sich dabei nicht der Forst kümmern, sondern Bauprofis – der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement. Der ist unter anderem auch für die Bauvorhaben an den Schlössern des Freistaats zuständig. Die Gelder für diese Projekte würden direkt aus dem Haushalt des Freistaates kommen.

Auf dem Wirtschaftshof sind in diesem Jahr das alte Sozialgebäude sowie Futterlager und Technikunterstellmöglichkeiten wenigstens so weit hergerichtet worden, dass sie noch in ein paar Jahren ihren Zweck unter zumutbaren Bedingungen erfüllen können. Geld floss im zu Ende gehenden Jahr auch, um die schon mit der Eröffnung des neuen Wolfsgeheges geplante Ausstellung im dortigen Pavillon einzurichten. Einschließlich der notwendigen Ertüchtigung des Gebäudes waren dafür 111 000 Euro erforderlich.

Abgerissen wurde dagegen der vier Meter hohe und 42 Meter lange Hochsteg bei den Wölfen. Er war erst vor sechs Jahren für 114 000 Euro gebaut worden. Aus Eichenholz. Das ist inzwischen schon so verrottet, dass die Betriebssicherheit nicht mehr gewährleistet war. Neu aufgebaut wird er nicht mehr, da auch vom Dach des Pavillons die Wolfsanlage gut einsehbar ist.