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Lommatzscher rettet Flugplatz

Das Aus für den Flugplatz stand schon so gut wie fest. Nun gab es doch noch eine Einigung – in letzter Minute.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Christoph Scharf

Lommatzsch/Riesa. Am Ende ging es überraschend schnell: Kaum 25 Minuten dauerte die Sondersitzung des Stadtrats am Donnerstagabend. Dann stand fest: Der Verkehrslandeplatz in Göhlis hat doch eine Zukunft. Das war in den vergangenen Monaten höchst ungewiss – mehrfach stand das Areal kurz vor der Schließung. Die Stadtwerke-Tochter Esam hatte den defizitären Flugplatz nicht weiter betreiben wollen.

Peter Traub ist einer der neuen Pächter des Flugplatzes Riesa. Der Lommatzscher ist Vorsitzender des Fliegerklubs Riesa.
Peter Traub ist einer der neuen Pächter des Flugplatzes Riesa. Der Lommatzscher ist Vorsitzender des Fliegerklubs Riesa. © Lutz Weidler

Doch nach vielen Protesten betroffener Flieger, langen Debatten im Stadtrat und mehreren Sondersitzungen wurde jetzt eine erstaunlich einhellige Lösung beschlossen: Mit einer einzigen Gegenstimme und zwei Enthaltungen entschieden sich die Stadträte dafür, den Flugplatz ab Sonntag vom Unternehmer-Duo Peter Traub und Reinhold Eger betreiben zu lassen. Dafür war es in den vergangenen Tagen hinter den Kulissen hoch her gegangen. Ursprünglich hatten der Lommatzscher und der Dresdner den Platz nur übernehmen wollen, wenn Stadt oder Stadtwerke die Eigentümerkosten von 60 000 Euro jährlich übernehmen würden. So stand es in ihrer ersten Bewerbung. Die Stadt dagegen hatte zunächst gefordert, dass ein möglicher Pächter 60 000 Euro pro Jahr zahlen solle.

Weil weit und breit kein Interessent auf diese Bedingungen eingehen wollte, folgten nach einer ersten, missglückten Ausschreibung Nachverhandlungen. Das neue Angebot der Herren Traub und Eger sah vor, das Mehrzweckgebäude aus dem gepachteten Areal auszugrenzen, so das die Mieteinnahmen daraus weiter bei den Stadtwerken landen. Außerdem verlangte man für die ersten beiden Jahre je 17 000 Euro Zuschuss – und die Übernahme des Kontos des Vereins Sprungbrett, auf dem die Landwirtschaftsförderung für die Flugplatz-Flächen landet. Für diesen Fall kalkuliert die Stadt für die zehn Jahre der Vertragslaufzeit ein Defizit von insgesamt 330 000 Euro. Doch auch damit waren nicht alle Beteiligten einverstanden.

Hektisch nachverhandelt

Hektisch wurde in den vergangenen Tagen nachverhandelt. Bis der Aufsichtsrat der Stadtwerke, denen das Areal gehört, am Mittwoch zu einer außerordentlichen Sitzung zusammentrat. Das Gremium empfahl den Stadträten, sich für das neue Angebot des Duos Traub/Eger zu entscheiden. Nun taucht die Übernahme des Sprungbrett-Kontos nicht mehr auf. Es bleibt die zehnjährige Pachtdauer und die jeweils 17 000 Euro Zuschuss für die ersten beiden Jahre. Darüber hinaus zahlen die Pächter eine Monatspacht von exakt einem Euro – zuzüglich Mehrwertsteuer. Das kann sich allerdings noch ändern: In zwei Jahren wollen Stadt und Pächter darüber reden, den Pachtzins ab 2019 anzupassen. Je nachdem, was für Zahlen der Flugplatz bis dahin schreibt.

Die übergroße Mehrheit der Stadträte konnte sich damit anfreunden. Lediglich Jürgen Gläsel (CDU) stimmte dagegen, zwei weitere Stadträte enthielten sich. Andreas Näther (SPD) hatte als Chef des Vereins Sprungbrett ohnehin wegen Befangenheit nicht an der Abstimmung teilgenommen, da die Schafe des Vereins auf dem Gelände des Flugplatzes weiden.

Der Verein hatte selbst eine verspätete Bewerbung für den Flugplatz abgegeben, um den Flugbetrieb einzustellen und die Fläche als Grünland umzuwidmen. Dann hätte es für die Schafe noch mehr EU-Fördermittel gegeben. Das Geld ist wichtig, um die Schäferei finanziell unterhalten zu können. Der Vorschlag wurde jedoch nicht mehr berücksichtigt.

Nun ist die Frage, wie sich Näther mit dem künftigen Flugplatz-Pächter einigt. Laut OB Marco Müller (CDU) laufen bereits Gespräche. Bei einem ersten Termin am Donnerstag war es allerdings nach SZ-Informationen zu keiner Einigung gekommen. „Ich gehe davon aus, dass beide noch eine Lösung finden“, sagt der OB. Er beurteilt den Kompromiss als beste Variante für alle Beteiligten: „Ich habe seit Langem darum geworben, dass der Flugplatz durch die Flieger selbst betrieben wird und dieses Ziel beharrlich verfolgt. Das ist nun gelungen“, sagte der Oberbürgermeister, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke ist. „Über die Vertragslaufzeit gesehen sparen wir als Stadt mit dieser Lösung mehr als eine Million Euro an Zuschüssen ein. Das ist ein sehr gutes Ergebnis!“

Vertreter der Flieger äußerten sich erleichtert, auch Esam-Chef Sven Wilhelm gab an, zufrieden zu sein. „Es wird weiter geflogen, das ist die Hauptsache!“