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Lommatzsch zahlt Fördermittel für Freibad zurück

Die Rückzahlung war ohnehin angedroht. Kurios: Dadurch bleibt die Chance, das Bad doch noch wiederzueröffnen.

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© Archiv/Claudia Hübschmann

Von Jürgen Müller

Lommatzsch. Die Stadt Lommatzsch wird an den Freistaat Sachsen Fördermittel in Höhe von 45 232 Euro zurückzahlen. Das beschloss am Donnerstagabend der Stadtrat. Grund ist, dass man sich auch nach sieben Jahren nicht auf ein Nachnutzungskonzept für das Freibadgelände einigen konnte. Dass das Gelände weiterhin touristisch genutzt wird, ist aber die Voraussetzung, dass die Fördermittel nicht zurückgezahlt werden müssen. Die Landesdirektion hätte das Geld also ohnehin zurückgefordert.

Das Bad ist seit 2011 geschlossen, weil das Kunststoffbecken Risse hat. Die Stadt hat nach eigenen Angaben kein Geld, um eine Reparatur zu bezahlen. Die würde ohnehin nur begrenzte Zeit halten, weil sich der Untergrund verschiebe. Dann sei eine erneute Reparatur nötig, hieß es aus der Verwaltung. Die Alternative, ein Edelstahlbecken einzubauen, scheiterte erst recht am Geld. Hier wären wohl mehr als eine Million Euro nötig gewesen.

Das seit mehr als 100 Jahren bestehende Freibad wurde in den 1990er Jahren umfassend saniert und modernisiert. Dabei gab es insgesamt Fördermittel für Sanitäranlagen und Besucherparkplatz von insgesamt knapp 340 000 Euro. Bedingung für die Fördermittel war, dass auf dem Gelände das Bad oder eine andere Freizeiteinrichtung mindestens 25 Jahre betrieben werden. Das ist seit sieben Jahren nicht mehr der Fall. Gefördert wurde einst auch die Rutsche. Diese Fördermittel müssen aber nicht zurückgezahlt werden, weil die Rutsche nach zehn Jahren als abgeschrieben gilt. Nachdem alle Versuche des extra dafür gegründeten Badvereins scheiterten, das Bad wiederzueröffnen und man sich nicht einigen konnte, wie das Gelände künftig genutzt werden kann, bleibt nun nur die Rückzahlung der Fördermittel.

Geplant war, auf dem Gelände einen Erlebnisgarten einzurichten. Es sollten unter anderem ein Bolzplatz und ein Verkehrsgarten entstehen. Der Parkplatz sollte als Caravan-Stellplatz ausgebaut werden. Dies alles hätte rund 255 000 Euro gekostet. Allerdings forderte die Landesdirektion, den Caravanstellplatz mit Energiesäulen zur Versorgung der Wohnmobile auszustatten. Außerdem seien eine Versorgung mit Trinkwasser und die Abwasserentsorgung zwingend notwendig. Dies würde allerdings die Kosten in die Höhe treiben. Hinzu kommt, dass es für den Caravanstellplatz weder einen Betreiber noch ein Nutzungskonzept gibt. „Der Platz könnte also gar nicht genutzt werden, es droht eine riesige Fehlinvestition“, so Bürgermeisterin Anita Maaß (FDP). Deshalb sei es besser, die 45 000 Euro Fördermittel zurückzuzahlen, statt viel Geld möglicherweise in den Sand zu setzen. Zudem nehme man den Zeitdruck heraus, über die weitere Nutzung des Geländes entscheiden zu müssen.

Wäre das Nutzungskonzept umgesetzt worden, hätte dies das endgültige Aus für das Bad bedeutet. Denn die Becken hätten dann abgerissen werden müssen.

Alternativ stand auch, das Bad zu sanieren, kleinere Becken einzubauen und wiederzueröffnen. Das hätte allerdings 884 000 Euro gekostet allein für die Sanierung. Hinzu wären aber weitere 60 000 Euro im Jahr an Betriebs- und Personalkosten gekommen. „Das eine ist wünschenswert, aber nicht finanzierbar, das andere ist finanzierbar, wird aber nicht gewünscht“, fasste die Bürgermeisterin das Dilemma zusammen.

Immerhin bleibe ein Funken Hoffnung, das Freibad zu erhalten. „Mit der Fördermittelrückzahlung lassen wir die Zeit für uns arbeiten. Über eine Sanierung des Bades und eine Wiedereröffnung können wir dann nachdenken, wenn der Schuldendruck nicht mehr so sehr auf der Stadt lastet“, sagte Stadtrat Christian Lau (FDP). Die Bürgermeisterin dämpfte die Erwartungen. „Wenn man auf eine Wende hoffen will, dann erst, wenn die Stadt schuldenfrei ist. Das kann noch einige Jahre dauern. Lasst uns das Bad bauen, wenn wir dazu in der Lage sind“, sagte sie. Das Problem seien zudem die jährlichen Betriebskosten. Das predige sie nun schon seit sieben Jahren. Ein Freibad sei nun mal Luxus. Geld, das man aus Sponsoring in das Bad stecke, nehme man anderen Vereinen weg, argumentierte sie und plädierte für die Rückzahlung der Fördermittel. „Ich sehe keine Chance, die Landesdirektion weiter zu vertrösten. Wir machen uns lächerlich.“

Die Mehrheit im Stadtrat stimmte der Rückzahlung zu. Das Geld soll aus Rücklagen kommen. Christine Gallasch (Freie Wähler Lommatzsch) war eine von zwei Räten, die dagegen stimmten. Die 45 000 Euro seien ein Viertel des Eigenanteils, den die Stadt für eine Sanierung aufbringen müsse, argumentierte sie. An eine Wiedereröffnung des Bades glaubt sie nicht mehr. „Das ist von der Bürgermeisterin einfach nicht gewollt. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern“, sagt die Stadträtin der Freien Wähler.