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Lokführer hat Schlimmeres verhindert

Andreas Trillmich von der Länderbahn sagt, wie es nach dem Zugunglück in Großschönau weitergeht.

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© Rocci Klein

Von Holger Gutte

Großschönau. Nach dem Zugunglück am Mittwochnachmittag in Großschönau verkehren inzwischen die Züge auf der Strecke Liberec-Zittau-Varnsdorf wieder. Gegen 17 Uhr war hier eine Skoda-Fahrerin von der Emil-Schiffner-Straße in Richtung Bahnhofstraße unterwegs gewesen, als sie den unübersichtlichen und unbeschrankten Bahnübergang überfuhr. Der Zug kam aus ihrer Sicht von rechts aus einer Kurve. Bäume versperren an der Stelle die Sicht. Bei dem Zusammenstoß erlitt der Lokführer einen Schock und die Autofahrerin wurde schwer verletzt. Die 35 Fahrgäste kamen mit dem Schrecken davon. Der Verkehrsunfalldienst der Polizeidirektion Görlitz hat die Ermittlungen zum Zugunglück in Großschönau übernommen. Aus Sicht der Polizei gibt es noch keine neuen Erkenntnisse zum Unfall. Die Sächsische Zeitung sprach mit dem Geschäftsführer der Länderbahn, Andreas Trillmich. Zu dem Bahnunternehmen gehört Trilex, der mit seinen Zügen von Dresden und aus Tschechien auch Zittau ansteuert.

Andreas Trillmich ist Geschäftsführer der Länderbahn, zu der Trilex gehört.
Andreas Trillmich ist Geschäftsführer der Länderbahn, zu der Trilex gehört. © privat

Herr Trillmich, im Zug saßen auch 20 kleine Kinder. Wie geht es Ihnen?

Natürlich war das ein großer Schreck. Bei dem Unfall ist kein Kind verletzt worden. Sie wurden sofort vor Ort betreut und auch ärztlich untersucht. Die Kinder sind dann mit dem Bus heimgefahren worden. Wir werden ihnen in den nächsten Tagen einen Besuch abstatten und uns auch eine Aktion für sie ausdenken.

Wie alt sind die Kinder und wo kommen sie her?

Die Kinder sind aus einem Kindergarten in Varnsdorf.

Und wie geht es dem Lokführer? Er stand ja nach dem Unglück unter Schock. Und wie geht es der Skoda-Fahrerin?

Zur verletzten Autofahrerin können wir leider noch keine Angaben machen. Ich hoffe, sie ist auf dem Weg der Besserung. Unserem Lokführer geht es schon wieder besser. Der tschechische Niederlassungsleiter Michal Bartak hat ihn am Donnerstag besucht. Er wird von unserem Unternehmen betreut und erhält alle notwendige Hilfe. In diesem Zusammenhang möchten wir uns unbedingt bei allen Helfern bedanken, die schnell und umsichtig gehandelt haben. Der Lokführer hat sofort reagiert und eine Notbremsung eingeleitet. Dank auch an unseren tschechischen Zugbegleiter, der in seiner Freizeit Feuerwehrmann ist. Er hat die verletzte Frau aus dem Auto befreit und noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte Erste Hilfe geleistet. Danach half er mit, die Kinder zu betreuen. In seinem Rucksack hatte er Malhefte und Buntstifte, die er den Kindergartenkindern gab. Damit sind die, die gerade nicht ärztlich untersucht wurden, etwas abgelenkt worden. Auch der Feuerwehr, der Polizei und allen Rettungskräften gilt unser Dank. Vom Ärzteteam, dem Psychologischen Dienst bis zum Zeltaufbau ist alles sehr professionell abgelaufen.

Wie hoch sind die Schäden am Zug? Es hieß am Unfalltag, er wäre schon am Abend wieder einsetzbar?

Einsetzbar ist er derzeit nicht. Er wurde am Unfallabend in die Werkstatt in Görlitz gebracht. Dort wird er jetzt untersucht. Wie hoch der Schaden ist, lässt sich im Moment allerdings noch nicht sagen.

Gibt es deswegen Veränderungen im Fahrplan oder müssen Züge ausfallen?

Für solche Fälle haben wir Reservefahrzeuge, die zum Einsatz kommen. Züge fallen deshalb nicht aus.

Wie lange war oder muss die Strecke gesperrt bleiben?

Sie ist am Mittwoch von 17 Uhr bis 21 Uhr gesperrt gewesen. Danach konnte sie für den Zugverkehr wieder freigegeben werden. Durch den Unfall ist ein Signal zerstört worden, deswegen fahren die Züge jetzt erst einmal einen veränderten Weg im Bahnhof Großschönau.

Hat der Unfall Konsequenzen? Der Bahnübergang in Großschönau ist ja schlecht einsehbar. Die Stelle ist tückisch wegen der hohen Bäume und dem Kurvenbereich.

Zuständig für die Infrastruktur sind nicht wir, sondern DB Netz. Wir sind hier nur „Mieter“. Natürlich nehmen wir einen solchen Vorfall zum Anlass, um mit DB Netz zu sprechen.

Es gibt ja viele Möglichkeiten. Es könnten beispielsweise ein beschrankter Bahnübergang eingerichtet und die Bäume gefällt werden. Auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung für Zug- und Straßenverkehr wäre denkbar. Könnte das möglich sein?

Wie gesagt, dass muss DB Netz beurteilen. Grundsätzlich ist der Bahnübergang aber bereits akustisch und optisch gesichert durch Blink- und Warnsignale. Die zulässige Streckengeschwindigkeit beträgt 50 Stundenkilometer. Das hat DB-Netz als Infrastrukturbetreiber festgelegt.