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Lok und Waggons verschwinden

Was noch an den Königshainer Hochsteinbahnhof erinnerte, wird bald abgeholt und in Schönheide aufgearbeitet.

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanss

Königshain. Die alten Eisenbahnwaggons und die ausrangierte Diesellok am Kreisbahnradweg in Höhe des stillgelegten Hochstein-Bahnhofs Königshain sollen weg. Lok und Waggons befinden sich in einem schlechten Zustand. Rost frisst an der mit verwaschenen Graffiti verzierten Zugmaschine. Die Scheiben sind zersprungen. Von den Waggons bricht das Holz heraus, Löcher klaffen. Gemacht hat in den ganzen Jahren niemand etwas an der alten Technik, die vor sich hin verrottet.

„Mittlerweile sind die Wagen ein Sicherheitsrisiko“, sagt Joachim Mühle vom Königshainer Heimatverein. Wenn da jemand herumklettere, könnten Verletzungen die Folge sein. Einst gehörte der Fuhrpark zum Kreisbahnverein, der vor geraumer Zeit mit in den Heimatverein übergegangen war. „Waggons und Lok sind damals als Eigentum mit in den Heimatverein eingebracht worden“, so Mühle. Insofern sei der Verein haftbar, wenn ein Unfall passiert. Der Kreisbahnradweg führt direkt an den Waggons vorbei und auch der Parkplatz unterhalb vom Granitabbaumuseum und den Steinbrüchen befindet sich nur wenige Meter entfernt. Vor allem bei schönem Wetter sind Touristen und Einheimische unterwegs – zu Fuß oder mit dem Radl auf dem Kreisbahnradweg entlang. Die maroden Bahnutensilien sind da auch optisch nicht das beste Aushängeschild für den Ort. Andererseits sind sie ein Stück Eisenbahnnostalgie und erinnern noch an Zeiten, als hier Züge fuhren, weshalb mancher den Anblick auch lieb gewonnen hat. Das Gelände, auf dem sie stehen, gehört der Gemeinde. Das bestätigt Bürgermeister Siegfried Lange. Dass die Waggons und die Diesellok wegkommen, begrüßt er.

Verschrottet werden sie aber nicht. Großes Interesse hat nämlich der Förderverein Historische Westsächsische Eisenbahnen e.V. aus Schönheide. „Einen Güterwagen der Bauart „Oppeln“ haben wir vom Heimatverein bereits erworben“, sagt Vereinsvorsitzender Marco Drosdeck. Der befindet sich aktuell noch am Bahnhof. Der Waggon wurde vor rund einem Jahr gekauft. Auch die Diesellokomotive Bauart V 10 B sowie einen weiteren Güterwagen wollen die Westsächsischen Eisenbahnfreunde übernehmen, ebenso das Gittermastsignal. „Das wollen wir als Einfahrsignal am Bahnhof Schönheide Süd nach einer entsprechenden Restaurierung aufstellen“, sagt Drosdeck. Voraussichtlich im Juni soll das Ganze mit schwerer Technik abtransportiert werden. Eine Spedition aus Bayern wird mit Tiefladern den Umzug übernehmen. Soweit haben das die Eisenbahnfreunde aus Westsachsen schon organisiert. Einen Vor-Ort-Termin gab es vor wenigen Tagen. Auch ein Kran komme dann zum Einsatz. Die Transportkosten würden sich auf geschätzte 5 000 Euro belaufen, die der Verein der Eisenbahnfreunde bezahlt. „Die Fahrzeuge sollen bei uns in Schönheide eine neue Heimat sowie eine Zukunft als museale, restaurierte Anschauungsobjekte erhalten“, sagt er. Nach Königshain kommen sie also definitiv nicht wieder zurück. Was dann mit dem Terrain passiert, steht jetzt noch nicht fest.

Dass gefällt den Bewohnern des stillgelegten Bahnhofsgebäudes überhaupt nicht. Sie erzählen, dass sie selbst Interesse an den Waggons und der Lok hätten. Denn die stehen ja praktisch seit Jahren vor ihrer eigenen Haustür. Reparieren hätte man die Wagen wollen und bereits Material gekauft. Die Bewohner zeigen auf einen Stapel Bretter, den sie dafür geholt hätten. Eine Tür eines Wagens sei von ihnen instand gesetzt worden. In den Waggons würden außerdem noch weitere Utensilien vom ehemaligen Kreisbahnverein eingelagert sein. Der Besitzer vom Bahnhof erzählt, er sei selbst Mitglied im ehemaligen Kreisbahnverein und demzufolge auch im Heimatverein. Zugestimmt habe er dem Verkauf nicht. Dass sich die Bahnhofsbewohner mit den Plänen schwertun, ist Marco Drosdeck bekannt. „Wir haben aber einen gültigen Kaufvertrag mit dem Heimatverein für den Güterwagen“, sagt er.