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Löbau sieht Rot

Die SZ hat die Ampelphasen der Stadt unter die Lupe genommen. Im Stadtteil Süd ist besonders abends langes Warten angesagt.

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© Matthias Weber

Marcus Scholz

Löbau. Die Ampel neben dem ehemaligen Restaurant „Zum Rundteil“ in Löbau-Süd ist nichts für Ungeduldige. Wer hier aus dem Wohngebiet in der Ahornallee kommt, nach links in Richtung Innenstadt abbiegen will und die grüne Welle verpasst hat, dem winkt eine lange Wartezeit bis zur nächsten Grünphase. Die SZ hat sich jeweils vormittags und abends in die Spur gemacht und einmal überprüft, wie viel Wartezeit Löbaus Verkehrsteilnehmer an den Ampeln der Stadt einplanen müssen und wie lange sie bei Grün die Möglichkeit haben, den Fuß auf dem Gaspedal zu lassen. Schließlich stehen vermutlich nur die wenigsten Autofahrer mit der Stoppuhr in der Hand an einer roten Ampel.

Am gravierendsten ist der Ampelphasen-Unterschied bei Tag und Nacht in besagtem Stadtteil Süd. Aldi-Kunden, die gerade vom Einkauf kommen und von der Ahornallee links in Richtung Innenstadt auf die Straße der Jugend abbiegen wollen, haben bei Grün vormittags ziemlich genau zehn Sekunden Zeit dafür. Bei Rot ist Warten angesagt. Und zwar lediglich eine läppische Minute. Im Vergleich zum Vormittag ist die Ampel am Rundteil abends aber anders geschaltet und stellt Ungeduldige und jene unter Zeitdruck vor eine echte nervliche Herausforderung. Zwar leuchtet die Ampel für Linksabbieger vier Sekunden länger Grün als am Vormittag, die Rotphase allerdings will schier nicht enden. Auto um Auto rollt von der Äußeren Zittauer Straße in Richtung Löbauer Zentrum. Auto um Auto kommt aus der Innenstadt und fährt in Richtung Zittau, Oberland und Stadion. Zeit, um über die Kreuzung am Rundteil zu kommen, haben sie dafür mehr als genug. Denn die Linksabbieger auf der Ahornallee müssen sage und schreibe dreieinhalb Minuten warten bis die Ampel ihre Farben von Rot auf Grün umstellt.

Warum die Ampelphasen solch große Unterschiede aufweisen, erklärt Reinhardt Thurow, Vorsitzender der Oberlausitzer Verkehrswacht Löbau-Zittau. „Der Grund ist sicherlich, dass sich zu den Hauptverkehrszeiten die Autos auf den Straßen nicht stauen“, sagt er. Das bedeutet, dass Verkehrsteilnehmer auf Hauptstraßen, wie zum Beispiel der Straße der Jugend oder der Äußeren Zittauer, länger Zeit haben, um bei Grün zu fahren, weil dort ganz einfach ein größeres Verkehrsaufkommen herrscht als auf der Nebenstraße Ahornallee. Einfluss auf die Ampelschaltung hat die Verkehrswacht aber nicht. „Wir können nur beobachten. Eigentlich sind die Städte für die Länge der Ampelphasen zuständig“, sagt Thurow. Zittau habe zum Beispiel jüngst zwei Ampelphasen in der Stadt verlängert, um den Verkehr flüssiger zu machen, so der Vorsitzende der Verkehrswacht. In Löbau geht das allerdings nicht so einfach. „Die Stadtverwaltung ist nicht für die Regelung von Löbaus Ampelanlagen zuständig. Das macht das Landesamt für Straßenbau und Verkehr“, sagt Stadtsprecherin Eva Mentele. Ins Löbauer Aufgabengebiet würden lediglich die Fußgängerampel am Busbahnhof und die am Löbauer Berg fallen, so Frau Mentele.

Laut Landesamt, kurz Lasuv, sind die Umschaltzeiten von vielen Löbauer Ampelanlagen aufeinander abgestimmt. „Die Ampeln an Neumarkt, Theaterplatz, Ahornallee, Äußere Zittauer- und Rumburger Straße sind miteinander koordiniert“, teilt Lasuv-Sprecherin Isabel Siebert mit. Laut ihren Angaben solle die Umschaltzeit dort im Berufsverkehr 90 Sekunden und in verkehrsschwachen Zeiten, zum Beispiel abends, 75 Sekunden betragen. Die handgestoppten Messungen der SZ sind hingegen andere gewesen. Denn, die Schaltungen am Löbauer Rundteil sind nicht die einzigen, die an Abend und Vormittag voneinander abweichen. Auch bei der Ampel am Neumarkt ist das der Fall. Vormittags leuchtet dort eine Minute und zwölf Sekunden ein grelles Rot. Abends dagegen nur etwas weniger als eine Minute. Warum das so ist, bleibt erst einmal offen. „An allen Lichtsignalanlagen konnten keine Mängel festgestellt werden“, sagt Isabel Siebert. Aber zumindest an dieser Stelle wird langes Warten in absehbarer Zeit endgültig der Vergangenheit angehören. „Die beiden neuen Kreisverkehre werden die Wartezeiten in diesem Bereich entschärfen“, sagt Löbaus Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos).

Die meisten Ampeln der Stadt zeigen aber relativ wenig Abweichung im Tag-Nacht-Vergleich. An der Kreuzung Rumburger Straße in Richtung Stadion dauert eine Rotphase jeweils rund eine Minute. Gleiches gilt für die Querung Weißenberger Straße und Laubaner Landstraße. Auch dort ist die Ampel vormittags und abends rund eine Minute errötet. Selbiges ist im Bereich Georgewitzer- und Äußerer Bautzner Straße der Fall. Einen Sonderstatus hat die Ampel an der Obi-Kreuzung inne. Wer dort tagsüber von der Äußeren Bautzener Straße kommend auf die B 6 abbiegen will, muss 39 Sekunden rotes Licht ertragen. Abends dagegen leuchtet die Anlage durchgängig in Rot. Es sei denn, jemand verirrt sich in die einsame Gegend und möchte die Straße überqueren. Dann schaltet die Ampel fast sofort auf Grün um.