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Löbau hat zwei neue Läden

Sie probieren es: Dieser Tage starten gleich zwei Unternehmer mit ihren Filialen – und beleben damit Leerstehendes.

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© R. Sampedro

Von Susanne Sodan

Löbau. Andreas Nave und Heiko Kretschmer sind sich zwar nicht gerade ähnlich, ein paar Gemeinsamkeiten haben die beiden Männer aber. Beide eröffnen dieser Tage ein Geschäft, beide haben sich als Standort Löbau ausgewählt. Beide bringen in leere Geschäftsräume wieder Leben. Womit, ist allerdings sehr unterschiedlich. Heiko Kretschmer kommt mit einem ganz traditionellen Handwerk nach Löbau, einer Bäckerei. Andreas Nave verkauft etwas, das es noch nicht lange gibt: E-Zigaretten.

Neu in Löbau ist auch Heiko Kretschmar mit seiner Back-Manufaktur.
Neu in Löbau ist auch Heiko Kretschmar mit seiner Back-Manufaktur. © B. Gärtner

Bestimmt hätte Nave auch irgendwo als Handwerker einen Job bekommen. Bei der Gestaltung seines neuen Geschäftes hat er jedenfalls Qualitäten in dieser Richtung bewiesen. Er hat sich mit seinem „Dampfladen“ auf der Eichelgasse eingemietet, in der Nummer 5. Dort, hinter der Fensterfront, steht eigentlich ein kleiner Sockel. Schön soll der aber nicht mehr sein, erzählt Andreas Nave. Seine Lösung: Er hat eine Konstruktion aus Holz drum herumgebaut. Stoff obendrauf, ein paar Kissen, fertig ist die Sitzecke. „Einen kleinen Tisch brauche ich jetzt noch“, sagt Nave. Dann können Kunden hier in Ruhe E-Zigaretten und E-Shishas ausprobieren. „Einen Kaffee gibt’s auch dazu“, verspricht Nave. Dieses Konzept, E-Zigaretten, Kaffee und Gemütlichkeit, hat sich schon in Zittau bewährt. Dort führt Nave seit drei Jahren seinen „Dampfladen“. Das neue Löbauer Geschäft ist seine erste Filiale.

An der Wand links stehen drei Vitrinen, mit den E-Zigaretten. Abgesehen von der länglichen Form – zumindest viele sind länglich, manche fast schon eckig – haben diese elektrischen Dampfgeräte äußerlich nur wenig mit der klassischen Tabakfluppe gemein. Sie bestehen aus einem Mundstück, einem Akku, einem elektrischen Vernebler und einer Kartusche, in der sich eine Flüssigkeit, Liquid genannt, befindet. Durch das Inhalieren wird das Liquid vernebelt. Hinter der Ladentheke stehen in einem großen Regal viele kleine Packungen. Das sind die Liquids, erklärt Nave. „Die gibt‘s in allen möglichen Geschmacksrichtungen.“ Lemonade on Ice, Cherry Frost, Christmas Cookies. Aber auch wenn E-Zigaretten nach Kirschen, Limonade oder gar Weihnachtsgebäck schmecken, sie sind umstritten. Es gibt zwei Lager, die beide auch wissenschaftliche Forscher auf ihrer Seite haben.Die einen sagen: Der Umstieg von der Tabak- auf die E-Zigarette könnte für Raucher eine Chance sein, gesundheitliche Schäden zu reduzieren. Die anderen sagen: Es ist noch nicht ausreichend untersucht, welche langfristigen gesundheitlichen Risiken und Folgen das langfristige Inhalieren der Liquid-Inhaltsstoffe eigentlich haben kann. Meistens ist auch Nikotin enthalten.

Die Diskussion kennt auch Andreas Nave. Ihm selber habe die E-Zigarette aber geholfen, zumindest mit dem Rauchen von Tabak-Zigaretten aufzuhören, deren schädliche Folgen sehr gut bekannt sind. Er war selber früher starker Tabakraucher, erzählt er. „Das Problem bei der Sucht ist nicht das Nikotin“, sagt er. Es sei die Gewohnheit. „Vor dreieinhalb Jahren habe ich mich getraut.“ Damit meint er den Umstieg auf die E-Zigarette. „Es war damals noch schwierig, an solche Geräte ranzukommen. Die Technik war auch noch auf dem Stand vom Grammophon“, erzählt Nave und schmunzelt. Deshalb entschloss er sich vor drei Jahren, nicht mehr Kraftfahrer zu sein, sondern selber einen Laden zu eröffnen, den „Dampfladen“ in Zittau. „Man hat am Anfang gedacht, die E-Zigaretten seien ein vorübergehender Modetrend.“ Aber das Zittauer Geschäft funktioniere gut. Dort hat er jetzt eine Mitarbeiterin angestellt, um selber im neuen Löbauer Geschäft präsent sein zu können. „Mal sehen, wie es hier laufen wird. Ich probiere das jetzt hier aus.“ Ab Montag ist geöffnet.

Genau den gleichen Satz sagt auch Heiko Kretschmer: „Ich probiere das jetzt aus.“ Er hat bereits seit Freitag geöffnet. Back-Manufaktur, so heißt seine Bäckerei, mit der er eigentlich in Kittlitz ansässig ist. Das kleine Unternehmen gibt es schon lange, Heiko Kretschmars Vater Walter hatte mit der Feinbäckerei in Kittlitz angefangen. „Er hat die Bäckerei geleitet, bis er 67 war“, erzählt Heiko Kretschmer. „Ich hoffe, ich kann es auch so lange machen.“ Jetzt steht erst mal ein kleiner Neustart an. Auch für ihn ist das Löbauer Geschäft die erste Außenfiliale. Als Standort hat er sich einen Platz ausgesucht, an dem wohl schon immer eine Bäckerei war: die Ladenzeile hinter dem Norma-Markt an der Breitscheidstraße. Früher war hier die Bäckerei Lehmann, später die Zittauer Stadtbäckerei. Hat Vorteile, dieser Standort, findet Kretschmar. In der Ladenzeile sind links und rechts andere Geschäfte, darunter ein Rehabedarf und eine Apotheke. Das bedeutet auch immer Laufkundschaft. „Es sind auch viele Parkplätze da, das ist immer gut“, sagt Kretschmar. Und: Die Einrichtung seiner Filiale war schon da. Die stammt noch von einer der früheren Bäckereien. „Aber sie ist sehr gut erhalten. Warum hätte ich sie denn rauswerfen und eine neue kaufen sollen?“ Trotzdem, einige Investitionen waren nötig: neue Lampen, eine Kaffeemaschine, neue Dienstkleidung – für seine zwei neuen Mitarbeiterinnen, die die Löbauer Back-Manufaktur betreuen werden. Und für einen Lieferwagen. Wie sonst sollen frühmorgens die Brötchen – Kretschmers Spezialität –, der Kuchen und die Konditorwaren nach Löbau kommen?

Der Standort, der war ihm sehr wichtig. Wegen Schwierigkeiten mit dem Kittlitzer Standort nämlich kam überhaupt erst die Idee mit einer zweiten Filiale auf. Die Bäckerei von Kretschmar liegt in der Nähe der Kittlitzer Volksbank-Filiale. Die Volksbank Löbau-Zittau plant aber, diese Filiale kommendes Jahr einzusparen. Heiko Kretschmar befürchtet, dass das auch weniger Laufkundschaft für ihn bedeuten könnte. Um vorzubeugen, hat er die zweite Filiale geöffnet. Und damit Leerstand gefüllt.