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Löbau bricht mit dem Zittauer Gebirge

Die neuen Tourismus-Pläne von Zittaus Oberbürgermeister sehen seine Amtskollegen zum Teil sehr kritisch.

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© SZ-Bildstelle

Von Anja Beutler

Löbau-Zittau. Löbau macht Zittau einen Strich durch die Rechnung. Die neuen Pläne des Zittauer OBs Thomas Zenker (Zkm) für einen besseren und stärkeren Tourismusbund im Süden des Landkreises sieht Löbaus Stadtoberhaupt Dietmar Buchholz mitnichten als Hoffnungsschimmer. Stattdessen stellt er klar: „Löbau will aus der gemeinsamen Touristischen Gebietsgemeinschaft Zittauer Gebirge/Oberlausitz austreten.“ Mit dem Gedanken trage man sich schon länger, vor allem, weil sich Löbau in diesem TGG genannten Zusammenschluss von zehn Südkreis-Kommunen nicht vertreten fühle. Das fange bei Inhalten und Kosten an und reiche bis zum Namen.

Die neuen Ideen von Zenker für die TGG bieten den Mitgliedern an, den gemeinsamen Bund mit Zittauer Personal zu stärken. Langfristig laufen sie unter anderem darauf hinaus, dass die beteiligten Gemeinden ihrerseits die eigenen Tourist-Informationen mehr oder weniger unter Regie der TGG und somit künftig der Zittauer Stadtentwicklungsgesellschaft stellen sollen. Zenker erhofft sich, Engpässe bei Öffnungszeiten der Tourist-Infos zu beseitigen. „Das kommt nicht infrage“, macht Buchholz deutlich. Löbau orientiere sich stattdessen in Richtung Oberland. Mit der dortigen Touristischen Gebietsgemeinschaft Oberlausitzer Bergland, in der acht Gemeinden von Cunewalde über Oppach bis Wilthen und Neukirch vertreten sind, sieht Buchholz viel mehr Gemeinsames.

Auch Ebersbach-Neugersdorf liebäugelt mit dieser Oberland-TGG. Bislang ist die Stadt in keiner derartigen Vereinigung Mitglied. Das sollte sich eigentlich im Dezember mit einem Stadtratsbeschluss ändern, die Stadt ist deshalb durchaus umworben. Nun werde man die Neuerungen aus Zittau noch einmal abklopfen, bevor man sich entscheide, betont Bürgermeisterin Verena Hergenröder (parteilos). „Inhaltlich konnte ich dem Vorschlag von Thomas Zenker aber noch nicht viel Neues entnehmen“, sagt sie. Ganz ähnlich sieht es auch Kottmars Bürgermeister Michael Görke (parteilos), dessen Gemeinde bereits Mitglied der TGG war, dann aber austrat – „weil wir uns nicht vertreten fühlten.“

Droht also statt einer Stärkung eine Spaltung? Thomas Zenker hatte mit der neuen Struktur einen Aufschwung angekündigt. Es gebe breites Interesse, neue Mitglieder könnten gewonnen werden – wie eben Ebersbach-Neugersdorf und Mittelherwigsdorf. Ziel ist auch eine Rückkehr von Großschönau, das nach Meinungsverschiedenheiten nicht mehr am gemeinsamen Strang zieht. Derzeit gibt es für eine positive Wende nach dem ersten Schritt wenige Anzeichen. Zwar begrüßt Großschönaus Bürgermeister Frank Peuker (SPD), dass sich Zittau seiner Rolle angemessen bei der TGG einbringen werde. Seine Gemeinde wolle sich auch nicht verweigern und mittun. Aber die inhaltlichen Kernfragen seien noch zu klären. Denn das Zittauer Gebirge als einzig historisch gewachsene Urlaubsregion im Südkreis verfolge eben andere Ziele als Gemeinden, die eher auf Ausflugstourismus setzen.

Noch deutlicher wird Olbersdorfs Bürgermeister Andreas Förster (FDP): Eine Stärkung für den Tourismus in der Region könne er durch die neue Struktur Zenkers nicht erkennen. Im Gegenteil: „Mir drängt sich zunehmend das Gefühl auf, hier geht es allein um die Umverteilung von Personen und Geld“, sagt er. Deshalb habe er im Vorstand der TGG diesen Weg auch nicht befürwortet.

Wie andere Mitglieder der TGG dies sehen, wird sich kommenden Dienstag bei der Abstimmung zeigen, wo die Zittauer Vorschläge grünes Licht erhalten sollen. Von den TGG-Mitgliedern Herrnhut und Ostritz ist dabei grundsätzlich Offenheit zu erwarten: Dass sich etwas bewege bei diesem Thema, begrüßt die Ostritzer Bürgermeisterin Marion Prange (parteilos) – auch wenn sie sich tiefergehende Informationen wünsche. Auch ihr Herrnhuter Amtskollege sieht es positiv, dass die Stadt Zittau der TGG Kraft geben werde – und ist auf weitere Details neugierig. Neugierig geworden ist auch Mittelherwigsdorf. Bürgermeister Markus Hallmann (FW) kann sich zumindest vorstellen, dass seine Gemeinde künftig dem TGG-Bund beitritt.