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Lkw-Ärger im Gewerbegebiet

Anwohner der Schäfereistraße befürchten durch weitere Firmen deutlich mehr Lärm und Dreck. Dass es dazu nicht kommt, kann OB Uwe Anke nicht garantieren.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Heynitz-Lehden. Wenn die Stühle, auf denen Bürger während der öffentlichen Sitzung des Nossener Stadtrates Platz nehmen können, so gut gefüllt sind, dann gibt es etwas zu bereden. So auch beim Stadtrat am vergangenen Donnerstagabend. Fast ausnahmslos sind Bürger aus der im Gewerbegebiet Heynitz befindlichen Häusersiedlung – im speziellen Bewohner der Schäfereistraße – gekommen. Sie möchten von Oberbürgermeister Uwe Anke (parteilos) wissen, wie die neuen Pläne der Stadt für das Gewerbegebiet aus seiner Sicht mit ihrer Wohnqualität vereinbar sind.

„Uns würde schon interessieren, wie zukünftig die Umgestaltung zu einem Industriegebiet aussehen soll“, fragt eine Anwohnerin etwas zugespitzt. Tatsächlich hat die Verwaltung nicht vor, das gesamte Areal für industrielle Dienstleister oder Produzenten zu öffnen. Allerdings gibt es südlich der Früchte Vertrieb GmbH eine derzeit noch freie Fläche. Für diese sucht die Stadt einen Interessenten.

Kraftfahrer werfen Müll achtlos weg

Um nicht schon im Vorhinein Betriebe auszuschließen, soll das Teilstück gegebenenfalls auch an einen Industrieproduzenten vergeben werden.

Dazu hatte es im letzten Stadtrat im Oktober einen entsprechenden Beschluss gegeben, der auch nachts arbeitenden Firmen oder solchen mit erhöhter Lärm-Immission die Ansiedlung auf dem vakanten Stück gewähren könnte. „Dieses befindet sich aber südlich des Fruchthofes und damit so weit entfernt von dem Wohngebiet, dass die Lautstärke nicht dort hinein dringt“, beschwichtigt Uwe Anke. Für die unmittelbare Umgebung der Wohngebiete Schäferei- und Vorwerkstraße garantiert er, dass hier keine Industriebetriebe ansässig werden dürfen. „Das ist rechtlich gar nicht möglich.“ Doch die Sorgen der Heynitz-Lehdener sind damit nicht gelöst.

„Mehr Firmen bedeuten auch noch mehr Lkw-Verkehr, der bei uns vorbei donnert. Und noch mehr Lkws, die nachts unerlaubt auf den nahe gelegenen Stellflächen parken“, so die Anwohnerin. Helmut Waldapfel, der in der Schäfereistraße wohnt, ergänzt: „Viele Kraftfahrer werfen ihren Müll in die Gegend oder machen ihr Geschäft mitten auf den angrenzenden Ackerflächen. An das Nachtparkverbot und die Geschwindigkeitsbegrenzung hält sich eh nie einer.“ Dabei wird deutlich, dass die Anwohner zwar mehr Lärm und Verkehr durch ein mögliches, kleines Industriegebiet nicht wollen, ihre ärgsten Sorgen aber grundsätzlicher Art sind und die allgemeine Ordnung im Gewerbegebiet betreffen.

So gilt an den das Wohngebiet umgebenden Haltebuchten von 22 bis 6 Uhr Parkverbot. Nachts dürfen hier also keine Kraftfahrer mit ihren Autos parken – auch um die Ruhe der Anwohner zu gewährleisten. „Damit klappt es aber genauso gut wie mit der Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kmh, nämlich gar nicht“, sagt Helmut Waldapfel.

„Wir kennen diese Probleme, versuchen sie mit Ordnungsamt und Polizei besser zu bewältigen“, reagiert Uwe Anke. Ihm sei auch bekannt, das insbesondere die Kühlaggregate der Lkws Lärm verursachen. Diese müssten sich deshalb umso mehr an die Verbotszeiten halten. Kurz und knapp fasst er zusammen: „Es gibt ein Lärm- und Abfallproblem im Gewerbegebiet Heynitz-Lehden. Dem müssen wir uns stellen.“ Dass diesen Worten Taten folgen, davon scheinen die anwesenden Bürger nicht wirklich überzeugt. Eine Garantie vom OB möchten sie haben, dass der Lkw-Verkehr in nächster Zeit nicht noch weiter zunimmt.

Dessen Reaktion fällt in Anbetracht der bevorstehenden Vergabe einer weiteren Fläche nicht überraschend aus: „Ich kann ihnen garantieren, dass es mehr Verkehr geben wird.“ Ernüchtert verlassen die Anwohner an diesem Abend den Ratssaal.