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Linzer bekommen nach Protest ihr Löschfahrzeug

Nach einer Protestaktion der Ortsfeuerwehr hat die Gemeinde nun doch Mittel für ein LF 20 in den Haushaltplan eingestellt.

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© Kristin Richter

Von Manfred Müller

Linz. So etwas hatte es in Schönfeld noch nicht gegeben. Im November enterten an die 20 Feuerwehrleute die Sitzung des Gemeinderates und machten ihrem Herzen so richtig Luft. Es ging um die Ausrüstung der Ortswehr im Dörfchen Linz und vor allem um das alte W-50-Einsatzfahrzeug, mit dem die Kameraden immer noch zu Bränden und Unfällen ausrücken müssen (die SZ berichtete). Das Auto aus dem Jahr 1984 wies eine Vielzahl von Mängeln auf, so dass sich die Brandschützer kurzerhand als nicht einsatzfähig abgemeldet hatten. Sie pochten auf den Brandschutzbedarfsplan, in dem für die Ortswehr die Anschaffung eines Tanklöschfahrzeugs vorgesehen ist. Allerdings fehlte der Gemeinde dafür das Geld – sie hatte in den Haushaltplan 2018/19 keine Mittel dafür eingestellt. Das brachte die Linzer, die schon seit vielen Jahren auf ihr LF 20 warten, auf die Palme.

Schild des Anstoßes: Das Protestplakat, das vor zwei Wochen am Linzer Ortseingang aufgestellt worden war.
Schild des Anstoßes: Das Protestplakat, das vor zwei Wochen am Linzer Ortseingang aufgestellt worden war. © Archiv

Die Begründung der Gemeinde für ihre Ablehnung war zunächst durchaus nachvollziehbar. Hatten ihr doch die Linzer das Info-Angebot eines Fahrzeugausrüsters präsentiert – Kostenpunkt 476 000 Euro. Beim derzeit geltenden Fördersatz hätte die Kommune für den Kauf eine Viertelmillion an Eigenmitteln aufbringen müssen, und das konnte sie sich beim besten Willen nicht leisten. Es gab eine Fülle von Beratungen und Deeskalationsversuchen – bis sich herausstellte, dass ein Fahrzeug mit der gewünschten Ausstattung wesentlich billiger zu haben ist. Nachdem sich Kreisbrandmeister Ingo Nestler eingeschaltet hatte, sanken die Kostenprognose auf 375 000, der Gemeindeanteil auf 160 000 Euro. Auf zwei Jahre verteilt, könnte sich Schönfeld das gerade noch leisten. Deshalb wurde der Bedarf schnell noch in die Haushaltrechnung eingearbeitet – pari pari für die Jahre 2019 und 2020. „Die Linzer haben einen Abschnitt der Autobahn abzusichern“, erklärt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. „Wenn es dort einen schweren Unfall gibt, geht es um Menschenleben. Wir wollen uns nicht irgendwann vorwerfen lassen, eine unzureichend ausgerüstete Feuerwehr hingeschickt zu haben.“ Deshalb brauche die Ortsfeuerwehr ein modernes Fahrzeug, das mit Schere, Spreizer und einem Löschtank ausgerüstet ist.

Der Vorschlag von Gemeinderat Siegmar Dörschel, einfach ein kleineres Auto anzuschaffen, ist damit vom Tisch. Nicht zuletzt wegen einer Warnung des Kreisbrandmeisters, nicht an der falschen Stelle zu sparen. Auch ein Angebot von Feuerwehrkollegen, ein gebrauchtes, aber schon ziemlich betagtes Fahrzeug zur Verfügung zu stellen, wurde deshalb verworfen. Allerdings hätten die Linzer ihr Anliegen fast noch selbst torpediert. Sie stellten am Ortseingang ein Protestplakat auf, das ziemlich scharf mit den Feuerwehr-Verantwortlichen ins Gericht ging (siehe Foto). Landrat Arndt Steinbach reagierte darauf ziemlich verschnupft. Er werde so eine Aktion nicht noch mit Fördergeldern belohnen, ließ er durchblicken. Das Schild verschwand daraufhin schon nach wenigen Stunden. Und die Ortsfeuerwehr schwor Stein und Bein, dass sie nicht für die Aufstellung verantwortlich sei. Bürgermeister Weigel hingegen hatte weniger Probleme damit. „Es ist ja kein Geheimnis, dass der Freistaat die kleineren Ortsfeuerwehren seit Jahren kurz hält“, sagt er. „Das Schild hätte nur an der richtigen Stelle platziert werden müssen – vor dem Landtag in Dresden.“ Weigel hofft darauf, dass die CDU-geführte Landesregierung aus der vergeigten Bundestagswahl die richtigen Lehren zieht, und sich mehr um die Bevölkerung im ländlichen Raum kümmert. Was die politische Stimmung in den Dörfern betrifft, sind die Ortfeuerwehren dort eine Macht.

Der Linzer Feuerwehraufstand hat also durchaus Wirkung gezeigt. Der marode W 50 ist inzwischen repariert und TÜV-geprüft. Ende der Woche soll im Gerätehaus eine Absauganlage eingebaut werden, damit die Kameraden nicht mehr die schädlichen Dieselabgase einatmen müssen und ihre Einsatzbekleidung beim Starten des Feuerwehrautos nicht mehr verrußt wird. Und es ist auch davon auszugehen, dass der Gemeindehaushalt mit der ersten Eigenmittel-Scheibe für das neue Löschfahrzeug im Januar verabschiedet wird.