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Linker Finanzexperte wechselt von Sachsen nach Berlin

Ein prominenter Linker verlässt den Landtag. Sebastian Scheel wird Staatssekretär für Wohnen in der Bundeshauptstadt.

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© dpa

Von Thilo Alexe

Der Jobwechsel kommt überraschend. Der sächsische Linkenpolitiker Sebastian Scheel verlässt den Landtag in Dresden und wird Staatssekretär für Wohnen in Berlin. Möglich ist der Schritt nur, weil der zunächst in dieses Amt berufene Andrej Holm wegen seiner Stasitätigkeit nach nur wenigen Wochen zurücktrat.

Für die sächsische Landespolitik ist Scheels Wechsel nicht bedeutungslos. Mehrfach wurde der heute 41-Jährige als möglicher Spitzenkandidat der Linken und damit letztlich auch als möglicher Ministerpräsident gehandelt.

2014 zog jedoch Landeschef Rico Gebhardt an der Spitze der Landesliste in den Wahlkampf. Scheel hatte sich zuvor allerdings profiliert – unter anderem als Finanzpolitiker im Landtag.

Er war Vizechef des Landesbankuntersuchungsausschusses und Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Derzeit besetzt der 41-Jährige als parlamentarischer Geschäftsführer einem Führungsposten in der Linksfraktion. Schlagzeilen machte Scheel mehrfach wegen seines Stils. Dazu zählen schicke Anzüge, ein nobler Füller und ein Mercedes. Als „Genosse Genießer“ bezeichnete ihn die Wochenzeitschrift Zeit. Die Sächsische Zeitung schrieb vor Jahren, falls tatsächlich das Gespenst des Kommunismus durch Sachsen ziehe, trage es ein gut sitzendes Jackett, eine Werber-Brille und kenne die Details des Landeshaushalts. Doch Scheel, der Mormone war, kennt in der Politik noch mehr. Aus Leipzig zog er auch aus politischen Gründen weg. Die damalige tiefrote städtische Linkenspitze hatte Probleme mit dem jungen pragmatischen Realo-Politiker. Bei der Bundestagswahl 2013 trat er im Kreis Meißen als Direktkandidat an – gewählt wurde der CDU-Minister Thomas de Maizière.

In Berlin dürfte bezahlbares Wohnen zu den Schwerpunkten des Linken zählen. Er „werde mit aller Kraft die Reformvorhaben der rot-rot-grünen Regierung unterstützen, damit in Berlin das linke Herzensanliegen einer sozialen Wohnungspolitik umgesetzt wird“, sagte Scheel der SZ. In Sachsen hatte er unlängst intern mit einem Papier für Rot-Rot-Grün geworben – ein Projekt, das Parteichef Gebhardt als von der Realität überholt ansieht.

Für Scheel, der am 22. Februar ernannt werden soll, rückt der Leipziger Sozialpädagoge René Jalass in den Landtag nach. Der 34-Jährige leitete das Büro der Thüringer Bildungs- und Jugendministerin.